• Christina Büchi und Erich Stamm haben ihre letzte Saison als Organisatoren der Konzerte im Huttwiler Kellerbistro erfolgreich gestartet. · Bild: Yanick Kurth

24.11.2016
Huttwil

15 bewegte Jahre Kellerbistro

Seit 15 Jahren treten im Huttwiler Kellerbistro verschiedene Bands und Musiker aus dem In- und Ausland auf. Das Kellerbistro hat sich über die Region hinaus einen guten Namen geschaffen. Trotzdem denken die Initianten Erich Stamm und Christina Büchi ans Aufhören.

Die Konzertabende in der Alten Mühle in Huttwil sind beliebt, Besucher kommen aus der ganzen Region Emmental-Oberaargau und aus den angrenzenden Kantonen, ja sogar aus dem Ausland ins Blumenstädtchen. Musiker und Bands aus dem In- und Ausland bringen jeweils eine urbane und tolle Stimmung in den gewölbten Keller. Die Verantwortlichen Erich Stamm und Christina Büchi zeigen aber «Ermüdungserscheinungen»; sie möchten sich nach der Jubiläumssaison zurückziehen. Doch bevor es soweit ist, haben sie noch einmal einige bewährte Highlights und neue «fätzige» Konzerte zusammengestellt.

Umfangreiches Programm
So kommen mit der «Schürmüli-Musig» Lebensfreude, Begeisterung, Beschwingtheit und Temperament mit grenzüberschreitender, «lüpfiger» Volksmusik aus aller Welt auf die Bühne. Nicht zum ersten Mal wird «Musique Simili» im Kellerbistro zu Gast sein. Nach der Schweizer Première ihrer Jubiläumstournee in Basel und der Berner Première Ende Dezember im La Cappella in Bern wird das erste Konzert 2017 in Huttwil stattfinden. Die Bluesfreunde kommen mit dem Bluesquartett «Marco Marchi & the Mojo Workers» auf ihre Rechnung. Mit «Musique en route» wird virtuos «in den wilden Osten» vom Balkan bis Russland entführt.
Als absolutes Highlight wird die Band «No Crows» aus Irland mit der Ex-Bernerin Anna Houston-Widmer ihr fulminantes Feuerwerk zum wiederholten Mal im Kellerbistro zünden. Zum Saisonschluss wird die junge Berner Cabarettistin Lisa Catena ihr neues Soloprogramm dem Bistropublikum exklusiv, sozusagen als Hauptprobe vorstellen. Sie hat sich das Kellerbistro schon zum zweiten Mal für ihr «Tryout» ausgelesen.

Dankbar für die gute Zeit
Erich Stamm und Christina Büchi blicken mit viel Freude auf die vergangenen Jahre zurück. «Einerseits habe ich vor 15 Jahren niemals gedacht, das Huttwiler Kulturangebot während so vielen Jahren mit Konzerten zu bereichern», erzählt Erich Stamm. Andererseits sei der bald 70-Jährige auch froh, wenn es Entlastung gebe. Nach 15 Jahren habe er nicht mehr die gleiche Motivation wie zu Beginn. Aber: «Ich hatte das Privileg, dass die Bands und Musiker zu mir ins Haus kamen.» Christina Büchi ist 10 Jahre dabei. «Ich habe zunehmend gemerkt, dass die Konzerte im Kellerbistro langsam zur Routine werden und das Kribbeln nicht mehr so gross war», erzählt Christina Büchi. «Wenn ich mich ehrenamtlich beschäftige, muss die Freude im Vordergrund stehen.».

Viel mehr Band-Anfragen
Im Jahr 2010 wurde eine Homepage entwickelt. Dieses Angebot wurde von den Besuchern sehr geschätzt, vor allem aber nahmen Bewerbungen von Bands und Musikern seither stark zu. Pro Saison haben sich über 50 Musikgruppen gemeldet – und praktisch alle hier aufgetretenen Gruppen wünschten ebenfalls eine Neuauflage. Für eine Wintersaison konnten aber nur 10 bis 14 Bands eingeladen werden. «Auswahl und Verhandlungen bis Vertragsabschluss waren zeitaufwändig», wie Erich Stamm erläutert. Bei den Abklärungen ging es dann meistens noch um «Zeit und Geld», um mögliche Termine und Honorare. Den Musikern war nämlich bewusst, dass ihnen in Huttwil nicht riesige Gagen bezahlt werden können. Trotzdem war das Kellerbistro über die Jahre hinweg nicht kostendeckend.

Hausarzt bei der Gründung dabei
Vor 15 Jahren hatten Erich Stamm und der damalige Huttwiler Hausarzt Ueli Löffel die Idee, den grossen Kellerraum besser zu nutzen. Die ersten öffentlichen Konzerte im Gewölbekeller der Alten Mühle Huttwil wurden 2002 unter dem Namen «City-Club Huttwil» angeboten. Vorher hatte Ueli Löffel zusammen mit Erich Stamm Weiterbildungsveranstaltungen für Ärzte organisiert. Im Rahmen dieser Ärztekurse fanden in geschlossener Gesellschaft auch Konzerte mit Schwerpunkt Jazz statt. Mit der Zeit kam der Gedanke auf, solche Konzerte auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So fand im Juni 2002 das erste öffentliche Konzert statt.

Christina Büchi übernimmt
Aus beruflichen Gründen lag es dann Ueli Löffel fünf Jahre später nicht mehr drin, sich weiterhin für das Kellerbistro einzusetzen. Die Huttwilerin Christina Büchi trat in die Fussstapfen von Ueli Löffel. «Als ich erfahren habe, dass sich Ueli Löffel zurückziehen will, war ich sofort bereit, an seiner Stelle einzusteigen», betont Christina Büchi. Vorher war die Huttwilerin jeweils Gast im Kellerbistro. In jener Zeit schaffte Huttwil die Kulturkommis-sion ab, was Christina Büchi überhaupt nicht verstanden hat. Für sie, die mit Kultur gross geworden war, ein Grund mehr, im Kellerbistro die Kultur aufblühen zu lassen.

Kultur hat es schwer in Huttwil
Der Betrieb erfolgte auf privater Basis und praktisch ohne öffentliche Unterstützung. Mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern am Buffet und im Service hat sich in den vergangenen Jahren ein kleines Konzertlokal mit spezieller Atmosphäre etabliert, das sowohl von den Besuchern sehr geschätzt, als auch bei vielen Musikern und Bands für Auftritte begehrt ist.
Meistens aber kommen mehr als die Hälfte der Gäste von ausserhalb. «Ohne die auswärtigen Gäste hätte ich bereits viel früher dicht machen können», betont Erich Stamm. «Kultur hat es nirgends einfach, aber Huttwil ist ein spezielles Pflaster», betont Christina Büchi.

Wie geht es weiter?
Die Filmspur Huttwil nutzt den gewölbten Keller ebenfalls. Auch für Geburtstags- und andere Feste wird er genutzt. Den Keller wolle er auch in Zukunft offen halten, erklärt Erich Stamm.
Könnte es doch eine Fortsetzung geben? Eine mögliche Variante läuft jetzt schon: Ein Gast des Kellerbistros hegte schon lange den Wunsch, einmal eigene Konzerte zu organisieren. So hat dieser Gast bisher schon einige Konzerte nach seinen Wünschen und auf seine Rechnung, aber mit der Infrastruktur des Kellerbistros organisiert, unter anderem am letzten Freitag das Willisauer «Fröilein Da Capo», welches schon im Vorfeld längstens ausverkauft war. 

Von Yanick Kurth