• Anita Mosimann bei der Zubereitung der eigenen Forellen. Ihre Menü-Zusammenstellung und -Zubereitung hat sie zum Sieg bei der «Landfrauenküche» geführt. · Bild: copyright / SRF Ueli Christoffel

28.11.2018
Emmental

Anita Mosimann und ihr grosser Auftritt in der «Landfrauenküche»

Die «Landfrauenküche», auf SRF 1 jeweils am Freitagabend, zieht wiederum die Deutschschweizer Fernsehzuschauer in den Bann. Mit dabei ist in der aktuellen Staffel Anita Mosimann aus Affoltern. Sie wird morgen Freitagabend, 20.05 Uhr, ihren grossen Auf tritt haben. Unter ungewohnten Bedingungen und mit einem «einheimischen» Menü. Ein Menü allerdings, welches man nicht unbedingt in einem 500-jährigen Emmentaler Bauernhaus suchen würde, das in die Geschichte der Gotthelf-Filme eingegangen ist.

Affoltern · «Ob ich gewinne ist mir egal. Aber mitmachen zu dürfen, diese Herausforderung zu schaffen, das war mein grosses Ziel», sagt Anita Mosimann im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Entsprechend riesig war ihre Freude, als sie erfahren hatte, dass sie zur zwölften Staffel der «Landfrauenküche» gehören würde.
Für sie ist es ein Stück weit eine Kompensation für vieles, auf das sie seit der Diagnose «Multiple Sklerose» vor fünf Jahren nach und nach verzichten muss. «Ich werde nie mehr Ski fahren können, nie mehr wandern, nie mehr Kühe an die Viehschau führen», sagt die gebürtige Grindelwaldnerin. Zu unsicher ist ihr Gang geworden, zu beschwerlich das Gehen und Stehen. Aber hadern tut Anita Mosimann nicht. Mit ihrem Quad geht sie mit dem Hund spazieren, mit dem «Milchtaxi» tränkt sie die bis zu 30 Kälber, den Garten hat sie gegen ihre Bienenvölker getauscht, die Arbeit auf dem Hof und im Haushalt ist sorgfältig durchgeplant und die Kräfte damit ebenso sorgfältig aufgeteilt.
Aber – «schreib bloss nicht zuviel von meiner Krankheit», meint sie. Es gehe ihr gut, sie könne aufstehen, arbeiten ... und eben für die «Landfrauenküche» kochen. Das habe für sie eine unglaubliche Bedeutung, strahlt die 45-Jährige. Und ist schon mitten im Erzählen. Von der tollen Gruppe, welche die zwölfte Staffel bilde. «Mir heis uuuuu-schön zäme.» Von den gemeinsamen Erlebnissen; von kleinen Missgeschicken, die die sieben Frauen wie eine verschworene Bande zusammen vor den Augen der Kameras und damit vor den Fernsehzuschauern zu verdecken versuchten und hintennach herzlich darüber lachten; vom Reiz, in andere Höfe und Familiensitten hineinblicken zu dürfen.

Keine Sonderbehandlung
Anita Mosimann wollte wegen ihrer Krankheit keine Sonderbehandlung. Aber morgens sehr früh aufstehen, vom abgelegenen Weiler Tannen in Affoltern mit dem ÖV in die Ostschweiz oder sonst wohin zu reisen, dann noch Postauto fahren und einen, Abend vor dem Fernsehen bestreiten hätte ihre körperlichen Kräfte überschritten. Also durfte sie einen Tag vorher mit dem Auto anreisen und so entspannt zur Postautofahrt und zum Fernsehabend bei den Kolleginnen antreten. «Es war einfach nur toll», strahlt sie.

Forellen aus dem eigenen Teich
Aber der eigene grosse «Chrampf» zuhause? Mit einer Handbewegung wischt sie die Frage weg. Ihren Mann Ernst Mosimann habe sie natürlich fragen müssen bevor sie sich für die Teilnahme beworben habe. Er war während der Sendung wie alle Ehemänner der teilnehmenden Frauen, völlig ungewohnt und ungeübt, für den Service zuständig. Aber der «Aschi» habe das super gemacht.
Und sie selbst – ja, es habe ihr riesigen Plausch bereitet. Sie erzählt von den Forellen, die sie für die «Landfrauen» aus dem eigenen Teich gefangen hat, dass diese aber eigentlich gar nicht die grösste Überraschung im gewählten Menü gewesen seien, sondern das Dessert (über letzteres schweigt der «Unter-Emmentaler» diskret, alles soll man ja nicht gleich verraten ...). Dass sich ihr grosses Bauernhaus hervorragend für die Sendung geeignet habe. Denn neben der alten Küche, die offiziell nicht mehr in Gebrauch ist, hat die «Landfrauen»-Köchin ein gemütliches Stübli für diverse Familienanlässe eingerichtet. «Ich brauchte für den Anlass nichts anders einzurichten oder anzupassen.»

Aus «Gotthelfs Zeiten»
Mosimann’s Haus ist an die 500 Jahre alt, ein richtiges Emmentaler Bauernhaus im abgelegenen Weiler, das 1964 auch Drehort bildete für Franz Schniders Gotthelf-Film «Geld und Geist». Gemeinsam mit ihrem Mann und einem Angestellten bewirtschaftet Anita Mosimann das 43-Hektaren-Heimet mit Milchwirtschaft und wenig Ackerbau. Teil davon sind auch 8 Hektaren Bergweide im Berner Oberland. Ernst Mosimann betreibt nebenbei einen Viehhandel. Auf dem Hof selbst werden bis zu 80 Stück Vieh gehalten, darunter Mast- und Zuchtkälber und zwei Dutzend prächtige Zuchtkühe, auf welche das Ehepaar zusammen mit Sohn Simon (16) sehr stolz ist. Simon ist im ersten Bauernlehrjahr. Zum Hof gehören Wald und eben die zwei idyllischen Weier mit dem heimelig eingerichteten «Hüsli» dabei. Die Weier selbst schreiben Geschichte, wurden anfangs der 1970er-Jahre als Feuerweier erstellt («wär hät ächt dört abe im däm Loch wöue go ä Leitig lege?», fragt sich Anita Mosimann) und wären ein Jahr später nicht mehr erlaubt worden. Heute steht die Idylle unter Schutz, ist Lebensraum für unzählige Insektenarten, Libellen und eben für die Forellen, welche in Mosimanns Küche eine willkommene Abwechslung bilden.
Morgen Freitagabend, wenn die Sendung ausgetragen wird, kann sich die Bäuerin zurücklehnen. Bereits freut sie sich auf die finale Live-Sendung, die zwar eine weitere körperliche Herausforderung für sie bilden wird. Das aber nimmt sie gerne auf sich. Und: «Sie tüe mer de äs Stüeli häre woni aube einisch schnäu cha drufsitze. De geit das scho.»

Gut zu wissen
Fernsehabend aus der Region des «Unter-Emmentaler», SRF 1, Freitagabend, 30. November: 18.15 Uhr, «Mini Beiz, dini Beiz», aus dem Stadthaus Huttwil. 20.05 Uhr, «Landfrauenküche» mit Anita Mosimann aus Affoltern i.E.

Von Liselotte Jost-Zürcher