• Mit der Feuerwehr-Drehleiter musste der Kaminfeger auf das Dach gehoben werden, damit er die Rute in das Kamin schieben und so Luftzufuhr verschaffen konnte. · Bilde: zvg

24.01.2017
Huttwil

«Das Feuer muss lebendig sein»

Seit dem Kälteeinbruch musste die Feuerwehr Region Huttwil mehrmals wegen Kaminbränden ausrücken. Zu solchen Einsätzen wird jeweils auch ein Kaminfeger gerufen. Ungewollte Kaminbrände entstehen durch falsches Heizmaterial oder weil dem Feuer Verbrennungsluft fehlt. Der Huttwiler Kaminfegermeister Rolf Flückiger erklärt gegenüber dem «Unter-Emmentaler», wie die Gefahr von Kaminbränden reduziert werden kann.

In vielen Fällen läuft ein Kaminbrand glimpflich ab. Zerbirst aber das Kamin, kann dies hohe Kostenfolgen haben und im Haus grosse Schäden anrichten – im schlimmsten Fall ein Hausbrand. Wird die Feuerwehr beigezogen, beobachtet diese die Hitze mittels Wärmebildkamera. Der Kaminfeger versucht, vom Ofenloch her Luft zu schaffen damit das Feuer gegen oben entweicht. Bei einem kürzlichen Einsatz der Feuerwehr Region Huttwil war dies nicht möglich; mit der Feuerwehr-Drehleiter wurde Kaminfegermeister Rolf Flückiger auf das Dach gehoben, damit er von oben die Rute in das Kamin schieben konnte (Bild links).
Bei einem Kaminbrand entfacht sich sogenannter Glanzruss (Pech), der sich an den Wänden des Kamins festgesetzt hat. Dabei handelt es sich um unverbrannten Kohlenstoff.  Er entsteht, wenn die Feuertemperatur beim Heizen zu tief ist, das heisst unter zirka 750 Grad liegt.

Knistern und lodern
Verursacht wird dies durch zuwenig Zugluft (Mottfeuer), durch feuchtes Holz (das Feuer braucht viel Energie zum Trocknen der Nässe anstatt zum Verbrennen des Holzes), durch zu
grosse Holzklötze, die nur glimmen statt richtig zu brennen, durch falschen Brennstoff wie Abfall oder behandeltes Holz oder weil die Schieber zuwenig offen sind.
Wenn sich Glanzruss entzündet, kann sich sein Volumen bis 26 Mal ausdehnen, was zur Verstopfung des Kamins führt und somit die Hitze nicht mehr übers Dach entweichen kann. Mit dem Kälteeinbruch in den letzten Wochen wurde mehr geheizt. Es entstanden Verrussungen, was zu grösserer Hitze in den Kaminen führte. Dies reichte in einigen Fällen, dass sich das Pech entzündete.«Es gibt eine Faustregel», so Rolf Flückiger im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler»: «Das Feuer muss lebendig sein, knistern und lodern. Dazu ist es wichtig, gut getrocknetes Holz zu verwenden. Dann ist die Wahrscheinlichkeit klein, dass sich Glanzruss festsetzt.» Dazu sei es besser, zweimal am Tag richtig einzufeuern als den ganzen Tag über Holz nachzulegen. Eine grosse Hilfe seien auch die mittlerweile fast überall vorhandenen Heizungsspeicher, welche viel Wärme aufnehmen können, damit die Heizung meistens auf Volllast betrieben werden kann.
Aber eben – nach wie vor neigen Holzheizungen dazu, Glanzruss zu bilden. Bei den normalen jährlichen Wartungen kann dies der Kaminfeger feststellen und präventiv Massnahmen ergreifen. Falls die Schicht nur dünn ist, kann diese durch das kontrollierte Ausbrennen des Kamins behoben werden. «Wenn wir jedoch feststellen, dass viel Pech vorhanden ist, müssen wir die Feuerwehr beiziehen, welche den Vorgang mit der Wärmebildkamera kontrolliert», so Rolf Flückiger. Die Anwesenheit der Feuerwehr sei dabei nur eine Vorsichtsmassnahme. Er hat in der Feuerwehr Region Huttwil bereits Kurse erteilt, damit die Leute wissen, wie sie bei einem Kaminbrand reagieren müssen. «Das Wichtigste ist, dass die Zugluft im Kamin nicht ganz unterbrochen wird. Solange der Kamin zieht und die Hitze nach oben entweichen kann, muss ein Kaminbrand nicht sofort gelöscht werden», hält der Kaminfegermeister fest.

125 präventive Kaminbrände
Immerhin – 2016 mussten er und seine Mitarbeitenden im ganzen Kreis 125  präventive Kaminbrände durchführen. Achtmal rückten Rolf Flückiger und seine Mitarbeitenden zudem zu ungewollten Kaminbränden aus. Der Kaminfegerkreis von Rolf Flückiger umfasst Huttwil, Gondiswil, Eriswil, Wyssachen, Walterswil, Oeschenbach und seit 1. Januar 2016 auch Auswil, Madiswil (nur Ortsteil Kleindietwil), Reisiswil, Rohrbach, Rohrbachgraben und Ursenbach.
Allein diese Woche sind er und seine Mitarbeitenden zu 160 geplanten Terminen unterwegs. Nicht von ungefähr widmet er sich zurzeit vermehrt der Büroarbeit und hält sich als «Notnagel» frei. Denn momentan gilt es recht häufig zu Notfällen auszurücken – sei es, weil Feuerungen nicht richtig funktionieren oder weil ausserhalb des normalen Terminplans gerusst werden muss. Wann immer möglich widmet sich Rolf Flückiger diesen Notfällen selbst. Damit gewährleistet er, dass seine Leute die abgemachten Termine einhalten können.

Von Liselotte Jost-Zürcher