• Bobpilot Clemens Bracher (Zweiter von links) und sein Team glänzten beim Viererbob-Weltcupdebüt mit dem 12. Rang. · Bild: zvg

09.02.2017
Sport

Glänzender 12. Rang beim Weltcupdebüt

Viererbob-Weltcup in Igls/Innsbruck – Etwas überraschend kam der 30-jährige Bobpilot Clemens Bracher aus Wasen zu seinem Weltcupdebüt. Mit dem Viererbob glänzte er in Igls und belegte den starken 12. Rang

Bob · «Einen 12. Rang hätte ich vor dem Rennen garantiert unterschrieben», fasst Clemens Bracher sein geglücktes Weltcupdebüt zusammen. «Wir müssen aber auf dem Boden bleiben. Es war ein einziges Rennen, und es lief ziemlich gut für uns», relativiert der erst seit der Saison 2014/15 als Bobpilot agierende «Wäseler». Lange musste Clemens Brachers Team auf diese erste Weltcupnomination warten. Geduldig wartete er darauf und bestritt den ganzen Winter über engagiert die Europacuprennen.

Eminent wichtiger Weltcupeinsatz
Der 187 cm grosse und 104 kg schwere Modellathlet erhielt nun ausgerechnet beim Weltcup-Final in Innsbruck seine allererste Chance, sich auf höchster Bobsport-Ebene zu bewähren. Diese Nomination war für den 30-Jährigen eminent wichtig, denn sein grosses Ziel sind die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. Und um den Weg nach Südkorea an die wichtigste Wintersportveranstaltung zu schaffen, benötigt Bracher zwingend Weltcupeinsätze, wo er sich einerseits mit der Weltspitze messen und anderseits auch für die wichtigen Olympia-Qualifikationsrennen im nächsten Winter rüsten kann. So gesehen, war die Weltcup-Premiere in Innsbruck in vielerlei Hinsicht ein Glückstreffer.

Boblegende Langen als Mentor
Dass es Clemens Bracher als einstiger Anschieber von Beat Hefti und Rico Peter als Pilot überhaupt so weit brachte, ist seiner zielstrebigen Art, seinem Trainingsfleiss und seinem Lernwillen als Neopilot zuzuschreiben. Die eklatanten Fortschritte sind aber auch auf eine optimale Betreuung zurückzuführen. Seit dieser Saison hat Clemens Bracher das grosse Privileg, auf die Dienste von Christoph Langen zählen zu dürfen. Von 2010 bis 2016 war Langen Bundestrainer des deutschen Bobkaders. Auf die Saison 2016/17 übernahm er bei Swiss Sliding den Job als Nachwuchs-Cheftrainer. Ausserdem hat er sich dem Bobteam von Clemens Bracher angenommen. Christoph Langen ist mit zwei Olympiasiegen und sieben WM-Titeln einer der erfolgreichsten Bobsportler aller Zeiten. «Auf seine Dienste zählen zu können, ist grandios. Wir profitieren in allen Bereichen», freut sich Clemens Bracher.

Zweiter Lauf praktisch perfekt
Das Weltcup-Abenteuer in Innsbruck begann für das Bobteam Clemens Bracher am Dienstag vor dem Rennsonntag mit der Anreise. Am Mittwoch und Donnerstag konnte das Team drei Vierer-Trainingsläufe bestreiten. Aus diesem Grund konnte Bracher am Donnerstag an der Club 88-Sportpreis-Verleihung nicht anwesend sein. Dort wurde Bracher mit dem 3. Rang in der Einzelsportler-Kategorie ausgezeichnet. «Es ist meine allererste Auszeichnung an einem Sportpreis. Ich freue mich sehr darüber», sagt Bracher. Mit noch mehr Motivation nahm er mit seinem Team am Freitag und Samstag die athletischen Trainings, die Physio und die Materialbereitstellung in Angriff. Am Sonntag galt es dann ernst. Nach einem Interview auf SRF1 ging das Bobteam Bracher mit der Startnummer 23 ins Rennen. Beim Start gehört Bracher bereits zur Welt-spitze. Bloss drei Hundertstel hinter dem späteren Sieger Oskars Melbardis aus Lettland legte der Bob Schweiz II mit 5,06 Sekunden los. «Im oberen Bahnteil unterliefen mir dann einige kleine Fehler.» Gleichwohl reichte es zum starken 16. Rang im Feld der 32 Schlitten. Nach einem kurzen Austausch mit Christoph Langen zündete Clemens Bracher mit seinen drei Hintermännern im zweiten Durchgang den Turbo. Mit einer für einen Weltcup-Nobody absolut grandiosen Fahrt verlor Bracher im zweiten Durchgang auf Sieger Melbardis bloss sechs Hundertstelsekunden und stellte die sechstbeste Laufzeit auf. Dieser Exploit und ein Totalrückstand von 0,49 Sekunden sorgten dafür, dass sich der «Wäseler» noch auf den 12. Rang verbesserte. «Es war ein Herantasten. Wir dürfen zufrieden sein», meint Bracher bescheiden.

Nun die WM-Vorbereitung
Es geht Schlag auf Schlag. Nach dem gelungenen Weltcupdebüt steht das bisherige Piloten-Karrierenhighlight von Clemens Bracher bevor. Er wurde für die Viererbob-WM in Königssee aufgeboten. «Wir bereiten uns minutiös auf diese Titelkämpfe vor», erklärt Bracher. «Wir reisen mit grosser Zuversicht an die WM.» Die vier Viererbobläufe an den Welttitelkämpfen in Deutschland finden am 25. und 26. Februar statt.  

Auszug aus der Rangliste: Viererbob-Weltcup Innsbruck (32 Klassierte): 1. Oskars Melbardis, Lettland, 1:42,01; 2. Rico Peter, Schweiz I, 1:42,06; 3. Steven Holcomb, USA, 1:42,07; 12. Clemens Bracher, Schweiz II/Wasen (mit Alain Knuser, Marco Doerig und Michael Kuonen), 1:42,50. 

Von Stefan Leuenberger