• Im Gebiet Hard soll dereinst ein neues Eishockeystadion stehen – wann es so weit sein soll, sind sich aber die beiden Parteien uneinig. · Bild: Leroy Ryser

05.09.2018
Langenthal

Der SCL und die Stadt sind sich uneinig

Abseits der Öffentlichkeit diskutieren die Stadt und der Schlittschuhclub Langenthal über die Realisierung eines neuen Stadions im Gebiet Hard. Die Diskussionen stellen sich aber scheinbar als schwieriger heraus als angenommen, weil sich die Parteien offensichtlich nicht über das weitere Vorgehen einig sind.

Die Gerüchteküche brodelt seit der letzten Woche. Die Stadt und der SC Langenthal liegen sich in den Haaren, weil sich beide Parteien uneinig sind, wie das weitere Vorgehen im Planungsprozess rund um das neue Stadion aussehen soll. Während die Stadt Langenthal alles feinsäuberlich planen und prüfen will, ist der SC Langenthal auf eine möglichst rasche Realisierung erpicht. Der an einer Sitzung von der Stadt Langenthal skizzierte Weg ist beim SC Langenthal offenbar nicht auf offene Ohren ge-stossen. Wie diese Zeitung erfahren hat, sind sich die beiden Parteien über das weitere Vorgehen komplett uneinig. Beim SC Langenthal will man das aber weder bestätigen noch verneinen. Gian Kämpf, beim SCL als Geschäftsführer und bei der neu gegründeten Arena Oberaargau AG gleich-zeitig VR-Präsident, wollte trotz mehrmaliger Nachfrage gegenüber dem «UE» keine Auskunft geben.

Müller zieht Aussagen zurück
Stein des Anstosses ist offenbar die Planungsphase. Während der SC Langenthal auf eine rasche Realisierung des Stadions in den nächsten vier bis sechs Jahren hofft, will die Stadt zuerst alles umfassend überprüfen und zudem beruft man sich auf die üblichen Verfahrens- und Planungskriterien, was einem Zeithorizont bis zur Realisierung der Eissportarena von schätzungsweise fünf bis zehn Jahren entspricht. Auch deshalb kam es in der letzten Sitzung der Stadt und dem SC Langenthal zu äusserst heftigen Diskussionen. Der «Unter-Emmentaler» hat diesbezüglich auch mit Stadtpräsident Reto Müller gesprochen. Der Stadtpräsident zog es nach einem umfassenden Gespräch mit der Lokalzeitung aber drei Tage später vor, seine Antworten im Nachhinein vollständig zurückzuziehen. Dies respektiert der «UE», zumal der SP-Politiker auf das Zivilgesetzbuch hinwies, welches ihm dieses Recht vorbehält.
Parallel dazu hat die Stadt die Bevölkerung eingeladen, ihre Meinung zum Thema «Entwicklung im Gebiet Hard» mitzuteilen (siehe Text unten). Am vergangenen Samstag konnten sich beim Coop an der Bäreggstrasse interessierte Bürger zur Entwicklung des Stadtteils Hard einbringen. In einer Mitteilung der Stadt steht geschrieben, dass es darum gehe, Antworten zu finden, wie die grossräumig vorhandenen Freiflächen in diesem Gebiet genutzt und erstehende Bauten optimal erschlossen und entwickelt werden sollen. Zwar wird der geplante Stadionbau nirgends in den Ausführungen erwähnt, defacto wird dabei jedoch die Grundstimmung der Bevölkerung gegenüber einem möglichen Stadionprojekt im Hard ermittelt.

