• Stabübergabe der Hirten (von links): Jürg und Sandra Stalder, Hansueli Eymann, Dora und Otto Eymann und Gottfried Ruch. Bild: bhw

13.04.2018
Oberaargau

Ein bewegender Abschied

Es war ein spezieller Moment für alle Beteiligten. Die Mitglieder der Alp-Genossenschaft Ahorn trafen sich zur Verabschiedung

der Hirtefamilie Eymann. Damit endet eine gute, glückliche Zusammenarbeit über zwei Generationen. Vorgestellt wurden mit Sandra und Jürg Stalder die neuen Hirten auf dem Ahorn.

ERISWIL · «Mit jedem Sommer mehr auf dem Ahorn, tat es jeweils im Herbst mehr weh, wenn die Rinder die Alp wieder verliessen», sagte Dora Eymann. In diesen Worten wurde deutlich, wie viel Engagement und Herzblut die Familie Eymann als Hirten auf dem Ahorn eingesetzt haben. Gottfried Ruch, Präsident der Alp-Genossenschaft Ahorn, würdigte die langjährige Tätigkeit.

Glückliche Zusammenarbeit 

Hansueli und Otto Eymann waren die zweite Generation der Hirtenfamilie, die von der Alp-Genossenschaft Ahorn angestellt wurden. Die beiden Brüder wurden auf dem Mittler Ahorn geboren. Nach der Heirat von Dora und Otto Eymann-Gerber, wurde dem Ehepaar 1980 die Arbeiten auf dem Mittler Ahorn anvertraut und ab 1982 auch auf dem Ober Ahorn. Im Laufe der Jahre wuchs die Familie mit den Söhnen Patrick, Adrian und Jürg, die schon früh bei der Arbeit tatkräftig mithalfen. Durch ihre beruflichen Wege verliessen sie aber die Alp. Infolge der Pensionierung von Otto Eymann wurde 2017 die Hirtenstelle gekündigt und so endet nach 38 Jahren eine treue und glückliche Hirtenzeit. «In all den Jahren unserer Zusammenarbeit mit den Ahornalp-Genossenschaftern gab es nie grössere Unstimmigkeiten. Wie sollte es auch, wurden doch alle Arbeiten durch euch mit grösster Sorgfalt und viel Herzblut ausgeführt. Der Ahorn war nicht nur euer Pachtbetrieb, es war eure Berufung. Jederzeit wurden die Genossenschafter mit ihren Familien bei euch willkommen geheissen und sogar auch bewirtet. Dafür gebührt euch grosser Dank», sagte Gottfried Ruch. 

Grosse Arbeit und viele Rinder

Die Arbeit der Hirtenfamilie war vielfältig. Im Sommer wurden zu den eigenen Mutterkühen auch neunzig Rinder und ein Stier betreut. Im Herbst, bei der Alpabfahrt, schmückte die Familie Eymann die Rinder sorgfältig. Glocken, Treicheln und Blumen boten jeweils ein lautes, buntes Bild, wenn die Tiere gut gepflegt und wohlgenährt im Tal wieder ihren dankbaren Besitzern übergeben wurden. In den Jahren spielte sich die Arbeitsteilung unter der Hirtefamilie ein. Hansueli Eymann schlug grösstenteils die Pfähle zur Einzäunung der Weide ein. Der Unterhalt der Hofzufahrten, die Schneeräumung, oder das Öffnen der Querrinnen in den Wegen gehörte zu seinen Hauptaufgaben. Sein handwerkliches Geschick löste fast jedes Problem. Otto Eymann betreute die Tiere. Seine grosse Leidenschaft war das schöne, gesunde Vieh und mit viel Engagement setzte er sich für deren Wohl ein. Im Winter standen die Arbeiten mit dem Holz an. In Haus, Garten, Stall, Wald und Büro wirkte Dora Eymann. «Wir alle hatten vom Morgen bis am Abend reichlich Arbeit. Es gab Zeiten, da waren viele Personen am Tisch und wollten essen. Nebst der Familie war ebenso die Schwiegermutter, welche Pflege und Zuwendung bedurfte. Die Jahre kamen und gingen meist schnell. Es gab auch verschiedene Sommer, von trocken bis nass, aber immer waren sie ausgefüllt.

Eindrückliche Zahlen

So um den 25. Mai kamen die Rinder zur Sömmerung auf die Alp. In der Zeit der Familie Eymann war der 3. Juni das späteste Datum. Immer am Bettag war Alpabfahrt. Die grossen Weideflächen wurden durch die Hirtenfamilien gut gepflegt und mit grossem Fleiss auch Unkrautfrei gehalten. Bei Kontrollen wurden Dora und Otto Eymann sowie Hansueli Eymann für ihre pflichtbewusste Arbeit nur gerühmt. Dabei sprechen aber Zahlen, die Gottfried Ruch bekannt gab, eine deutliche Sprache. Rund 27 500 Pfähle wurden eingeschlagen, 384 500 Rinder angebunden und 200 Tonnen Stroh gestreut. Dazu im Winter rund 7 500 Kubikmeter Holz geschlagen. 

Grosse Verantwortung abgeben

Nach einer so langen und guten Zusammenarbeit ist der Abschied mehr als prägend. Dies war bei der kleinen Feier im Restaurant Ahorn deutlich zu spüren. Dora und Otto, sowie Hansueli Eymann sind froh, die grosse Verantwortung abzugeben und können nun ihre neue Zeit im Dorf von Eriswil geniessen. Die guten Erinnerungen an besondere Ereignisse bleiben bei allen, die dabei waren, sicher noch lange. So der gelungene Brunch auf dem Mittler Ahorn im letzten Oktober bei strahlendem Wetter, von der Hirte Familie grosszügig gesponsert. Ebenso die Reise auf die Engstlenalp, als Geschenk der Genossenschafter zum 65. Geburtstag von Otto, wo die neue Hirtenfamilie kennengelernt wurde. Mit prächtigen Blumen und speziellen Geschenken, verbunden durch einen riesigen Dank der ganzen Alp-Genossenschaft Ahorn wurden Dora und Otto Eymann sowie Hansueli Eymann verabschiedet. 

Die neuen Hirten

Herzlich willkommen konnten Sandra und Jürg Stalder geheissen werden. Sie sind die neuen Hirten auf dem Mittler Ahorn. «Für uns hat sich ein Wunsch erfüllt und wir freuen uns auf unser schönes Daheim. Wir haben nach der Ausbildung vor allem in Saisonstellen gearbeitet, jeweils im Sommer auf der Alp. Nun freuen wir uns auf den ersten Sommer und die grosse Herausforderung» sagten Sandra und Jürg Stalder.

Von Barbara Heiniger