• Der 20-jährige Zeller Luca Ulrich ist der erfolgreichste Nachwuchs-Volleyballspieler der Schweiz. · Bild: Leroy Ryser

03.02.2017
Sport

Bester Nachwuchsmann träumt vom Ausland

Luca Ulrich, Volleyballspieler aus Zell – Der Gewinner des Club 88-Sportpreises 2016 beim Nachwuchs heisst Luca Ulrich. Der 20-jährige Zeller ist der beste Nachwuchsvolleyballspieler der Schweiz.

Volleyball · «Mit meiner bisherigen Sportlerlaufbahn kann ich sehr zufrieden sein», bilanziert Luca Ulrich. In der Tat schaffte der erst 20-jährige Zeller in der Teamsportart Volleyball einen kometenhaften Aufstieg. «Begonnen mit Volleyball habe ich mit meinem Vater im heimischen Garten», erzählt Ulrich. Fünf Jahre alt war er damals. Nach Ausflügen in die Leichtathletik und zum Fussball stand dann endgültig fest: Volleyball ist die grosse Passion von Luca Ulrich. Nach dem Einstieg bei der Nachwuchsmannschaft des STV Zell ging es blitzartig. Ulrich wechselte zum VBC Willisau, wo er unter den Fittichen seines Vaters in den Nachwuchsequipen spielte. «Er brachte mir das Grundgerüst des Volleyballsports bei. Und gerade was die Spielintelligenz betrifft, profitierte ich von ihm enorm viel», ist Ulrich dankbar. Kein Wunder, Peter Ulrich spielte selber acht Jahre lang in der NLA, wurde mit Leysin 1985 Schweizermeister und stand 20 Mal für die Nationalmannschaft auf dem Feld. Auch Lucas Mutter Doris Marti spielte Volleyball. Die Eltern drängten ihren Filius aber nicht. «Ich habe einfach Spass am Volleyball und will in jedem Training und Match Vollgas geben», erklärt Luca Ulrich.

Auf Anhieb NLB-Stammspieler
Rasch spielte er in der ersten Equipe des VBC Willisau, dies als 15-jähriger Jüngling. Bereits im Alter von 16 Jahren erfolgte ein weiterer Ritterschlag. Ulrich wurde vom NLB-Verein VBC Luzern unter Vertrag genommen. «Ich hatte grosses Glück. Weil Luzern auf meiner Position als Diagonalangreifer keinen gleichwertigen Spieler zur Verfügung hatte, avancierte ich von Beginn weg zum Stammspieler.» Ulrich kam damit zu viel Spielpraxis. «Dies war für mein Bestreben, immer besser werden zu wollen, ganz wichtig», weiss Ulrich. Der fast zwei Meter grosse Zeller dankte es mit ausgezeichneten Leistungen. Trotz seines geringen Alters entwickelte sich Luca Ulrich zu einem der Schüsselspieler des VBC Luzern.

Aufstieg in die NLA
Schon in seinem zweiten Jahr gelingt ihm mit dem Aufstieg in die NLA ein Meilenstein. «Wir haben diesen Erfolg mit einer tollen Mannschaftsleistung geschafft», freut sich Ulrich. Nach dem sportlichen Triumph legte Luca Ulrich im Sommer 2015 an der Kanti Willisau erfolgreich die Matura ab. Das Studieren musste aber noch etwas warten. Der junge Zeller entschied sich für ein Zwischenjahr, um sich komplett auf den Volleyballsport zu konzentrieren. Bei Volley Top Luzern – dieser Name enstand aus dem VBC Luzern nach dem Aufstieg in die höchste Spielklasse – wird er als 18-Jähriger jüngster NLA-Stammspieler. «Sein Trainingseifer und seine Disziplin helfen ihm», sagt Vater Peter Ulrich. Und mithilfe seiner Spielintelligenz schafft es Luca Ulrich fast in jeder Spielsituation die richtige Entscheidung zu treffen. «Auch wenn ihm einmal ein Fehler unterläuft, kann er sich sofort auf den nächsten Punkt, auf die nächste Aktion fokussieren», lobt Laura Bertolacci, seine Trainerin bei Volley Top Luzern. Sechs Teamtrainings plus drei Krafttrainings stehen pro Woche auf dem Sportplan des Zellers, dem klar ist, dass nur mit Fleiss höchste Ziele erreichbar sind.

