• Mathias Flückiger will in zwei Jahren an den olympischen Sommerspielen in Tokio um eine Medaille kämpfen. Dazwischen stehen weitere Highlights an. · Bild: zvg

11.07.2018
Sport

Die Hoffnung für weitere Highlights lebt

Mathias Flückiger, Mountainbiker aus Leimiswil – Mathias Flückiger hat erst vor kurzem den Schweizermeistertitel im Cross Country gewonnen. Das beweist, was er selbst bereits mehrmals gesagt hat: «Ich fühle, dass ich eher besser werde und noch weiteres Potenzial vorhanden ist.» Um dieses auszuschöpfen, ist er weiterhin auf Sponsorensuche – auch weil diese Herausforderung mehr Mühe bereitet als das Biken.

 

Radsport · Mathias Flückigers Formkurve zeigt weiterhin steil nach oben. Noch im Jahr 2016 gewann der Leimiswiler an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro mit dem Erreichen des sechsten Ranges ein Diplom, im letzten Jahr wurde er in einem World-Cup-Rennen in Andorra Zweiter und nun, an der Schweizermeisterschaft in Andermatt, konnte er sich sogar als Sieger feiern lassen. Während Titelverteidiger Nino Schurter zu Beginn Materialprobleme hatte, lieferte sich Mathias Flückiger ein wahrlich spannendes Sprintduell mit Florian Vogel, welches er zuletzt knapp für sich entscheiden konnte. «Das ist ein toller Erfolg. Schön ist natürlich auch, dass ich deshalb nun die ganze Saison ein besonderes Trikot tragen darf, welches mich immer an diesen Titel erinnert», erklärt Flückiger begeistert. Gewonnen hat er dieses Rennen erstmals, zuletzt wurde er an den U23-Juniorenschweizermeisterschaften Erster. Zwar war Flückiger im letzten Jahr bereits nahe dran, bis ein unnötiger Sturz folgte, das Warten hat sich nun aber gelohnt. «Es ist ein schöner Erfolg. Vor allem, weil ich für gewöhnlich auf Höhenverhältnisse stark reagiere und ich mich in Andermatt vor dem Start nicht wohl gefühlt habe.» Dass er das Rennen mit einem Erfolg beenden konnte, führt Flückiger auf eine gute Taktik und eine mental starke Leistung zurück.

Weiterhin Potenzial vorhanden
Der Schweizermeistertitel in der Disziplin Cross Country beweist nicht zuletzt auch, dass Mathias Flückiger seinen Worten Taten folgen lässt. Schon im letzten Jahr sagte der Profi-Biker in Gesprächen mit dem «Unter-Emmentaler», dass er fühle, dass er stetig besser wird und weiterhin Potenzial vorhanden ist. Dieses zwischenzeitliche Siegeshighlight nährt Hoffnungen, dass er noch nicht an seinem Zenit angekommen ist und vielleicht sogar noch einen draufsetzen kann. «Bald stehen Weltcup-Rennen an. Ich hoffe, dass ich auch dort vorne mitfahren kann», sagt der gebürtige Ochlenberger passend. Dafür wird er nicht zuletzt auch auf Glück angewiesen sein, welches ihm in dieser Saison eigentlich oft noch fehlte. In Nové Mesto war er beispielsweise in einen Massensturz verwickelt und in Albstadt verhinderte ein Platten eine gute Klassierung.

