• Geschäftsführer Frank Jantschik (links) und VR-Präsident Kurt Nüesch freuen sich auf den neuen Wintergarten. · Bild: Leroy Ryser

25.11.2016
Emmental

Aufbruchsstimmung – trotz Schwierigkeiten

Die Schaukäserei Affoltern kann bereits jetzt auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken. Die Besucherzahlen sind gestiegen, so konnte zudem der Umsatz in der Gastronomie und im Käsefachgeschäft gesteigert werden. Mit den Erfolgen im Rücken werden jetzt Veränderungen angestrebt. Diese sind aus finanziellen Gründen aber auch von externen Organisationen und Firmen abhängig.

Affoltern · Das Jahr 2016 ist zwar noch nicht ganz zu Ende, aber bei der Schaukäserei Affoltern, die vor allem vom Sommergeschäft abhängig ist, kann man schon jetzt auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken. Die noch folgenden Wochen dürften die gute Bilanz nicht mehr trüben, denn aktuell gehen Geschäftsführer Frank Jantschik und Verwaltungsratspräsident Kurt Nüesch von einem Plus in mehreren Bereichen aus. So kamen bis Oktober rund 5000 Besucher mehr nach Affoltern als im Vorjahr, diese generierten mehr Umsatz in der Gastronomie und im Käsefachgeschäft. Schweizweit wurde in den letzten Wochen ausserdem wieder mehr Käse verkauft. Nach einem schwierigen 2015 mit Wechselkurs-Schock und einem harzigen Start ins 2016, zeigt der Verkaufstrend im Milch- und Käsemarkt wieder nach oben. Es herrscht Aufbruchsstimmung.

90 neue Plätze ab April
Das gilt auch für die Schaukäserei. Kürzlich haben die Arbeiten für den Bau des Wintergartens begonnen. Dieser soll über eine halbe Million Franken kosten und später für weitere 90 Besucher wetterfeste Sitzplätze bieten. Finanziert wurde das Projekt mit dem Verkauf des Restaurants Löwen an die Gemeinde und einem Darlehen der Sortenorganisation Emmental Switzerland. Während früher Gäste insbesondere an besucherstarken Wochenenden abgewiesen werden mussten, soll ab der kommenden Saison ständig genügend Platz vorhanden sein. Der Wintergarten, der vollständig klimatisiert und ausgerüstet sein wird, soll im kommenden April eröffnet werden und zur Umsatzsteigerung beitragen. Diese ist derweil auch nötig, weil die Schaukäserei weiterhin mehr Umsatz generieren könnte und sollte.

Unterstützung von Profiteuren
Damit sich die Schaukäserei Affoltern endgültig erholen kann, ist nämlich mehr nötig als «nur» ein erfolgreiches Jahr. Vorgesehen sind eine Rekapitalisierung mit Aufstockung des Aktienkapitals, die flüssige Mittel generieren sollen. Dafür laufen Arbeiten und Verhandlungen, die von einer neu gebildeten Projektgruppe koordiniert werden. «Wir wollen die Sortenorganisation Emmental Switzerland stärker in die Verantwortung miteinbeziehen», sagt Kurt Nüesch, der Verwaltungsratspräsident der Emmentaler Schaukäserei. Auch Organisationen der Milchproduzenten und Käser sowie die Käsehändler werden eingeladen, sich in Affoltern stärker zu beteiligen. Einfach gesagt, sollen im Besonderen jene, die von der Werbung der Schaukäserei für den Emmentaler Käse profitieren, das Unternehmen stärken. Entsprechend ist geplant, dass die Schaukäserei Affoltern bis im Jahr 2020 ein noch besseres Schaufenster für den Emmentaler werden wird. Dafür braucht es aber weitere Investitionen, insbesondere im Schaubereich und bei der Besucherführung.

Potenzial vorhanden
Schliesslich soll mit dem Emmentaler AOP vor Ort ein Erlebnis kreiert werden, das den Käse besser spür-, riech- und erlebbar macht. Und solch innovative Pläne benötigen ganz am Schluss finanzielle Mittel, und diese dürften ohne die Beschaffung von neuen Aktienkapital weiterhin fehlen. «Das Potenzial, dass wir als touristisches Unternehmen und als Schaufenster für den Emmentaler haben, ist mit den zahlreichen Besuchern durchaus vorhanden. Um diesen Fortschritt sicherzustellen, wird die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland aber eine zentrale Rolle einnehmen und sich finanziell engagieren müssen», so Nüesch weiter. Dafür soll von der Projektgruppe mit Vertretern von der Sortenorganisation Emmental Switzerland, sowie der Produzenten, Käser und Händler, bis im kommenden Frühling ein Businessplan erstellt werden, der aufzeigen wird, welche Investitionen getätigt und wie diese finanziert werden können. Nüesch zeigte sich gegenüber den Medien nach ersten Gesprächen positiv gestimmt, die Verhandlungen seien gut angelaufen.Nur erfreuliches konnte die Schaukäserei kurz vor dem Jahresende aber nicht berichten. Wegen zuletzt ungenügender Qualität durfte in den letzten Monaten weniger Käse produziert werden. Das rührt daher, dass die Sortenorganisation festlegt, welche Käserei wie viel produzieren darf. Zuletzt gut beurteile Käsereien dürfen fünf Prozent über diesem Richtwert produzieren, andere ebenso darunter. «Bis im Sommer hatten wir wegen den sinkenden Verkaufszahlen Lagerüberstände, die wir zuerst abbauen mussten», erklärt Kurt Nüesch, der bei der Sortenorganisation Emmental Suisse ebenfalls im Vorstand ist. So durfte generell weniger produziert werden, wegen den ungenügenden Qualitätsanforderungen musste die Schaukäserei gleich einen doppelten Rückschlag hinnehmen. Das hat dazu geführt, dass die Erträge aus der Produktion unter den Erwartungen geblieben sind. Die letzte Beurteilung sei aber sehr erfreulich ausgefallen, die Schaukäserei erhielt insgesamt 19.5 von 20 möglichen Punkten. Deshalb wird erwartet, dass – auch dank der positiven Marktentwicklung – bald wieder ohne Abzug produziert werden darf.

Aufwärtstrend spürbar
Unter dem Strich wird die Schaukäserei deshalb auch im 2016 noch keine ausgeglichene Rechnung präsentieren. Und dennoch ist ersichtlich, dass ein Aufwärtstrend erkennbar ist. Einzelne Innovationen – wie beispielsweise der neu auf offenem Feuer produzierte Käse «Bärengold» – zeigen, dass sich die Schaukäserei entwickelt und nach vorne arbeitet. Und so ist das 2016 trotz negativem Gesamtergebnis dennoch ein Zwischenerfolg auf dem Weg zur Realisierung der Strategie Schaukäserei Affoltern – ein attraktives und modernes Schaufenster für den Emmentaler.

Von Leroy Ryser