• Andreas Schweinfest (Festwirt, von links), Ueli Steffen (Vize-Präsident) und Stefan Schlüchter (Stv. Festwirt) besprechen die Standorte der Festwirtschaften und Aussenstände. · Bild: Yanick Kurth

25.01.2017
Emmental

Die Festwirtschaft – ein Riesending

Bereits in fünf Monaten findet das Bernisch-Kantonale Schwingfest 2017 in Affoltern im Emmental statt. 1500 Helferinnen und Helfer werden im Einsatz stehen. Die Vorbereitungen dazu laufen seit Monaten auf Hochtouren. Mittendrin steht der Festwirt Andreas Schweinfest, welcher im «Unter-Emmentaler» Einblicke in seine spannenden Arbeiten gewährt. Warteschlangen an der Essensausgabe werde es geben – dafür keine Hauptprobe.

Affoltern · Die Vorarbeiten für das Bernisch-Kantonale Schwingfest in Affoltern im Emmental, das vom 30. Juni bis zum 9. Juli 2017 über die Bühne gehen wird, starteten schon vor über zwei Jahren.
Gut fünf Monate vor dem grossen Event stecken die einzelnen Ressorts des mit über 70 Personen besetzten Organisationskomitees in der heissen Phase. Die Grobpläne werden nun detailliert ausgearbeitet und umgesetzt. Über 10 000 Besucherinnen und Besucher werden am Schwingfest-Sonntag erwartet. Sie alle wollen über Mittag innert nützlicher Frist verpflegt werden. Eine funktionierende Infrastruktur ist dabei zentral.
Der «Unter-Emmentaler» hat sich mit dem Festwirt Andreas Schweinfest, seinem Stellvertreter Stefan Schlüchter und einem der zwei Vize-Präsidenten, Ueli Steffen, über das Ressort «Festwirtschaft» unterhalten.

«Kantonales» erstmals zehn Tage
Der Event in Affoltern dauert nicht wie üblicherweise ein Wochenende, sondern gewaltige zehn Tage. Dies hat es in der Geschichte des Bernisch-Kantonalen Schwingfests noch nie gegeben. Das Organisationskomitee von Affoltern hat sich nach vielen Diskussionen dazu entschieden, das Fest zu erweitern.
So entstand die Idee, bereits in der vorgängigen Bauphase den Besucherinnen und Besuchern die Türen zum Festgelände offen zu halten. Das Schwingfest selber wird jedoch nicht grösser als in den letzten Jahren, nur das vorgängige Rahmenprogramm wird dominierender ausfallen. Da das Fest auf einer grünen Wiese zwischen Weier i.E. und Häusernmoos aufgebaut wird, sind viele bauliche Massnahmen nötig. Strom und Wasseranschlüsse werden verlegt. Der Aufbau des Festgeländes wird drei Wochen und der Abbau ungefähr zehn Tage in Anspruch nehmen.

Zwei erfahrene Festwirte mit erstem Schwingfest
Der Betriebsökonom und gelernte Koch Andreas Schweinfest ist verantwortlich für das Ressort Festwirtschaft. Für den 45-jährigen Festwirt ist das Organisieren eines Schwingfestes absolutes Neuland. Bei anderen grösseren Events stand der Madiswiler jedoch schon mehrmals an der Spitze. Der verheiratete Familienvater ist als Grossküchenplaner und Geschäftsleitungsmitglied bei der Aeschlimann Hotelbedarf AG in Bleienbach tätig. Auch für seinen Stellvertreter Stefan Schlüchter ist das Organisieren des Festwirtschaftsbetriebs an einem Schwingfestes noch neu. Der Metzgermeister aus Dürrenroth führt eine eigene Metzgerei; er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Vize-Präsident Ueli Steffen hingegen kennt das Organisieren von Schwingfesten bestens. Der Schwingklub Sumiswald ist mit ihm als Präsident an der Front Mitglied des Trägervereins des Grossevents im nächsten Sommer. Seine Ehefrau Therese Steffen wird im Ressort Festwirtschaft arbeiten.
Andreas Schweinfest wurde vom OK-Präsidenten Roland Ryser für das Ressort Festwirtschaft angefragt. «Wir befanden uns gerade auf einer Reise ins Tessin, und vor dem Gotthard Nordportal fragte mich Roland Ryser zu dieser Funktion an. Ich überlegte kurz, schaute nach hinten zu meiner Frau; diese nickte und ich willigte ein», erzählt Andreas Schweinfest lachend.

