• Gruppenbild mit der Lok des Minizuges, der die «UE»-Leserreise-Teilnehmenden in die Rebberge von Dambach-la-Ville führte. · Bilder: Hans Mathys

  • «UE»-Leserreise-Teilnehmer Kari Scheidegger (Kleindietwil) präsentiert stolz die Karikatur, die er sich für 20 Euro hat anfertigen lassen.

19.10.2018
Region

Faszinierende Entdeckungsreise durchs Elsass

Prachtswetter, herrliche Rebberge, malerische Dörfer, historische Bauten, kulinarische Genüsse und gute Laune der 30 Teilnehmenden prägten die viertägige Leserreise des «Unter-Emmentaler» die – in Zusammenarbeit mit Reist Reisen – ins Elsass führte.

Wasen / Huttwil / Reisen · Während Chauffeur Fritz Rupp den Bus subtil-ruhig vom Oberaargau ins Elsass lenkt, erzählt Reiseleiterin Rosmarie Bührer Wissenswertes über das mal zu Deutschland, mal zu Frankreich gehörende Elsass. «Für die Elsässer war es ein Hin und Her», bringt sie es auf den Punkt und verrät, dass Strassburg die grösste, Mülhausen die zweit-, Colmar die drittgrösste Stadt im Elsass ist. Bei der deutsch-französischen Gedenkstätte Hartmannsweilerkopf – einem Berg in den Südvogesen – erfahren die «UE»-Leser, wie es zum Ersten Weltkrieg kam und welche Bedeutung dieser «Berg der Toten» hatte. Anhand von Filmen, Fotos und Uniformen wird diese Schlacht in Erinnerung gerufen. Fazit: Dieser Krieg war absurd und sinnlos.

Essen, Trinken, Staunen in Colmar
«Lueg die schöne Herbschtfarbe», schwärmt eine Seniorin auf der Weiterfahrt nach Colmar beim Anblick der Bäume in diversen Farbschattierungen – grün, gelb, braun. In Colmar steht eine gemütliche Fahrt mit dem weissen Petit Train mit der Aufschrift «Muson-River 1894» durch die Altstadt auf dem Programm. Zuvor aber stärken sich einige vor der «Winstub Unterlinden» mit einer elsässischen Spezialität. Gleich sechs elsässische Weissweine sind im Angebot: Sylvaner – er steht zuoberst auf der Karte und wird wohl deshalb von allen bestellt –, Pinot Blanc, Riesling, Muscat, Pinot Gris und Gewürztraminer.
Gegen Abend ein letzter Blick auf liebevoll verzierte, mit Blumen, Herzen und Giesskannen geschmückte Riegelhäuser – und weiter geht die Busfahrt zum Hotel Diana in Molsheim: Zimmerbezug, Essen.

Im Weinkeller, in den Rebbergen
Anderntags geht es Richtung Weinstrasse, nach Dambach-la-Ville, wo Winzer Emil die Schweizer Gäste mit dem Lied «Grüezi wohl Frau Stirnimaa» empfängt und so als Repräsentant des Weinguts Ruhlmann erste Sympathiepunkte einheimst. Beim Rundgang fällt ein tiefsinniger Trinkspruch auf: «Wein trinken macht fröhlich, Gott fürchten macht selig. Fürchte Gott und trinke Wein, dann kannst Du fröhlich und selig sein.»
Emil ist auch bei der anschliessenden Degustation im kühlen Weinkeller nie um einen Spruch verlegen und erklärt, dass sich der hier im Elsass produzierte Champagner nicht so nennen darf, weil er nicht aus der Provinz Champagne stammt und deshalb Crémant genannt wird. Mit einem Minizug fährt Emil die Oberaargauer als Lokführer bei prächtigem Herbstwetter durch die Rebberge. Er erklärt, die Weinlese habe dieses Jahr bereits am 20. August begonnen und sei jetzt zu 98 Prozent abgeschlossen.

Flammkuchen, Albert Schweitzer
In Ribeauville warten zur Stärkung drei verschiedene Flammkuchen auf 30 Hungermäuler. Weiter geht’s nach Kaysersberg, wo Albert Schweitzer am 14. Januar 1875 geboren wurde. Der Arzt und Nobelpreisträger (1952) verstarb 1965 in Lambaréné (Gabun) 90-jährig. Beim Besuch der Pfarrkirche Ebersmünster fällt das Chorgestühl mit Heiligen aus der Geschichte des Benediktinerordens sowie die Orgel des berühmten Orgelbauers Andreas Silbermann (1678 bis 1734) auf. Infolge Renovation fällt das geplante Orgelkonzert aus. Als Entschädigung erhalten alle eine CD mit 23 Orgelwerken.

Zitadelle von Bitche, Simserhof
Ein «militärlastiges, interessantes Programm» kündigt Reiseleiterin Rosmarie Bührer an, erklärt jedoch vorerst die vom Bus aus sichtbaren Hopfenanlagen. Hopfen, genannt «grünes Gold,» gelte als Kultur- und Heilpflanze sowie als Mittel gegen Nervosität und Schlaflosigkeit. Leicht verwirrend für einige ist nun der Wegweiser «Rohrbach». Hat sich der Chauffeur arg verfahren? Natürlich nicht: Rohrbach ist ein Ort bei der Festungsstadt Bitche. Die Zitadelle Bitche wacht darüber, dass ihre historische Bedeutung lebendig bleibt. Ein einstündiger Filmrundgang lässt militärische Geschehnisse von 1870/1871 Revue passieren. Er vermittelt Einblicke in die unterirdischen Gänge inklusive des Gemachs des Kommandanten Teyssier sowie des Schlafsaals der Offiziere. Eine in den Film integrierte, traurige Liebesgeschichte geht unter die Haut und rührt zu Tränen.

Im Festungswerk Simershof
Nach einem Kurzaufenthalt an einem idyllisch gelegenen Seelein ist der Besuch des Festungswerks Simserhof angesagt – im Zweiten Weltkrieg eine der grössten Artillerie-Festungen der Maginot-Linie.
In einem Schienenwagen werden die Besucher durch das ehemalige Munitionslager geführt. Sie erleben in Filmvorführungen den Alltag in der Festung und die Angriffe von 1940. «Ihr seht aus wie Marsmenschen», kommentiert ein «UE»-Leser den ulkigen Anblick der Kopfhörer tragenden und damit mit vielen historischen Infos versorgten Simserhof-Gäste.

Zum Abschluss in Strassburg
Den Abschluss der «UE»-Leserreise bildet der Besuch in Strassburg, wo auf der Fahrt im Ausflugsschiff die Altstadt sowie das europäische Parlament erkundet werden. Das Liebfrauenmünster, eine der bedeutendsten Kathedralen Europas, gehört weltweit zu
den grössten Sandsteinbauten. Kari Scheidegger (Kleindietwil) lässt von sich vor der Kathedrale für 20 Euro eine Karikatur anfertigen, andere kaufen Bretzel für die Daheimgebliebenen. Alle sind dankbar fürs prächtige Herbstwetter und loben das auf der «UE»-Leserreise mit Reist Reisen Gebotene. Entsprechend gut gelaunt erfolgt die Heimreise.

Von Hans Mathys