• Von links: Die Betriebshelfer Ueli Strahm und Gregor Czekanski sowie Peter und Doris Schmitz mit den Kindern Arline, Florin und Levin. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

24.08.2017
Oberaargau

Erfolgreich auf automatisches Melk- und Weidesystem umgestellt

Von schweizweit nur gerade zwei in Betrieb stehenden Melkrobotern, die mit einem automatischen Weidesystem kombiniert sind, befindet sich der eine im Stall der Familie Peter Schmitz in Untersteckholz. Das System wurde vor einem Jahr eingeführt und hat sich gut bewährt. Am Samstag/Sonntag, 2./3. September, laden der Betriebsleiter, seine Familie und sein Team zum Tag der offenen Tür auf dem Hof im «Sängi» ein.

Untersteckholz · Peter Schmitz ist Mitglied der IG Weidemilch und betreibt erfolgreich saisonale Vollweide. Das heisst, die insgesamt 40 Kühe kalben alle in den Monaten Februar und März; ihre Haupt-Laktationszeit fällt damit in die Jahreszeit, wo auf dem 40-Hektaren-Betrieb am meisten Gras wächst. Während der Vegetationsruhe sind die Kühe in der Galtzeit; sie werden nicht gemolken.  
Es war der Kostendruck auf die Milchbauern, der Peter Schmitz dazu gebracht hat, seinen Betrieb mit den beiden Höfen in Untersteckholz und St. Urban nebst der Schweinezucht und -mast vollständig auf effiziente Milchproduktion und damit auf Vollweide umzustellen. «Jammern nützt nichts; man muss das Beste aus den Möglichkeiten machen. Ich entschied mich, vollständig auf die Landwirtschaft zu setzen und musste deshalb meinen Betrieb entsprechend anpassen», stellt Peter Schmitz im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» fest.
Heute arbeiten hier nebst der Familie zwei Vollzeit- und ein Teilzeitangestellter. Peter und Doris Schmitz, beide 39-jährig, haben drei Kinder, Arline (8), Levin (5) und Florin (2). Auf dem Betrieb hilft mit Verena Schmitz auch die ältere Generation noch mit.

Effizienz im Betrieb erhöhen
Der Vater, der ebenfalls sehr offen für zeitgemässe Umstrukturierungen im Betrieb war, starb 2010 unverhofft; die Hofübernahme war damals noch nicht über die Bühne gelaufen. Aber Peter Schmitz konnte den Bauernbetrieb gut und in seinem Sinn geführt übernehmen; bereits damals war der Hof auf saisonale Vollweide ausgerichtet.
In den letzten Jahren schaute sich der junge Bauer nach noch effizienteren Möglichkeiten für die Milchproduk-tion um.
Am 20-jährigen Laufstall wollte er nichts ändern. «Die Bausubstanz ist einwandfrei; die Scheune kann uns auch für die nächsten Jahrzehnte noch dienen», sagt er im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».
Für ihn war bald einmal klar, dass nur ein Melkroboter die Kosten-/Ertragssituation verbessern würde. Auch in der Schweiz sind längstens Hunderte von Melkrobotern in Betrieb. Nicht aber solche, die mit einem Managementsystem für die Weidegänge verbunden sind. Peter Schmitz besichtigte solche kombinierten Anlagen in Belgien und Luxemburg, «doch diese funktionieren nicht zur Zufriedenheit der Betreiber», stellt er fest.
In Irland stiess er dann auf Anlagen, die er sich für seinen Hof vorstellen konnte; ohne allerdings zu wissen, ob sich eine solche im Schweizer Klima ebenfalls bewähren würde. Mit der Lieferfirma Lely konnte er vereinbaren, dass er die Anlage ein Jahr lang testen durfte. Die Kühe können selbständig melken gehen, wann immer sie das Bedürfnis haben; allerdings nicht unbeschränkt. Überschreiten sie das «gesunde Mass», «schickt» der Roboter sie wieder aus dem Melkstand.

Gesündere Kühe
Das automatische Melksystem sammelt zu jeder Kuh Daten zu Milchleistung und Kuhgesundheit. Bei Veränderungen warnt das System rechtzeitig, damit die entsprechende Kuh je nachdem beobachtet oder behandelt werden kann. Für Peter Schmitz ist das System ein voller Erfolg: «Die Kühe sind deutlich gesünder; Euterkrankheiten sind inzwischen auf unserem Hof sehr selten geworden.»
Mit dem Melksystem kombiniert ist die Selektionsbox für den Weidegang. Die Kühe entscheiden selbst, ob und wann sie nach draussen auf die Weide gehen möchten. Das automatische System leitet sie auf die richtige Weide. Rund zwei Monate habe es gedauert, bis die Kühe das neue Melk- und Weidesystem einwandfrei begriffen hätten, erzählt Peter Schmitz. Insgesamt aber habe die Umstellung gut und schnell funktioniert. Die Kühe hätten schnell begriffen, dass sie nach dem Melken auf eine andere Weide mit frischem Gras gehen dürfen. Dies verlocke sie, melken zu gehen. Sie haben aber nicht die Wahl, das System mehrmals zu passieren, um zu einer noch «besseren» Weide zu gelangen – der Roboter würde sie in diesem Fall ohne zu melken wieder zurück in die richtige Weide lenken. Durch die Verknüpfung des computergesteuerten Weidesystems mit den Milchertragsdaten der Kuh können Fütterung und Beweidung gezielt gesteuert werden.
«In diesem Rahmen ist das bei uns allerdings nur möglich, weil ein grosser Teil des Landes an den Hof angrenzt», stellt Peter Schmitz fest. «Aber seit der Inbetriebnahme können wir rund die Hälfte der Arbeitszeit sparen, und wir sind mit den anfallenden Arbeiten auf dem Hof flexibler. Die Milchqualität ist besser, und den Tierarzt sehe ich nur noch selten», ist sein Fazit. Die Milch wird für die Produktion von Emmentaler Käse abgeliefert.
Im letzten Jahr hat Peter Schmitz seinen Kuhbestand auf 40 erhöht; bis nach dem Abkalben im Februar/März 2018 dürften es 50 Kühe sein, alle aus eigener Zucht. «Dies gewährleistet uns, dass wir die richtige Genetik für den Weidebetrieb haben.»

Schweizweite Neuheit vorstellen
In der ganzen Schweiz gibt es erst zwei Bauernbetriebe, die ein solches kombiniertes, computergesteuertes Melk-/Weidesystem benützen.
Die Familie Peter Schmitz hat sich deshalb entschieden, dieses Interessierten auf ihrem Hof Sängi in Untersteckholz zu zeigen. Sie lädt am Samstag/Sonntag, 2./3. September, jeweils 9 bis 18 Uhr, zum Tag der offenen Tür ein. Fach-Aussteller werden zu verschiedenen landwirtschaftlichen Themen Auskunft geben. Jeweils um 10 und 14 Uhr gibt es eine Führung durch den Betrieb, und um 11 und 15 Uhr werden Säuli-Rennen ausgetragen.
Der neue, moderne Kaltstall für die Ferkel kann ebenfalls besichtigt werden. Auch in diesem Bereich konnte durch die betriebliche Anpassung die Schweinezucht und -mast erheblich verbessert werden.

Von Liselotte Jost-Zürcher