• Auf grosses Interesse stiess das Konzert des Mädchen-Kammerchors Tonika unter der Leitung von Inga Cimina in der reformierten Kirche Huttwil. Bild: Rolf Bleisch

26.08.2018
Huttwil

Berührendes Mädchenchor-Konzert

22 junge Sängerinnen aus Lettland, ein Klavier, klingende Gläser und eine mitreissende Dirigentin sorgten für ein bezauberndes Konzert in der Kirche Huttwil. Die jungen Stimmen verfügen bereits über Kraft und musikalischen Ausdruck in den hohen und tieferen Lagen, wie vom Piano bis zum Forte.

Die Konzertbesucherinnen und -besucher haben sich bestimmt im Vorfeld gefragt, was denn 22 Mädchenstimmen – gut die Hälfte von ihnen unter 16 Jahren – wohl zu bieten haben. Aber schon mit dem ersten Lied loderte das Feuer der Begeisterung für den Klang und das Musizieren der jungen Sängerinnen aus Lettland unter Leitung von Inga Cimina auf. Die Botschaft der Dirigentin: Die menschliche Stimme hat sich zu einem der aussagekräftigsten Instrumenten entwickelt und kann über die Chorgemeinschaft orchestralen Charakter aufbauen. Und genau dieser wusste zu begeistern. Dass die Sängerinnen sich bereits in dieser Qualität präsentieren können geht auf eine sehr intensive Probenarbeit der grossen Musikschule «Rigaer Schülerpalast» zurück. Am Konzert durfte man ein zweites wichtiges Element des Gesangs miterleben, nämlich, dass dessen Ausdruckskraft auch ohne dem Zuhörer verständliche Texte auskommt. Dies zeigte sich mit dem Umstand, dass weder ein Programm vorlag noch die einzelnen Lieder präsentiert wurden. Das führte dazu, dass das Mithören und verfolgen der einzelnen Stimmen und des gesamthaften dynamischen Musizierens, bei Zuhörerinnen und Zuhörer bei den verschiedenen Liedern vor dem geistigen Auge jeweils ganz individuelle Geschichten projizierten. 

Eindrücke verschiedener Lieder

Das dynamische Musizieren zog sich wie ein roter Faden durch das ganze Konzert mit rund einem Dutzend Werken. Es zeigte sich schon beispielhaft im zweiten Lied, das der Chor ohne die jüngsten Sängerinnen vortrug. Die klaren Läufe der einzelnen Stimmen führten zu einem intensiven und warmen Gesang, der von einem wunderbaren Musizieren getragen wurde. Die Musikalität des jungen Chors kam mit Einbezug choreigener Solistinnen bestens zum Tragen und mit der Begleitung des Chores im dritten Lied, baute sich ein raumfüllendes Klangbild auf, welches schlichtweg zu Herzen ging. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Dirigentin und Chor machte auch ein französisch gesungenes Lied zu einem besonderen musikalischen Erlebnis. Spannung erzeugendes Singen war im fünften Lied zu erleben. Dieses begann mit solistischen Registereinsätzen mit sanfter Begleitung im Hintergrund, führte zu einem fantastischen Fortissimo und endete mit einem ruhigen, sanften Finale. Ohne Begleitung ertönte dann das weltbekannte Lied «Amazing Grace», welches mit mächtigem Chorklang die Klangfarbe dieses Mädchenchores bestens auszeichnete. Dass der Chor auch gerne mit spielerischen Elementen arbeitet, zeigte sich mit dem Einsatz von unterschiedlich gefüllten Weingläsern, welche im Zusammenspiel mit den hohen Chorklängen zu einem mystischen Erlebnis führte. Temperamentvoll und mit Lust gesungen, stand das darauffolgende Lied im schönen Kontrast zum vorangegangenen. Geradezu himmlisch war die Fortsetzung des Programmes. Die himmlischen Klänge führten zu einem stürmischen Fortissimo, das mit sanften Takten zu Ende ging. Dunkle Töne, welche die Pianistin Anna Berklava dem Klavierkasten entlockte, prägten den Rhythmus des zehnten Liedes, welches sich mit einem humorvollen Finale auszeichnete. Im folgenden Lied zauberte die Pianistin moderne Rhythmen in den Kirchenraum, denen der Chor mit gefühlsbetonten Pianissimo-Klängen folgte. Hymnenartig klang der mächtige Auftakt des Klaviers dann im zwölften Werk und der Chor übernahm diese Feststimmung in unterschiedlichsten Ausdrucksformen. Die Konzertgeschichte des Mädchenchors ging weiter mit einem schweizerischen Volkslied und endete mit einer – in Lettland nicht alltäglich – von den begeisterten Konzertgästen geforderten Zugabe, in welcher der Chor seine ausserordentlichen und unterhaltsamen Qualitäten nochmals unter Beweis stellte. 

Von Rolf Bleisch