• Madiswil ist bereit, unbegleitenden Flüchtlingskindern und -jugendlichen die Hand zu reichen und Möglichkeiten für ihre Unterbringung und die nötige, altersgerechte Wohn- und Betreuungsform zu bieten. · Bild: pixelio

27.10.2016
Oberaargau

Anonymes Flugblatt gegen Aufnahme von minderjährigen Flüchtlingen

Mit einem anonymen Flugblatt wird die Bevölkerung von Madiswil aufgefordert, sich gegen das Unterbringen von Asylbewerbern an der Obergasse 27 zu beschweren. Gemeinderat und Regierungsstatthalteramt möchten mit den Verfassern in Kontakt treten.

pd/ljw · Im Informationsorgan der Gemeinde Madiswil, dem «Linksmähder» vom
1. Oktober 2016, haben der Gemeinderat, der Regierungsstatthalter sowie das Zentrum Bäregg GmbH über die Unterbringung von rund 25 minderjährigen Asylbewerbern an der Obergasse 27 informiert.
Umso erstaunter hätten deshalb der Gemeinderat Madiswil und der Regierungsstatthalter vom anonymen Flugblatt, welches in Madiswil verteilt wurde, Kenntnis genommen. So lautet eine Pressemitteilung des Regierungsstatthalteramts Oberaargau vom Dienstag. Im Flugblatt wird den Verantwortlichen vorgeworfen, dass die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Die Madiswilerinnen und Madiswiler werden aufgefordert, sich über die Unterbringung zu beschweren.

Kein Ankunftszentrum
An der Obergasse 27 sei kein Ankunftszentrum für Asylsuchende vorgesehen, wehren sich Gemeinderat und der Regierungsstatthalter in ihrer Mitteilung. Es sollen maximal 25 minderjährige Jugendliche dort untergebracht werden. Diese werden durch die Zentrum Bäregg GmbH betreut. Die Zentrum Bäregg GmbH ist für die Gewährung der Asylsozialhilfe und die Unterbringung und Betreuung von allen dem Kanton Bern zugewiesenen unbegleiteten Minderjährigen zuständig, die in der Schweiz Asyl beantragt haben (der «Unter-Emmentaler» berichtete).

Information an der
Gemeindeversammlung

Der Gemeinderat und der Regierungsstatthalter nehmen die Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst. An der Gemeindeversammlung vom 8. Dezember wollen sie zusammen mit den kantonalen Stellen und den Betreibern der Unterbringungsstelle die Bevölkerung noch persönlich informieren. Es soll die Möglichkeit geboten werden, Fragen zu stellen und Befürchtungen zu äussern.
Der Regierungsstatthalter und der Gemeinderat Madiswil bedauern, dass das Flugblatt anonym gestaltet ist. Trotzdem wollen sie versuchen, vor der Gemeindeversammlung mit den möglichen Verfassern in Kontakt zu treten und das Gespräch zu suchen, «wenn dies von ihnen gewünscht wird», so die Medienmitteilung.
Um die Unterbringung aller asylsuchenden Kinder und Jugendlichen sicherzustellen, sei der Kanton auf zusätzliche Wohnplätze angewiesen, halten Gemeinderat und Regierungsstatthalteramt im «Linksmähder» von Anfangs Oktober fest.
Zu diesem Zweck werde bereits ein Haus in Lindenholz, Leimiswil, genutzt, wo aktuell 12 Kinder und Jugendliche wohnen. Per Ende Jahr sollen nun zusätzliche rund 25 asylsuchende Kinder und Jugendliche an der Obergasse 27 in Madiswil untergebracht und von Mitarbeitenden der Zentrum Bäregg GmbH betreut werden. Die Gemeinde Madiswil und das Regierungsstatthalteramt Oberaargau seien sich der aktuellen Asylsituation und des weltweiten Flüchtlingselends sowie ihrer neuen zentralen Rolle in der Beschaffung von zusätzlichen
Asylunterkünften bewusst und würden mit der Bereitstellung der benötigten Unterkunftsplätze in der Gemeinde Madiswil ihre Verantwortung im Asylwesen wahrnehmen.
Gemeinderat und Regierungsstatthalter würden verstehen, «dass sich durch die vorübergehende neue Nachbarschaft bei den Einwohnerinnen und Einwohnern von Madiswil Fragen ergeben können und stehen deshalb für Anliegen und Ungewissheiten gerne zur Verfügung», heisst es im «Linksmähder» weiter. Sie seien deshalb gerne bereit, Fragen zu beantworten und Auskünfte zu erteilen.