• Die Brandis-Spieler Florian Dähler (von links), Michael Reinhard und Janick Holzer bejubeln einen Treffer. · Bild: Leroy Ryser

11.01.2017
Sport

Beginnen, Zeichen zu setzen

Mit dem Jahreswechsel startet in der ersten Liga die letzte Phase der Qualifikation. Damit stehen die Teams rund anderthalb Monate vor den entscheidenden Playoffs. Die Vorbereitung darauf hat auch beim EHC Brandis bereits begonnen. Das Klima hat sich geändert.

Eishockey · Für den EHC Brandis hat am 4. Januar die dritte und letzte Qualifikationsrunde gestartet. Mittlerweile – zwei Spiele später – fehlen nur noch zwei Punkte zur definitiven Playoff-Qualifikation. Und auch die Qualifikation für die im nächsten Jahr startende «Super-1.-Liga», für die es den vierten Platz bedarf, ist mit aktuell zwölf Punkten Vorsprung eigentlich nur noch rechnerisch, praktisch aber kaum in Gefahr. Die Zwischenziele hat der EHCB damit erreicht. Entscheidend wird es aber erst jetzt. Die letzten Spiele vor den Playoffs zeigen, wie gut die Equipe in Form ist. Und genau das wollen die Hasle-Rüegsauer in den kommenden Partien beweisen. «Es ist in der Tabelle alles sehr eng. Das zeigt, dass jede Mannschaft ein potenzieller Playoff-Gegner ist. Deshalb wollen wir in jedem Spiel eine Duftmarke setzen», sagt Verteidiger Michael Reinhard. In anderen Worten: Gewinnen und gewinnen ist nicht mehr unbedingt das Gleiche. Brandis will überzeugen, Brandis will Aggressivität, Intensität und Willen immer wieder aufs Neue beweisen. Das startet spätestens im nächsten Spiel. Dort treffen die Emmentaler auf die Argovia Stars, welche aktuell auf dem neunten Rang stehen. Erobern diese noch den achten Rang, wären sie womöglich der erste Playoff-Gegner. «Deshalb müssen wir schon am Samstag unbedingt ein Zeichen setzen», so Reinhard weiter. Man habe nicht immer überzeugt, deshalb sei es wichtig, dem Gegner zu zeigen, dass die Mannschaft für die Playoffs voll und ganz bereit ist.

Mehr Zeit fürs Eishockey

Bereit ist auch Michael Reinhard. Der Verteidiger war in dieser Saison verletzt und verpasste sieben Spiele. Und dennoch hat er mit fünf Toren und sechs Assists am meisten Punkte unter den Verteidigern gesammelt. Mit einem Schnitt von 0,69 Punkten pro Spiel kann er sich sogar mit einigen Stürmern messen. «Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen und habe deshalb mehr Zeit fürs Eishockey. Zudem habe ich ein bisschen Kraft zugelegt. Beides hat mir geholfen, meine Leistung zu steigern», erklärt Reinhard. Des Weiteren versuche er, die Scheibe so häufig wie möglich gefährlich vors Tor zu bringen. Und das gelingt offenbar ganz gut. Gerade solches Selbstvertrauen ist für die entscheidende Phase wichtig. In engen Partien kann es entscheidend sein – zumal die spielerische Klasse bei Brandis für jede Situation zweifelsohne vorhanden ist.

Über beide Komponenten verfügt auch Patrick Meyer. Der Langenthaler hat mit 17 Toren bisher die meisten Treffer in der Mannschaft erzielt. Gemeinsam mit Marco Blaser und Florian Dähler stürmt er derzeit in der ersten Linie und gehört deshalb zu den Hauptverantwortlichen für die Torproduktion. «Manchmal kann ich schiessen wie ich will und ich treffe dennoch. An anderen Tagen finde ich dann wieder, dass ich eigentlich noch mehr Tore schiessen müsste. Letztlich aber bringt es mir Selbstvertrauen und macht es mir etwas einfacher», sagt Meyer. Gemeinsam mit seinen Linienpartnern überzeugt er vor allem in den Bereichen Technik und Geschwindigkeit und spielt so manche gegnerische Abwehr schwindlig. «Das Tempo ist eine Stärke von uns», erklärt Meyer. Diese wolle man in den kommenden Tagen noch weiter ausbauen. Weil die Dreiergruppe aber erst seit dem Jahreswechsel zusammenspielt, sei noch Potenzial nach oben vorhanden. Beispielsweise in der Abstimmung oder der Kommunikation.

Feinkorrekturen nötig

Dass die Linien verändert wurden, war beinahe angekündigt. Geplant war nämlich, bis Weihnachten alle Spieler in allen Situationen laufen zu lassen, verrät Trainer Andreas Beutler. «So haben alle die Möglichkeit gehabt, sich zu zeigen.» Damit ist nun aber Schluss, die Rollen werden nun klarer verteilt. So werden auch die Special Teams genauer geübt und die Verantwortung in Überzahl und Unterzahl entsprechend auf die Hoffnungsträger verteilt. «Insbesondere in Powerplay und Boxplay müssen wir zulegen. Daneben gibt es einige Feinkorrekturen wie beispielsweise das Vermindern des Risikos im Angriff. Daran können wir nun arbeiten, auch weil wir bei je fünf Feldspielern aktuell sehr solid spielen», sagt Beutler weiter. Dieser Saisonplan hat nicht zuletzt auch mit der letzten Spielzeit zu tun, aus welcher man gelernt habe. Brandis war damals lange und deutlich im Vorsprung, verlor dann aber im Final gegen den EHC Thun ohne – so schien es – den Leistungszenit je zu erreichen. «Wir wollen unser Pulver nicht vor dem Final verschiessen», sagt deshalb auch Beutler. Es gehe darum, gute Spiele zu zeigen und solid zu spielen – die beste Leistung abliefern will Brandis aber erst, wenn es wirklich entscheidend wird.

Steigerungspotenzial vorhanden

Dass Brandis bisher tatsächlich noch nicht die beste Leistung gezeigt hat, kann durchaus ein Vorteil sein. Dass jeder Spieler weiss, dass noch Luft nach oben besteht, verhindern ein Zurücklehnen. «Wichtig ist, dass wir wissen, dass wir noch Steigerungspotenzial haben», sagt deshalb auch Leaderfigur Janick Holzer. Das Training verdeutliche derweil, dass sich die Mannschaft darüber bewusst ist. «Die Konzentration ist noch einmal ein bisschen gestiegen. Man spürt im Team, dass es in die entscheidende Phase geht.» Nun gehe es darum, den Rhythmus kontinuierlich anzuheben und die Leistungskurve nach oben zu bringen. Dazu brauche es auch ein paar Detailkorrekturen, wie beispielsweise die Aggressivität vor den beiden Toren oder der Angriff auf den puckführenden Gegner.

Die Resultate, die Leistungen und auch die Aussagen der Spieler zeigen ein gutes Bild. Brandis hat aus der letzten Saison gelernt und weiss, dass eine durchschnittliche Leistung keineswegs genügt. «Wir wollen nicht wieder mit leeren Händen dastehen», sagt Andreas Beutler. Um das zu verhindern, braucht es neben dem durchaus vorhandenen Potenzial auch Wille, Glück und Erfahrung. Und vielleicht haben die Emmentaler gerade letzteres in der letzten Saison gesammelt.

Von Leroy Ryser