Enttäuscht vom Oberaargau
Dabei war es für Mathias und seinen Bruder Lukas lange Zeit nicht sicher, dass sie überhaupt wie erhofft die Rennen mitfahren können. Lange dauerte im letzten Jahr nämlich die Suche nach einem Sponsor – und so richtig abgeschlossen ist sie eigentlich immer noch nicht. «Wir haben versucht, unseren Namen besser zu vermarkten. Deshalb fahren wir nun auch gemeinsam in einem Team», erinnert sich der jüngere der beiden Flückigers. Immerhin konnte mit «Thömu’s» ein Bike-Sponsor an Land gezogen werden, dieser alleine genügt aber nicht. «Wir können Reise- und Materialkosten abdecken. Aber wir fahren derzeit ohne Salär», sagt Mathias Flückiger. Auch die Hoffnung, die er und sein Bruder in die Heimatregion Oberaargau gesetzt haben, hat sich längst als trügerisch herausgestellt, weil trotz guten Gesprächen kaum Sponsoren gefunden werden konnten. «Viele sagten uns, dass man da etwas tun müsse und es doch eine gute Sache sei – die Hilfe war letztlich aber überschaubar», sagt der 29-Jährige enttäuscht. Anstatt lose Versprechen zu halten, hätten bis zuletzt dann doch viele Firmen «weggeschaut» und kaum finanzielle Unterstützung beigetragen. Die Unterstützung von Unternehmen aus der Heimat, gemessen am Gesamtsponsoring, sei bei rund 3 Prozent. «Wir wussten, dass wir nichts erwarten dürfen. Jeder kann mit seinem Geld selbst tun, was er will. Und dennoch hätten wir uns mehr erhofft», sagt Mathias Flückiger. Entsprechend suchen er und sein Team weiterhin einen Geldgeber, der es zumindest die nächste Saison ermöglicht, finanziell besser abgedeckt zu sein. «Für die neue Saison habe ich derzeit noch keine Lösung», sagt das Teammitglied vom «RN Thömus Racing Team» deshalb. Aufhören ist für ihn aber kein Thema – irgend eine Lösung werde es bestimmt geben. Auch wenn die im Notfall sogar ein Nebenengagement zur Folge hat.

Intensivere Zusammenarbeit
Eine positive Änderung hat die finanziell angespannt Lage dennoch hervorgebracht. Dass er nun mit seinem Bruder Lukas im gleichen Team arbeitet sei wahrlich ein Plus. «Im Team wird immer zusammengearbeitet. Aber letztlich arbeitet auf Weltklasseniveau jeder zuerst für sich. Jeder will selbst gewinnen und mag es deshalb dem Teamkameraden trotzdem ein bisschen weniger gönnen», erklärt Mathias Flückiger und ergänzt passend: «Das ist bei uns jetzt anders.» Gerade die Zusammenarbeit sei viel intensiver und tiefer. Wenn der eine beim anderen Fehler bemerkt, wird er darauf hingewiesen. Analysen seien genauer, weil man sich besser kennt und Diskussionen entsprechend offener. «Natürlich gibt es auch Nachteile. Gerade unter Brüdern fallen manchmal etwas deutlichere Worte als sonst», gibt Mathis Flückiger zu. Das sei manchmal herausfordernd, beispielsweise vor wichtigen Rennen, wenn beide etwas sensibler reagieren. Und dennoch gibt es kein Zögern, auf die Frage, ob es denn richtig war, mit dem Bruder gemeinsame Sache zu machen: «Ich würde es wieder tun», sagt Mathias Flückiger und ergänzt: «Die ganze Sache ist speziell. Zwei Brüder fahren gemeinsam auf Weltklasse-Niveau – aber vor allem ist es eine sehr positive Zusammenarbeit.»

Medaillen bleiben Ziel
Diese Zusammenarbeit wird nun weitergeführt – so wie es aussieht noch mindestens zwei Jahre. Das Ziel der beiden ist und bleibt nämlich die gemeinsame Medaillenjagd – und ein solcher Erfolgsdurst kann wohl nur an einem Event gestillt werden: In zwei Jahren an den olympischen Sommerspielen in Tokio. «Auch deshalb ist aufhören für mich gar kein Thema. Eine solche Chance habe ich wohl nie wieder», sagt Mathias Flückiger und sieht Potenzial für sein ganz grosses Ziel.
Zuerst will er aber in der laufenden Saison weitere gute Resultate herausfahren, damit vielleicht auch weitere Sponsoren auf ihn aufmerksam werden. Ideal wäre dafür vor allem ein gutes Resultat an der Weltmeisterschaft in der Lenzerheide. «Die Heim-WM ist das ganz grosse Saisonhighlight», bestätigt «Mat» auch gleich selbst. Rangmässig will er sich aber keine allzu genauen Ziele setzen, weil er in letzter Zeit die Erfahrung machte, dass zu viel Erwartungsdruck nicht zum passenden Resultat führt. «Ich versuche alles herauszuholen und lasse danach mich lieber positiv überraschen.» Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall vorhanden. Und auch die Formkurve stimmt. Es scheint also, als wäre alles bereit für die nächsten Karrierehighlights vom Oberaargauer Profi-Biker. Egal ob in naher oder entfernter Zukunft.

Von Leroy Ryser