• Beat Schlatter (Mitte) verabschiedet sich mit seinem Team vom Langenthaler Publikum. Im Hintergrund der Tresor mit den Goldbarren. · Bild: Hans Mathys

19.03.2018
Langenthal

Ein lammfrommer Privatbankier hat gaunerhafte Absichten

Ein Bankdirektor hat sich als Sponsor eines Musikfestivals verkalkuliert und plant einen Überfall auf die benachbarte Bank. Dies alles nur wegen Rod Stewarts Gage. Im Stadttheater Langenthal spielt Beat Schlatter in seiner zweiten Mundartkomödie mit Caspar Lamm einen keineswegs lammfrommen Privatbankier.

Im neuen Stück «Die Bankräuber» von Stephan Pörtner und Beat Schlatter, übernimmt Co-Produzent Schlatter auch die Hauptrolle des Privatbankiers Caspar Lamm. Er leitet in vierter Generation die Privatbank Lamm & Cie., eine traditionelle, grundsolide Institution, die besonders bei wohltätigen Stiftungen beliebt ist. Als Symbol dieser Solidität steht der historische Tresor im Direktionsbüro. Darin liegen die Goldbarren, mit denen Theodor Lamm die Bank gegründet hatte. Seit 1871 musste noch nie auf diese Reserve zurückgegriffen werden. Bis Caspar Lamm wegen seines Engagements als Sponsor eines Musikfestivals in Schwierigkeiten gerät und immer mehr Gold verkauft. Als Rod Stewart seine Gage von einer Million Franken in bar verlangt, ist der Tresor endgültig leer. Verzweifelt plant Caspar Lamm einen Überfall auf die UBS. Er bekommt Unterstützung von Paul Eberhard alias Andreas Matti, der dringend einen Kredit benötigt für die Patentverlängerung seiner revolutionären Erfindung.

Gaunerkomödie in Mundart
Aus dem Chefbüro will man über den Lüftungsschacht an das Gold von Ghadafi gelangen, welches im Heizungsraum der benachbarten Bank versteckt ist. Damit könnte der Konkurs der altehrwürdigen Privatbank verheimlicht werden. Schon der erste Versuch geht derart schief, dass Frau Berisha von den kriminellen Plänen ihres Chefs erfährt. Verkörpert wird die Personal Assistant von Anja Martina Schärer. Sie will zwar mithelfen, die Bank zu retten, jedoch ohne illegale Machenschaften. Schliesslich ist das Einbürgerungsgesuch ihrer Familie schon zweimal abgelehnt worden. Unter anderem habe ihr jüngerer Bruder auf die Frage nach dem schweizerischen Nationalhelden ohne zu Zögern geantwortet: «Shaqiri».
Urkomische Situationen, Sprachwitz und eine hervorragende schauspielerische Leistung des gesamten Ensembles begeistern das Langenthaler Publikum im sehr gut besetzten Stadttheater. Es darf gelacht werden, aber nicht nur. Das Stück beinhaltet auch tiefgründige und ernsthafte Seiten. Zum einen wird aufgezeigt wie sich die Rolle des Bankers nach der Krise verändert. Er wird verletzlicher, dadurch auch menschlicher. Das veranlasst gleichzeitig zum Schmunzeln und Nachdenken.

Sprachwitz und Schauspielkunst
Trotzdem die Geschichte unverblümt und überzeichnet inszeniert wird, ist sie nicht gänzlich realitätsfremd. Regie führt Pascal Ulli, der als Alain Küng den Head of Private Banking UBS spielt. Er verweigert Caspar Lamm einen Überbrückungskredit, zeigt aber Gefallen an Frau Berisha und belästigt die attraktive #MeToo-Lady. Authentische Figuren und gewisse Situationen sind durchaus real, beispielsweise die Diktatorengelder auf Schweizer Bankkonten. Weitere Anspielungen gelten den finanziellen Problemen des Festivals «Live at Sunset» in Zürich.
Spitze Pointen wechseln mit Situationskomik, etwa wenn ein fiktives Interview mit Roger Federer eingespielt wird, der sich nach den VIP-Tickets für das Rod-Stewart-Konzert erkundigt. Die Karten hat der Banker bereits Frau Suter vom Kinderdorf Pestalozzi versprochen. Diese, gespielt von Bettina Dieterle, wird kurzzeitig mit Luxemburgerli der Confiserie Sprüngli vom Paradeplatz beruhigt. Bei ihrem Treffen mit Rod Stewart im Luxushotel «The Dolder Grand» überreicht sie ihm die klassischen Süssigkeiten. Dieser mag jedoch das Mocca-Aroma genauso wenig wie alle anderen.
Ganz wie in Rod Stewarts Hit «Sailing», der ihn endgültig zum Weltstar machte, segeln Bankier Lamm und sein Ensemble in stürmischen Gewässern. Dank einem Missverständnis und einer tiefsinnigen Wende wird letztendlich doch noch alles gut.

Von Brigitte Meier