Insgesamt über 1500 Mitwirkende
Damit das Ressort Festwirtschaft funktionieren kann, mussten sich Andreas Schweinfest und sein Stellvertreter Stefan Schlüchter auf die Suche nach kompetenten Helferinnen und Helfern machen, welche bereit sind, im Ressort mitzuwirken.
Wie der 45-Jährige einräumt, habe er sich besonders nach Persönlichkeiten umgesehen, welche die Materie kennen und ein Team mitreissen können. Als Küchenchef wird Christian Jakob mit seinem Stellvertreter Raffael Gutierrez walten. Die beiden erfahrenen Köche werden die zwei Grossküchen leiten. Barbara Blaser und Azra Dugumovic werden den Service in den zwei grossen Festzelten managen. Um die Bar kümmern sich mit Brigitte Käser, Ursula Briggen und Leila Zimmermann drei einheimische Frauen. Annette Loosli und Anita Flückiger leiten das Sekretariat.
«Wir konnten relativ früh alle Leitungsstellen in unserem Ressort vergeben», so Schweinfest. Im Bereich Festwirtschaft werden während den zehn Tagen rund 1000 Helferinnen und Helfer im Einsatz stehen, die allermeisten davon im Service. Insgesamt wurden dafür rund 170 Vereine angefragt. Am Grossanlass sollen insgesamt über 1500 Helferinnen und Helfer mitwirken.

Viele Einblicke und Erfahrungen gesammelt
Im letzten Jahr besuchten die zwei Festwirte diverse Schwingfeste, nicht etwa auf den Zuschauertribünen, sondern in ihrem Metier – der Festwirtschaft. Dort haben sie sich von Festwirten informieren lassen und den dortigen Helferinnen und Helfern über die Schulter geschaut. «Wir konnten viele Einblicke und Erfahrungen sammeln, welche uns helfen werden, die Arbeiten in Affoltern optimal auszuführen», so Schweinfest und Schlüchter. Auch die späteren Rückmeldungen und Erfahrungswerte gehörten dazu. Hygienevorschriften und der Jugendschutz müssen beispielsweise strikte befolgt werden.

Sonntagmittag als grösste Knacknuss
Momentan sind die Festwirte daran, ihre Helferinnen und Helfer einzuteilen. Das heisst; sie müssen dem Ressort Personal mitteilen, wie viele Mitwirkende sie wo und wann brauchen. Keine so ganz einfache Aufgabe, wie die Zwei bestätigen. Denn die Besucherinnen und Besucher sollen in den zehn Tagen mit möglichst kurzer Wartezeit verpflegt werden.
Die grösste Knacknuss wird der Sonntagmittag sein. 10 000 Schwingfans müssen innerhalb einer Stunde verpflegt werden. Das Publikum soll innert kurzer Zeit verpflegt sein, um rechtzeitig zu Beginn des 4. Ganges wieder in der Schwingarena zu sitzen. «Die Schwingfans sind wegen dem Schwingen da, nicht zum Essen wie im 5-Sterne-Hotel», ist Andreas Schweinfest überzeugt. Es mache deshalb keinen Sinn, Entrecôte anzubieten.
«Das Essen muss die Gäste jedoch ansprechen. Wäre das Essen nicht gut, würde man dies der Stimmung sofort anmerken», ist sich der Grossküchenplaner sicher.

Viele Verpflegungsmöglichkeiten
Das grosse Festzelt fasst 2500 Personen und wird am Freitag-, Samstag- und Sonntagabend ein kleines, feines Angebot regionaler Spezialitäten anbieten. Am Sonntag wird dort ein «währschaftes» Bankettmenü zubereitet. Weiter wird es in der «Emmentaler-Stube» mit gut 550 Plätzen an allen Tagen ein breiteres Angebot mit diversen Gerichten geben.
Typische Schwing- und traditionelle Gerichte werden bevorzugt. So kommen die Besucherinnen und Besucher etwa in den Genuss von Bratwurst, Steak, Emmentaler Rauchwurst, Buure Hamme und den Bärner-Frites. «Ziel ist es, allen Besucherinnen und Besuchern, auch jenen, welche den Event zehn Mal besuchen, jedes Mal ein anderes Menü anbieten zu können».
Bei einem Aussenchalet werden Hamburger und Hot-Dogs zubereitet. Daneben wird ein Biergarten eingerichtet. Dies alles findet man auf dem dafür eingerichteten Dorfplatz. Dieser soll den Namen «Pöliplatz» haben – abgeleitet vom Lueg-Denkmal. Am Schwingfest-Sonntag werden zudem drei weitere Aussenstände, neben Kaffee- und Bierwagen, zu finden sein. Auch ein Bier- und Barzelt wird am Freitag-, Samstag- und Sonntagabend betrieben.

