• Sie prägten den Anlass (von links): Rudolf Baumann, Preisgewinner Werner Stirnimann mit Schneeglöckchen und Prix Tambour in den Händen, Peter Widmer, Nadine Baumann und Laudator Raphael Pfarrer. · Bild: Hans Mathys

21.03.2018
Langenthal

«Er hätte Diplomat werden sollen»

Im Beisein von 50 Gästen wird Agronom Werner Stirnimann im Brauichäuer in Langenthal an einer würdigen Feier für sein tolles und nachhaltiges Engagement der 5. Prix Tambour der Stiftung Trummlehus überreicht.

Mit dem Prix Tambour der Stiftung Trummlehus in Langenthal werden seit 2014 Persönlichkeiten honoriert, die in unserer Region irgendwie den Takt angeben und somit im öffentlichen Leben für den Rhythmus sorgen. Der 1. Prix Tambour ging 2014 an das Ehepaar Kurt und Elsbeth Dürig aus Bleienbach (Sparte Musik). 2015 wurde postum der kurz zuvor verstorbene Urs Gerber (Malerei) aus Windisch mit diesem Preis geehrt. 2016 ging der jeweils mit 5000 Franken dotierte Prix Tambour an Rita Soom und Marcel «Masi» Marti (Sommerkino) und 2017 an die Roggwilerin Colette Grütter (Vereinsleben). Nun also steht der im luzernischen Altbüron aufgewachsene, jetzt in Langenthal wohnhafte Werner Stirnimann (Umwelt) im Rampenlicht – beziehungsweise er sitzt.

Laudatio von Rudolf Baumann
Zum Start der kleinen Feier setzt sich Rudolf Baumann, Präsident der Stiftung Trummlehus, ans Keyboard und lässt – passend zu seiner Begrüssung – die Melodie «Guete n’Obe mitenand» erklingen. Die Laudatio des Berners Raphael Pfarrer hört sich der Preisträger schmunzelnd und mit sichtlicher Bescheidenheit an – fast demütig, das Gegenteil also von triumphal. Bei so viel Lob signalisiert Stirnimann auf sympathische Art mit «Slowly»-Handbewegungen, dass es nun genug sein müsse mit dieser Huldigung. Pfarrer würdigt aber nicht nur die zahlreichen Aktivitäten Stirnimanns (siehe «Unter–Emmentaler» vom 13. März), sondern zählt auch alle Sprachen auf, die der Agronom beherrscht. Chapeau.
Laudator Raphael Pfarrer ist Biologe sowie ein langjähriger Freund und Weggefährte Werner Stirnimanns. Pfarrer präsidiert Slow Food Bern, während Stirnimann Vorsitzender von Slow Food Oberaargau ist – gegründet 2011. Slow Food ist eine internationale Bewegung mit der Zielsetzung, die typischen regionalen Produkte und Esstraditionen zu bewahren und zu fördern und damit zur Erhaltung der Geschmacksvielfalt beizutragen. Im Oberaargau erhält beispielsweise die einzigartige Brunnenkressekultur der Familie Motzet eine Zukunftsperspektive. Der Laudator erwähnt dabei den entsprechenden Brunnenkresse-Käse, für den Stirnimann die Initialzündung gegeben habe.

Brückenbauender Grenzgänger
In seiner Lobrede bezeichnet Raphael Pfarrer den Preisgewinner als «Grenzgänger» und meint damit primär die Kantonsgrenze Bern – Luzern. Stirnimann sei mit dieser Heimat verbunden, er überwinde Grenzen, baue Brücken und führe Menschen zusammen. Pfarrers Fazit, das bei den geladenen Gästen kollektives Schmunzeln auslöst: «Er hätte Diplomat werden sollen.» Pfarrer erwähnt auch den Grenzpfad Napfbergland, die Restauration des Melchnauerli und das Rottaler Erntefest, für die sich Werner Stirnimann seit Jahren einsetzt: «Sein Fachwissen ist exzellent, seine Hilfsbereitschaft gross – auch die ehrenamtliche». Pfarrers Schlusswort: «Wenn jemand diesen Prix Tambour verdient hat, dann ist es Werner.»
Wer jeweils diese Auszeichnung erhalten soll, entscheidet der vierköpfige Stiftungsrat Trummlehus, dem Rudolf Baumann (Roggwil) als Präsident vorsteht. Die weiteren Räte sind seine Tochter Nadine Baumann (Roggwil), René Keusen (Langenthal) sowie Peter Widmer (Bern). Letzteren stellt Baumann als «Advokat, PR-Mensch und von Anfang an als Stiftungsrat dabei», vor. Für den Stiftungsratspräsidenten ist Peter Widmer eben auch bei der Vergabe des Prix Tambour wertvoll, weil er nicht voreingenommen sei: «Er betrachtet das Ganze mit einer gewissen Distanz, denn er kennt hier nicht Klethi und Plethi.»

Feierliche Preisübergabe
Vor der feierlichen Übergabe des Prix Tambour wird Werner Stirnimann schon mal mit einem nostalgischen Poster beschenkt, auf dem verschiedene Sorten Äpfel und Birnen abgebildet sind. Überschrieben ist das Ganze mit «Äpfel- und Birnensorten der Schweiz». Nun kommt der Höhepunkt des Abends, die Preisübergabe von Nadine Baumann an Werner Stirnimann. Unter dem Applaus der Gäste nimmt Letzterer den Preis in Empfang. Es ist ein durchsichtiger Würfel mit einem Inhalt, der auf den engagierten Agronomen und seine Biodiversität zugeschnitten ist. Im Würfel nämlich befinden sich Gemüse und Früchte. Nicht essbare zwar, sondern solche aus Plastik – aber mit Symbolcharakter für gesunde Ernährung. Der Abend endet gesellig-familiär. Alle wollen Werner Stirnimann gratulieren, ihn zu weiteren Taten animieren und mit ihm anstossen. Wer wohl für den Prix Tambour 2019 in Frage kommen wird?

Von Hans Mathys