«Vorwärts mache» – oder doch nicht?
Der Grund, wieso der SC Langenthal aufs Gaspedal drücken will, liegt derweil auf der Hand. Dauert der komplette Stadionbau bis zu 10 Jahren, ist nicht sicher ob der SCL bis dahin mit dem altehrwürdigen Schorenstadion in der NLB überleben kann. Ausserdem verlangt die Nationalliga raschmöglichst einen Horizont, in diesem Fall ein handfestes Bauprojekt, um das Flickwerk «Schoren» weiterhin als zulässiges NLB-Stadion zu akzeptieren. Alleine eine langwierige Planungsphase dürfte früher oder später dem Eishockeyverband womöglich nicht mehr genügen.
Nachdem zu Jahresbeginn die Stadt und der SC Langenthal einen Schritt aufeinander zugingen, scheint es bei dieser Zusammenarbeit mittlerweile erheblich Sand im Getriebe zu haben. Als der Entscheid für den Standort Hard gefällt wurde, sagte Stadtpräsident Reto Müller, man wolle für den SCL «vorwärts mache». «Wir würden die Umsetzung gerne einem Privaten in die Hand geben, weil das Stadion damit schneller fertiggestellt würde», erklärte der Stadtpräsident in dieser Zeitung am 13. Januar 2018. Es ist in dieser Geschichte aber nicht das erste Mal, dass der Sport und die Politik unter «vorwärts mache» etwas anderes verstehen.

Von Leroy Ryser

 

KOMMENTAR

Eine Eishalle auf dem Sterbebett

Die Lueg Arena wird demnächst geschlossen und die neue Eissportarena, auf die in Langenthal viele sehnlichst warten, wird vermutlich gar nie eröffnet. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Sportprojekt in Langenthal genauer analysiert. Denn die Hauptakteure bei diesem Vorhaben, der SC Langenthal und die Arena Oberaargau AG auf der einen sowie die Stadt und der Gemeinderat Langenthal auf der anderen Seite sind nach dem letzten Aufeinandertreffen mit ihren Ansichten über das weitere Vorgehen weiter voneinander entfernt denn je.

Wie der «Unter-Emmentaler» aus zuverlässiger Quelle weiss, sind sich nämlich der SCL und die Stadt über das weitere Vorgehen nicht bloss uneins, sondern stehen sich nach der letzten gemeinsamen Sitzung mittlerweile wie zwei «Streithähne» gegenüber. Zu dieser Sitzung erschienen auf der einen Seite die Vertreter des SC Langenthal und der Arena Oberaargau AG, voller Tatendrang und Enthusiasmus, um in der Angelegenheit Eissportarena vorwärts zu machen, während auf der andern Seite Vertreter des Gemeinderates und der Stadtverwaltung Langenthal mit einem langen Problemkatalog, vielen Vorbehalten und Hinweisen auf zahlreiche Stolpersteine an den Verhandlungstisch traten.

Keine guten Voraussetzungen, um ein Millionen-Bauprojekt gemeinsam voranzutreiben, vielmehr muss man bei dieser Ausgangslage ernüchternd zur Kenntnis nehmen, dass sich die neue Eissportarena in Langenthal bereits auf dem Sterbebett befindet, noch bevor man sich in der Stadt ernsthaft Gedanken über dieses Projekt gemacht hat. Diese Einschätzung ist keine journalistische Schwarzmalerei, sondern bittere Realität, denn die Eissportarena hat weder in der städtischen Politik, noch in der Verwaltung eine zugkräftige Lobby.

Das Projekt wird in beiden Lagern als notwendiges Übel betrachtet und nicht als visionäre Chance für die Stadt gesehen. Sowohl in der Politik, wie auch in der Verwaltung ist niemand auszumachen, der mutig hinsteht und sich dieses Projekt persönlich auf seine Fahne schreibt, entschlossen voranschreitet und Überzeugungsarbeit verrichtet. Aber genauso müssen solche Projekte realisiert werden. Beispiele dafür findet man in andern Orten zur Genüge. Stattdessen verstecken sich in Langenthal Gemeinderat und Verwaltung hinter Planungs- und Bauprozessen, Vorschriften, Reglementen und Gesetzen. In dieser Stadt fehlt es schlicht und einfach an der nötigen Begeisterung und Leidenschaft, am Herzblut und Willen für dieses Projekt. Und visionäre Gedanken, das weiss man aus der Vergangenheit, sind weder in der städtischen Politlandschaft noch im Glaspalast zu Hause.

Das Fazit dieser leidigen Geschichte steht bereits fest und heisst nichts anderes als: Gute Nacht SCL – Träume von einer Zukunft in der Swiss League oder gar der National League werden dabei kaum noch vorkommen...

Von Walter Ryser