Konsumverhalten analysiert
Das Ressort von Betriebsökonom Andreas Schweinfest und Metzgermeister Stefan Schlüchter wird das grösste Unbekannte sein. Alle anderen Ressorts kann man ziemlich genau budgetieren, die Festwirtschaft nicht. Daher haben sich die Verantwortlichen auch Gedanken zum möglichen Konsumverhalten der Besucherinnen und Besucher gemacht. Was für Gäste werden am Schwingfest erscheinen und wie viel geben diese aus? Die Zahlen sind stark wetterabhängig. Jemand der wenig ausgeben möchte kauft ein Bier und eine Bratwurst, jener der etwas mehr ausgibt, wird ein Menü, einen Halben vom Festwein und noch einen Kaffee auswählen. So hat man versucht zu rechnen, und so wird auch der Einkauf geplant. Es sollen rund drei Tonnen «Bärner-Frites», 600 kg Schweinssteak, 5000 Bratwürste und 6000 Flaschen Bier über den Ladentisch gehen.
Die Lieferanten wurden bis heute noch nicht abschliessend ausgewählt. Noch wird das Sponsoring abgewartet. Doch der Einkaufsgrundsatz wird lauten: So regional wie möglich! Durch Lieferanten in der Region sollen Engpässe vermieden werden.
Bis Ende März soll die detaillierte Planung unter Dach und Fach sein. Während in der Woche vor dem Fest kaum eine Ahnung auszumachen ist, wieviele Leute erscheinen, gehen die Verantwortlichen am Schwing-Sonntag von einem Grossansturm aus. In der Vorwoche, wenn der Verkehrsdienst meldet, es seien viele Autos auf dem Anmarsch, soll der Koch bereits handeln und den zweiten Grill anwerfen. So soll die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ressorts optimal funktionieren, um Engpässe und Unvorhergesehenes zu vermeiden.
Mögliche Szenarien wurden bereits in einem Wochenplan aufgezeichnet. «Der geht über das ganze Fest, es ist eine Art Drehbuch für uns, in dem alles eingetragen ist», erzählt Betriebsökonom Schweinfest.

Warteschlange nicht zu umgehen
In der Mittagsstunde am Sonntag wird «die Post abgehen». Die Kolonne an der Essensausgabe wird nicht zu umgehen sein, doch soll sie beweglich und so kurz wie möglich sein.
Alles sind freiwillige Helferinnen und Helfer, welche vielfach das erste Mal miteinander zusammenarbeiten. Es treffen viele unterschiedliche Charaktere zusammen. Diesen Herausforderungen sind sich die Festwirte bewusst und sind zuversichtlich, diese auch zu meistern. Es wird keine Hauptprobe geben. Am 30. Juni muss alles bereit sein und funktionieren.
Noch immer können sich Vereine, aber auch Privatpersonen zum Helfen über www.schwingfestaffoltern.ch anmelden. Helfer mit Erfahrung in der Gastronomie sind herzlich willkommen.

Burezmorge, Modeschau, SCL-Tigers und vieles mehr
Am Freitagabend, 30. Juni, wird das Schwingfest mit der Eröffnung des Gabentempels einen ersten Höhepunkt erreichen. In den darauffolgenden Tagen werden nebst anderem der Bernisch-Kantonale Nationalturntag, eine Marschmusikparade, Burezmorge mit Unterhaltung, Modeschau, Autogrammstunde mit den SCL-Tigers, Countryabend mit Line-Dancing, die Schulschlussfeier der Schule Affoltern i.E., Alpumzug VZV Affoltern, der Unterhaltungsabend mit Moderator Frowin Neff, Ausstellung der «Freunde alter Motorräder» und die Samstagabendunterhaltung mit Moderator Sascha Ruefer, Oeschs den Dritten, ChueLuee und den jungen Zillertalern das Geschehen im Schwinger-Dörfli prägen. Ein vielfältiger Auftakt, bevor dann am Sonntag am Bernisch-Kantonalen Schwingfest die «Bösen» in die Zwilchhosen steigen.

Am Montagmorgen erstmals in den Zwilchhosen?
«Das Wichtigste am Montagmorgen wird für uns sein, dass alle noch gesund und munter sind», räumen die zwei Festwirte ein. Und natürlich, dass die Planung einigermassen aufgegangen ist. Ueli Steffen fügt an: «Die zwei Festwirte hatten noch nie Schwinghosen an, sehr wahrscheinlich müssen sie noch am 30. Juni ins Sägemehl steigen.» Oder halt dann doch erst am 10. Juli, wenn alles vorüber ist?
«Wir werden es sehen, den Schlussgang am Sonntagnachmittag wollen sie nur im Notfall übernehmen», schmunzeln die beiden.

Infos:www.schwingfestaffoltern.ch

Von Yanick Kurth