• Das Abflammgerät aus dem Jahr 1972 wurde nicht zum Erfolg. Das bremste die Biofarm aber nicht aus. · Bild: zvg

27.03.2017
Oberaargau

Ein Jubiläum und eine Extrawurst

Die Biofarm in Kleindietwil feiert das 45-Jahr-Jubiläum. Die Bevölkerung ist am 20. Mai zum Tag der offenen Tür eingeladen, der Blick hinter die Kulissen verspricht interessante Einblicke in die Tätigkeiten der Biofarm. Die Besucherinnen und Besucher werden mit Dinkelrisotto, einer Extrawurst, Backwaren und Getränken verwöhnt.

Kleindietwil · Die Biofarm ist heute in der Schweiz als Marke und als Selbsthilfe-Genossenschaft von Schweizer Biobauern etabliert. Sie fördert den einheimischen Biolandbau mit Beratung, Vermarktung, als Gründungsmitglied der heutigen Bio Suisse und in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL.
Das Gründungsjahr 1972 war da noch deutlich abenteuerlicher: Einige Tüftler versuchten sich an einer ursprünglich in Dänemark aufgekommenen Idee, dem Unkraut mit Hitze beizukommen, denn für die meisten Biobauern ist die giftfreie Unkrautbekämpfung im Gemüse- und Ackerbau die grösste Herausforderung. In Zusammenarbeit mit einem Maschinenbauer ging eine erste Serie Abflammgeräte in Produktion. Zu deren Entwicklung und Vertrieb wurde am 8. Mai 1972 im «Kreuz» in Herzogenbuchsee die Biofarm Genossenschaft gegründet. Noch im gleichen Jahr, an einer gut besuchten Maschinenvorführung, wurde in Kerzers das erste selbstfahrende Abflammgerät vorgestellt. Doch kurz nach dem Start fing die Benzinleitung des Antriebs-Einachsers Feuer. Alle rannten in Deckung und schauten von weitem zu, wie die ersten Träume in Flammen aufgingen ...

Neustart mit der Getreidemühle
Dieser Rückschlag konnte den Optimismus aber kaum bremsen. Inzwischen war ein neuer Impuls an die Biofarm herangetragen worden. Der Konstrukteur einer Haushalt-­Getreidemühle bot der Biofarm den Vertrieb seiner Elsässer-Getreidemühle in der Schweiz an. Die Biofarm griff zu, ohne zu ahnen, dass dieser Entscheid für sie wegweisend werden sollte. Viele solcher Mühlen konnten verkauft werden. Und die Familien, die selber mahlen und backen wollten, legten auch Wert auf den biologischen Ursprung des täglichen Brotes. Das wiederum brachte die Biofarm dazu, ihren Kunden Getreidekörner anzubieten – auch mit dem Hintergedanken, dass ein guter Absatz für Bioprodukte zögernde Bauern zur Umstellung auf Bio motivieren kann. In Zusammenarbeit mit dem Reformverband (Marke biona) und den überall im Land entstehenden Bioläden wurde nun das Sortiment zügig erweitert und ständig ausgebaut.

Umzug nach Kleindietwil
Das erste Domizil bezog die junge Firma auf dem Hof ihres Mitbegründers und ersten Geschäftsführers Werner Scheidegger in Madiswil. Doch bald wurden die Platzverhältnisse dort zu eng. 1978 zog die Biofarm in das alte Sekundarschulhaus in Kleindietwil, das den Bedürfnissen entsprechend laufend angepasst wurde. Tausende von Frauen (und einige Männer) haben in der ehemaligen Schulhausküche Koch- und Backkurse der Biofarm besucht und so mitgeholfen, die junge Firma und ihre Produkte im Land herum bekanntzumachen.

Garantierte Abnahme der Ernte
Heute produziert, entwickelt und vertreibt die Biofarm einen reich gefüllten Warenkorb an Ölen, Essig, Senf, Pasta, Getreide, Müesli, Mehl, Most, Kaffee, Trockenfrüchten, Zucker, Weinen und Flocken. Die Produkte sind schweizweit in Biogeschäften, Drogerien, Reformhäusern, Claro-Läden und bei innovativen Detaillisten erhältlich. Die Biofarm Genossenschaft erwirtschaftet mit dem Handel, der Produktion und der Vermarktung von Bio-Produkten jährlich einen Umsatz von rund 12 Millionen Franken.  Sie garantiert damit Hunderten von Schweizer Biobauern und Bioproduzenten jährlich die Abnahme ihrer Ernten.

Von Patrick Bachmann