• Jürg Lauber (Geschäftsleiter der Alzheimervereinigung Luzern) sprach in Zell über eine Krankheit, welche die Menschen weltweit immer mehr beschäftigen und fordern wird. · Bild: Heini Erbini

19.11.2018
Luzerner Hinterland

Diagnose Demenz – eine grosse Herausforderung

Jürg Lauber, Geschäftsleiter der Alzheimervereinigung Luzern, referierte im Wohn- und Begegnungsort Violino im Rahmen der Weiterbildung für Besuchsgruppen über die Herausforderungen für Betroffene und ihr Umfeld bei der Diagnose Demenz.

Zell · Der interessante Weiterbildungsanlass war eine gemeinsame Veranstaltung der Besuchsgruppen der Gemeinden Luthern, Hergiswil, Gettnau, Grossdietwil, Ufhusen und Zell. Begrüsst wurden die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Beat Chapuis (Leiter «Violino»), er über die gegenwärtigen Bauarbeiten orientierte und erklärte, dass ab 2020 im «Violino» eine spezielle Abteilung für Demenzkranke bereit stehen werde. Rita Odermatt (eine der Organisatorinnen des Anlasses) betonte, dass Demenz eine grosse Herausforderung sei, denn die Zahl der Demenzkranken steige stark an und eine Weiterbildung zu diesem Thema bestimmt angezeigt sei.
Jürg Laub zitierte zu Beginn seines Referates einige interessante Zahlen. So leiden in der Schweiz über 148 000 Personen an einer Demenz, allein im Kanton Luzern sind 6720 Personen betroffen. Auf der ganzen Welt rechnet man mit rund 35 Millionen Demenzkranken Die erschreckende Prognose laute, dass es allein im Kanton Luzern bis 2045 über 15 000 von Demenz betroffene Personen gebe werde.

Verschiedene Formen von Demenz
Heute wisse man, dass es über 100 verschiedene Formen von Demenz gebe. Demenz sei ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen und Funktionsstörungen des Gehirns. Am häufigsten davon sei Alzheimer. Die Betroffenen verlieren meist  langsam ihr Erinnerungsvermögen und ihre Selbst-ständigkeit und brauchen immer mehr fremde Hilfe. Der Krankheitsverlauf kann zwischen zwei bis zu 20 Jahren dauern und Heilung ist nicht möglich. Ursachen sind das Schwinden von Nervenzellen im Hirn oder auch Schäden an deren Verbindungen. Weil heute immer mehr Leute in einem hohen Alter sterben steigt die Zahl der Erkrankten an, besonders stark nach dem 80. Altersjahr. Dies wird bis 2050 zu einer Verdoppelung der Krankheitsfälle führen. Die Veränderungen der betroffen Personen sind vielfältig was von Gedächtnisstörungen, Desorientiertheit, Sprachstörungen, Störungen der Feinmotorik, Unfähigkeit Personen zu erkennen bis zu einer starken Beeinträchtigung des Denkens geht. Auch starke Persönlichkeitsveränderungen, Angst, Depressionen, Wahnvorstellungen, Apathie und Aggressivität kommen vor.

Möglichst frühe Abklärungen
Schon wenn sich erste Anzeichen von Gedächtnisproblemen oder andere leichte Störungen der geistigen Funktion zeigen empfiehlt Lauber eine genaue Untersuchung der Betroffenen damit eine frühzeitige Diagnose erstellt werden kann. So lange jemand noch urteilsfähig ist lasse sich noch viel regeln und für die Zukunft planen. Auch können so Menschen mit Demenz noch länger ein selbstständiges Leben führen. Wenn auch keine Heilung möglich ist, so könne, wenn die Erkrankten auch körperlich aktiv bleiben, der Verlauf oft verlangsamt werden. Auch die Erinnerungspflege, Musik, Ergotherapie und nicht zuletzt Humor würden viel zur Lebensqualität beitragen.

Starke Belastung für Angehörige
Die starke Zunahme von Demenzkranken stellt auch die Angehörigen vor grosse Herausforderungen. So werden über die Hälfte der Erkrankten daheim von Angehörigen betreut und gepflegt die dabei aber oft an ihre Grenzen kommen. Wichtig sei, dass man Hilfe annehmen könne, denn das sei eine Riesenaufgabe die nicht alle leisten können.
Pflegende Angehörige brauchen dringend Entlastung damit sie nicht selber erkranken. Heute gibt es Tagesstätten und betreute Wohnformen für Demenzkranke wo sie von geschulten Mitarbeitenden mit Wissen zu Demenz betreut und umsorgt werden. Wichtig sei auch immer die Würde der Patienten zu bewahren. Wenn möglich müssen Konfrontationen vermieden werden. Zurechtweisungen und Kritik würden nichts bringen. Klar reden, Worte durch Berühren und Gesten ergänzen, nur einfache Fragen stellen und erklären was man tut bringen mehr. Die Angehörige und Betroffen können sich an die Infostelle der Alzheimervereinigung des Kantons Luzern (Tel. 041 210 82 82) wenden, übrigens die einzige derartige Institution in der Schweiz die keine öffentlichen Gelder erhält und nur durch Mitgliederbeiträge und Spenden finanziert wird. Interessierte erhalten hier die nötigen Informationen und werden unentgeltlich beraten.
Bei Kaffee und Kuchen mit Gesprächen und Diskussionen klang der
informative Nachmittag im Violino aus.

Von Heini Erbini