Youngster of the Year
Eine ganze NLA-Saison reiste Luca Ulrich durch die ganze Schweiz und machte bei den renommiertesten Schweizer Volleydestinationen Halt. Die Meisterschaft beendete Top Volley Luzern schliesslich auf dem 7. Rang. Die absolute Krönung erlebte Luca Ulrich an den Swiss Volley Awards zum Saisonende 2015/16. In Fribourg kam ihm eine besondere Ehre zu. Sämtliche NLA-Clubtrainer wählten die erfolgreichsten NLA-Volleyballspieler der Saison. Luca Ulrich wurde zum «Youngster of the Year» gewählt. Bester Nachwuchs-Volleyballspieler des Landes in einem Verband mit 38 000 lizenzierten Spielern – wahrlich ein schöner Triumph.
Wenn Luca Ulrich in diesem intensiven Jahr gerade nicht mit Volleyball zu tun hatte, war er dankbar, es wirklich auf die Seite legen zu können. Freundin Ivana war ihm dabei eine grosse Stütze. «Sie hat mit Volleyball überhaupt nichts am Hut. Die gemeinsame Zeit wird deshalb mit anderen Sachen ausgefüllt. Dieses Abschalten tut mir unerhört gut», erklärt Ulrich.

Kurzes Gastspiel in Lausanne
Im Herbst 2016 startete Luca Ulrich an der Uni in Lausanne sein Biologie-Studium. Deswegen wechselte er zum NLA-Verein Lausanne UC, dem amtierenden Vize-Schweizermeister und Vize-Cupsieger. Aber auch von Amriswil und Schönenwerd, den beiden Top- adressen im Schweizer Volleyball, hatte Ulrich Angebote vorliegen. «Aus logistischen Gründen fiel die Wahl auf Lausanne», erklärt Ulrich. In dieser Topmannschaft mit total sieben Ausländern lernt Luca Ulrich neue Trainingsmethoden kennen. Erstmals in seiner Karriere läuft nicht alles wie erhofft. Ulrich muss einen grossen Aufwand betreiben, um das Studium auf Französisch stemmen zu können. Ausserdem klappt es beim Volleyball auch nicht wie erhofft. Kurz nach dem Jahreswechsel zieht Ulrich die Notbremse. Er entschliesst sich, das Studium in Zürich auf Deutsch fortzusetzen. Gleichzeitig gibt er Ende Januar seine Rückkehr zu Volley Top Luzern bekannt. Dort will er mit seinen alten Kollegen in der verbleibenden Spielzeit versuchen, die Top-4 der NLA zu erreichen.

Jüngster in der A-Nationalmannschaft
Natürlich kommt Luca Ulrich auch im Schweizer Dress zum Handkuss. Als 15-Jähriger wird er erstmals in eine Auswahl berufen. Seither gehört er ununterbrochen der Schweizer Nationalmannschaft an, hat alle Altersstufen durchlaufen. In dieser Zeit holte er auch Titel. Luca Ulrich wird einmal Beachvolleyball- und zweimal Junioren-Schweizermeister. Als absolut jüngster Spieler stiess er zur A-Nationalmannschaft. Bisher hat er zehn Länderspiele absolviert. Er macht mit der Schweiz die letzte EM-Qualifikation mit. In diesem Jahr wird Ulrich zur Qualifikation für die WM 2018 in Italien und Bulgarien antreten. Im Alter von 20 Jahren hat Luca Ulrich schon fast alles erreicht, was als Schweizer im Volleyballsport möglich ist. Oder? «Nein, nicht ganz. Nach zwei, drei weiteren Saisons in der NLA, wo ich gerne einmal den Schweizermeistertitel holen möchte, und dem gleichzeitigen Ablegen der Bachelorarbeit strebe ich den Wechsel ins Ausland an», gibt der Ragnar Lodbrok des Volleyballs seine Zukunftspläne bekannt. «Ich möchte in Deutschland oder – wenn es spielerisch reicht – in Italien, einer der Volleyball-Topligen, Fuss fassen.» Kaum jemand zweifelt daran, dass es der talentierte Zeller nicht packt. «Luca ist ein Rohdiamant und das grösste Talent seiner Generation», sagt beispielsweise Michel Dufaux, Trainer der U20-Nationalmannschaft.

Das zweite Supertalent ist schon in den Startlöchern
Während Luca Ulrich die höchste Schweizer Volleyballstufe bereits erklommen hat, ist ein weiterer Ulrich auf dem besten Weg dorthin. Lars Ulrich, der drei Jahre jüngere Bruder von Luca, scheint über das gleiche Talent zu verfügen. «Ich finde es sehr erfreulich, dass er sich auch für eine Volleyballkarriere entschieden hat. Ich drücke ihm fest die Daumen», sagt Luca Ulrich. Lars Ulrich ist bereits Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft und spielt bei Volley Emmen-Nord.

Von Stefan Leuenberger