• Simon Enzler erklärt die Vorteile des montierten, speziellen Gerätes (oben) – des Fluginsekten-Vernichters Euro-Kill. · Bild: Hans Mathys

28.02.2018
Langenthal

Enzler gibt Einblick in die «Primatsphäre»

Simon Enzler – er feiert am 10. März seinen 42. Geburtstag – steht seit über 15 Jahren auf der Bühne. Schweizweit stehen der Berner und der Bündner Dialekt in der Gunst zuoberst, doch Enzler gelingt es, mit seinem Markenzeichen – der Appenzeller Mundart – auch diese weit oben in der Hitparade der Dialekte zu positionieren. Bei seinem Auftritt im Langenthaler Stadttheater springt der Funke sofort von der Bühne ins Publikum über – und umgekehrt.

 

Er habe im Appenzell eine Wohnung zu vermieten, «ein Wöhnigli», so Enzler. In Zürich würde ein solches Mietobjekt «locker» 4000 Franken pro Monat kosten, weil dieses aber halt «z’Appezöll» liege, seien 8500 Franken zu berappen. Simon Enzler begründet diesen Mehrpreis im Vergleich zu Zürich damit, dass das Wohnen auf dem Lande eine ganz andere Qualität habe – mit Blick auf den Parkplatz statt auf den langweiligen See. Er habe auch schon ein Inserat aufgegeben, um diese Wohnung vermieten zu können, darin aber «Haustiere und Ausländer unerwünscht» geschrieben. Er habe nichts gegen Ausländer als solche und sei sogar tolerant. Wenn ein Ausländer in die Schweiz reinkomme, so toleriere er auch, wenn dieser wieder gehe. Enzler erwähnt, dass er eine Putzfrau aus Eritrea zu einem Hungerlohn angestellt habe und empfiehlt die Wohnung auch wegen des sozialen Umfeldes. Er selber wohne nämlich direkt daneben. Mit Blick ins gut besetzte Langenthaler Stadttheater gibt Enzler seiner grossen Freude darüber Ausdruck, hier so viele potenzielle Interessenten für die Appenzeller Mietwohnung zu erspähen.
Simon Enzler – auch bekannt als Hörkolumnist für die Satiresendung Zytlupe von Radio DRS 1 und als «Konsumenzler» in der TV-Konsumentensendung Kassensturz – thematisiert auch einen Einbruch bei seinem Nachbarn, bei dem der Einbrecher am Tatort jede Menge Spuren hinterlassen habe. Dass er am Kühlschrank nicht auch noch gleich den Taufschein und die AHV-Nummer befestigt habe, sei ein Wunder. Jedenfalls habe der Einbrecher für etwa 3500 bis 12 000 Franken teure Werkzeuge hinterlassen – wertmässig also weit mehr als das erbeutete Diebesgut. Dass der schlafende Nachbar dabei «wie die Jungfrau zum Kinde» gekommen sei, ärgert Enzler, der nun im Publikum nach Muselmännern oder Muselfrauen Ausschau hält und dann der Frage nachgeht, ob die Mehrzahl von Matten eigentlich Mattenen sei.

«Konsumenzler» kommt in Fahrt
Der Appenzeller kommt bei seinem Auftritt im Bernbiet immer mehr in Fahrt. Er erinnert sich an seinen Besuch der Mitternachtsmesse an Weihnachten 2014, wo er in der Kirche «mit Inbrunst» Lieder mitgesungen habe, dabei jedoch immer «einen Zwick» schneller als die Orgel gewesen sei. Als dann das Opferkörbchen in der Kirche herumgereicht wurde, habe er beobachtet, dass sein Sitznachbar nur zwei Franken ins Körbchen gelegt habe – «dieser hundslausige Giizgnäpper», der gut verdiene und einen Audi Diesel fahre. Dieser habe den Zweifränkler absichtlich so sachte ins Opferkörbchen getan, damit alle dachten, es sei ein Nötli. Er, Enzler, habe sich darüber dermassen geärgert, dass er Wallungen bekommen habe. Bei dieser Sammlung im Sinne der Nächstenliebe seien sogar noch Hosenknöpfe, Drachmen und Lire zum Vorschein gekommen. Ein Ärgernis für Enzler sind zudem die «primitiven» Klettverschlüsse, die sich 1951 ein Schweizer – ein Welscher – habe patentieren lassen. Simon Enzler punktet beim Publikum mit Lebensweisheiten. Wer zu faul sei, um an seinem Velo die Bremsen und den Dynamo zu flicken, der müsse halt lernen, beim Velofahren auszuweichen.
Nun präsentiert Simon Enzler ein Originalgerät der speziellen Art, den Fluginsekten-Vernichter Euro-Kill. Der Name Euro-Kill passe eigentlich zu England, witzelt der Kabarettist. Das Gerät sei mit UV-Röhren und herausnehmbarer Auffangschale ausgestattet und komme ohne Chemie aus. Wer ins Sieb fliege, sei «human gebrätelt». In diesem Zusammenhang bezeichnet er Fliegen als «saudumme Viecher» und Mücken als «noch blöder». Enzler geht auch Ausdrücken nach, die hierzulande gang und gäbe sind – wie «Heiland Sack» oder «Du Schafseckel». Dabei sei «Heiland Sack» tief religiös und ein von der Kirche anerkannter Fluch, während beim Ausdruck «Du Schaf-seckel» das «Du» wichtig sei, weil es einen persönlichen Sinn verleihe.

«Zugabe mache ich nicht»
Enzler zitiert aus dem Appenzeller Volksblatt und hier von einer Vegi-Metzgete. Werden hier Tofu geschlachtet? Das Ende naht, das Publikum klatscht schier euphorisch. «Zugabe mache ich nicht», stellt Enzler gleich klar. Er benutzt die Gelegenheit vielmehr, um das nach der Renovation «wunderschöne» Stadttheater Langenthal und das Chrämerhuus in höchsten Tönen zu loben und macht Reklame für das «am Fusse des Alpsteins» gelegene Appenzell. «Kommt uns besuchen», so Enzler, der bei dieser Gelegenheit – zum Gaudi des Publikums – nochmals auf seine Wohnung aufmerksam macht, die er vermieten möchte. Was Enzler festgestellt hat: Die Stadt Langenthal und Appenzell Innerrhoden weisen fast die gleiche Einwohnerzahl auf.
Nach dem gelungenen Auftritt im Langenthaler Stadttheater ist dem bestens und köstlich unterhaltenem Publikum klar, weshalb Simon Enzler 2000 mit dem Swiss Comedy Award, 2007 mit dem Salzburger Stier, 2008 mit dem Prix Walo und 2012 mit dem Schweizer Kabarett-Preis Cornichon ausgezeichnet wurde.

Von Hans Mathys