• Langsam wird man in Huttwil ungeduldig. Die ewige Baugrube gegenüber dem Bahnhof soll nun endlich verschwinden. · Bild: Walter Ryser

29.03.2018
Huttwil

Huttwil stöhnt unter zu vielen Projekten

An einer Klausursitzung hat sich der Gemeinderat Huttwil mit der Zukunft des «Städtlis» befasst. Dabei habe man festgestellt, dass aktuell so viele Projekte zu bewältigen seien, dass diese nicht alle zeitgleich realisiert werden könnten, betonte Gemeindepräsident Walter Rohrbach an einer Medienorientierung. Zuoberst auf der Prioritätenliste steht die Überbauung an der Bahnhofstrasse sowie der Neubau Kindergarten.

Man habe eine Auslegeordnung gemacht und geschaut, wo man aktuell stehe, sagte Gemeindepräsident Walter Rohrbach einleitend zu Medienorientierung über die Klausursitzung des Gemeinderates. «Dabei haben wir festgestellt, dass momentan so viele Projekte anstehen, die gar nicht alle auf einmal realisiert werden können», hielt Rohrbach weiter fest. Aktuell seien es insgesamt 151 Projektpositionen, mit denen die Verwaltung, die Kommissionen und der Gemeinderat beschäftigt seien. Aus diesem Grunde habe man die Projekte nach Dringlichkeit eingestuft und jene, deren Dringlichkeit als nicht sehr hoch eingestuft wurden, nach hinten geschoben.

«Jetzt muss etwas gehen»
Nicht dazu gehört die Überbauung Bahnhofstrasse. Hier hat vor allem der Gemeinderat die Dringlichkeit als sehr hoch eingestuft. Walter Rohrbach sprach in diesem Zusammenhang von einem äusserst emotionalen Geschäft, das sowohl den Gemeinderat wie auch die Bevölkerung stark beschäftige. «Jetzt muss endlich etwas gehen», zeigte sich auch Walter Rohrbach ungehalten über den andauernden Zustand der unschönen Baugrube gegenüber dem neuen Bahnhof. Die Bedürfnisse für Ladenflächen hätten sich aufgrund der Entwicklung im Internethandel verändert, und es würde deutlich weniger Ladenfläche benötigt, hielt der Gemeindepräsident fest. Dies habe nun zur Folge, dass die HRS Real Estate AG als Investorin alternative Nutzungsmöglichkeiten für das Obergeschoss prüfe. Diese Prüfung wiederum hat zur Folge, dass die Planung überarbeitet werden muss. Die aktuelle Baubewilligung läuft Mitte Jahr aus. In diesem Fall muss der Platz wieder hergestellt werden. Coop hat das Interesse am neuen Einkaufszentrum bestätigt. HRS, Coop und Gemeinde seien im Gespräch, versicherte Rohrbach und wies diesbezüglich auf eine Informationsveranstaltung Anfang Mai hin.

Fokus – Bildungsangebot
Das zukünftige Bildungsangebot ist ein weiteres, brandaktuelles Thema, das den Gemeinderat stark beschäftigt. Dabei verfolge man das Ziel, die Bildungsangebote auf die Standorte Städtli, Hofmatt und Schwarzenbach zu konzentrieren, betonte Rohrbach. Aufgrund dieser Drei-Schulstandorte-Strategie brauche es im «Städtli» Schulraum für den Kindergarten und die Unterstufe. Im November 2017 konnte das im Wettbewerbsverfahren erkorene Siegerprojekt des Architekturbüros «kunzarchitekten» aus Sursee vorgestellt werden. Im Juni wird die Gemeindeversammlung über den Projektierungskredit von 670 000 Franken abstimmen können. Die Versammlung soll zudem entscheiden können, ob auch die Gestaltung des Pausenplatzes westlich des Städtlischulhauses geplant werden soll. Diese Option verursacht Planerleistungen im Unfang von 54 000 Franken.
Wird der Projektierungskredit bewilligt, soll der Projektkredit der Urnengemeinde vom 10. Februar 2019 zur Bewilligung unterbreitet werden. Gebaut werden soll ab Frühjahr 2019, so dass der Neubau auf das Schuljahr 2020/21 bezogen werden kann.
Früher als dem Gemeinderat lieb sein kann, muss er sich wieder mit der Saalnutzung im Hotel Kleiner Prinz beschäftigen, wo es bereits auf den 30. Juni hin zu einem Wechsel im Pachtverhältnis kommt.

Hotel Kleiner Prinz wie weiter?
Die aktuellen Pächter, Kathrin und Ernst Nägeli, bestätigten gegenüber dem «UE», dass ihnen von der Besitzerfamilie Graber gekündigt wurde. «Wir wären gerne noch länger geblieben, aber wir hatten keine andere Wahl», kommentierte Kathrin Nägeli den Abgang. Daneben habe man mit der Besitzerfamilie Stillschweigen vereinbart, fügte sie hinzu. Damit ist die Zukunft des Traditionshauses wieder ungewiss. Involviert in dieses Geschäft ist auch die Gemeinde, wie Walter Rohrbach bestätigte. Man sei in Verhandlungen mit beiden Parteien, hielt er fest. Dennoch habe man bereits einen Plan B, sollte die Saalnutzung für die Vereine nicht mehr gewährleistet sein. Diesen werde man zu gegebener Zeit vorstellen. Weiter wies Rohrbach darauf hin, dass der Gemeinde die Saalnutzung für die Vereine bis 30. April 2019 vertraglich zugesichert sei. Die Aufregung des Gemeinderates halte sich bei diesem Geschäft in Grenzen, gab der Gemeindepräsident weiter zu verstehen und wies darauf hin, dass sich die Saalnutzung nur noch auf einige, wenige Vereine beschränke. «Viele Vereine haben sich schon vor geraumer Zeit Gedanken zu dieser Problematik gemacht und ihre Anlässe zum Teil bereits in andere Lokalitäten verlegt», sagte Walter Rohrbach.

Heilpädagogik in Schwarzenbach?
Ein weiteres Schwerpunktthema bildet die mögliche Realisierung eines Regionalen Kompetenzzentrums für Heilpädagogik in Schwarzenbach. Bereits seit langem verfolgt nämlich die Heilpädagogische Schule Oberaargau (hps) das Ziel, die beiden Schulen in Schwarzenbach an einem Standort zu vereinen. Das Schulinspektorat stellte diesbezüglich fest, dass die Heilpädagogischen Angebote der hps und der Volksschule für sich alleine zu kleine Grössen aufweisen. Mit einer Zusammenarbeit könnten Synergien zwischen der hps und der Volksschule nicht nur im pädagogischen Bereich, sondern auch bei den Tagesschulangeboten genutzt werden. Die Trägerschaften der beiden Schulen haben für die Abklärungen der schulorganisatorischen Fragen grünes Licht gegeben. Aus den Erkenntnissen dieses ersten Projektschritts kann der Schulraumbedarf am Standort des Schulhauses Neuhausstrasse (blaues Schulhaus) abgeleitet und gestützt darauf ein Ausbauprojekt geplant werden.
Gemäss dem gemeinsam definierten Ablaufplan soll der Masterplan inklusive Projekthandbuch bis zu den Sommerferien vorliegen, sodass mit den schulorganisatorischen Abklärungen nach den Sommerferien gestartet werden kann. 

Von Walter Ryser