• Sie bringen mit ihren Tätigkeiten neues Leben ins Schloss Sumiswald (von links): Petra Oberli, Patrizia Meier, Maria Holzkamp, Christa Eikelboom und Vanessa Röthlisberger. · Bild: zvg

22.11.2017
Emmental

Im Schloss ist Leben zurückgekehrt

Seit Beginn dieses Jahres hat der Gemeinderat Sumiswald erneut aktiv nach Nutzungsmöglichkeiten für das Schloss Sumiswald gesucht, nachdem sich diverse Ideen zumindest vorläufig zerschlagen hatten. Inzwischen ist hier mit innovativen Geschäften neues Leben eingekehrt. Am Samstag/Sonntag, 2./3. Dezember, laden sie zum Tag der offenen Tür ein.

Sumiswald · Das Projekt «Musik- und Begegnungszentrum» im Schloss Sumiswald liegt auf Jahre hinaus auf Eis (der «Unter-Emmentaler» berichtete), und auch weitere Ideen wie ein Asylzentrum für Jugendliche oder das Verlegen der Gemeindeverwaltung in das Schloss rückten in den Hintergrund. Als auf anfangs Jahr der Gemeinderat mit fünf neuen Mitgliedern seine Arbeit aufnahm, stand er trotz grossen Bemühungen in den letzten Jahren wieder fast am Anfang.

SchlafSchloss seit anfangs Oktober
Konkreter war bis dahin einzig die Idee mit dem SchlafSchloss. Die DLZ Sumiswald AG hat das Vorhaben inzwischen umgesetzt. Das B&B SchlafSchloss vermietet seit Oktober im Turm und in angrenzenden Teilen des Hauptbaus im Schloss Sumiswald neun Gästezimmer mit 20 Betten für «Bed & Breakfast». Zwei zusätzliche Aufenthaltsräume mit kleiner Küche, Fernseher und Sitzgruppe ergänzen die heimelig möblierten Räume. Jeweils ein Aufenthaltsraum und danebenliegende Gästezimmer können in unterschiedlich grosse Ferienwohnungen für 1 bis 5 Personen umfunktioniert werden. Die Räumlichkeiten sind mit WLAN ausgerüstet.
Das DLZ vermietet zudem im Auftrag der Gemeinde den Rittersaal und den angrenzenden Freskensaal sowie das Schlosscafé für öffentliche und private Anlässe mit bis zu 160 Personen, wobei die Bewirtung mittels Catering stattfindet. Telefonische Buchungen für alle DLZ-Angebote im Schloss sind ebenso möglich wie inzwischen auch Online-Buchungen über die Homepage www.schlafschloss.ch und die üblichen internationalen Buchungsplattformen. Im Schloss wurde eine Wohnung für die Gastgeberin Maria Holzkamp eingerichtet, die für den Empfang und die Betreuung der Gäste verantwortlich ist.

Jungunternehmen eine Chance geben
Fritz Lehmann, Gemeinde-Vizepräsident und Zuständiger für das Ressort Umwelt, nahm den Auftrag entgegen, nach weiteren Nutzungsmöglichkeiten für das Schloss zu suchen, denn: «Das Schloss kostet die Gemeinde Unterhalt, aber Mieten kamen bis dahin keine mehr herein. So hat der Rat entschieden, das historische, gut erhaltene Gebäude mit hervorragender Infrastruktur verschiedenen Nutzungen zuzuführen», sagt er im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».
«Für uns war aber stets klar, dass wir auch Jungunternehmen eine Chance geben wollen», so Fritz Lehmann. Das hiess: Faire Mietzinsen und Miet-
bedingungen. Ende 2021 will der Gemeinderat dann eine Standortbestimmung machen und neu befinden, was weitergeht. Allfällige Mieterinnen und Mieter wurden dahin orientiert mit dem Hinweis, dass die Lösungen auch längerfristig sein können, wenn das Schloss Sumiswald gut genutzt wird.

Inspirationen aus dem Norden
Inzwischen hat sich viel getan. Frühzeitig wurde Christa Eikelboom-Rentsch auf die Möglichkeit aufmerksam, in den heimeligen Räumen des Schlosses ihren eben verwirklichten Traum fortzusetzen. Vor kaum einem Jahr hat sie – nebst dem Job als Fachfrau Operationstechnik – zuhause in der Garage ihr Geschäft «nordic@home» eröffnet; mit kaum je erwartetem Erfolg. Inspiriert wurde sie dabei durch ihren Mann, ein gebürtiger Holländer, durch den holländischen Lifestyle und ihre Leidenschaft für «schöner wohnen».
Ihre Möbel, Lampen und Deko-Artikel im Landhausstil stiessen auf riesiges Echo; der Platz in der Garage wurde schnell zu klein. Einige Monate konnte sie dann Räumlichkeiten bei Lüthi Look in Wasen mieten. Die Idee, im Schloss ein neues Geschäft einzurichten, begeisterte sie. «Aber ich wollte nicht alleine dort sein», lacht sie heute. Entsprechend machte sie in ihrem Kolleginnenkreis «Reklame». Sie selbst als erste Mieterin richtete sich im Erdgeschoss ein, wo sie nun grosszügigen Platz nutzen und Möbel, Lampen, Textilien und Deko-Artikel exklusiv aus Holland präsentieren kann (www.nordicathome.ch).
Petra Oberli, die im Dorf Sumiswald 17 Jahre lang ihre Gesundheitspraxis betrieb, fand im Schloss Sumiswald nicht nur einen neuen, grösseren Geschäftsstandort sondern in der ehemaligen Verwalterwohnung auch gleich noch eine Wohnung für sich und ihre Familie: «Besser könnte es kaum noch sein», freut sie sich. Es sei sehr praktisch, in der Nähe ihrer Kinder wirken zu können. Im grosszügigen Raumangebot konnte sie sich mit ihrem Praxis-team ideal einrichten und ihre Angebote ausdehnen. Petra Oberli ist Diplomierte Heilpraktikerin, Fachbera-
terin für Bach-Blütentherapie, Lymphdrainage-Therapeutin KPE, Manualtherapeutin MOI und MAS für Gesundheitsförderung und Prävention. Weiter im Angebot sind kosmetische Fusspflege durch Susanne Lusser und Gesundheitsmassagen durch Christine Frey sowie neu auch Pilates (www.gesundheitspraxis-sumiswald.ch).

Eröffnung anfangs Dezember
Einer gewohnten und dennoch neuen Herausforderung widmet sich Vanessa Röthlisberger. Die Kosmetikerin mit Fachausweis hat in ihrem Lehrbetrieb in Huttwil, Beauty & Relax, zehnjährige Berufserfahrung gesammelt. Nun hat sie die Gelegenheit ergriffen, im Schloss Sumiswald ihr eigenes Kosmetikstudio einzurichten. Sie arbeitet zurzeit intensiv am Feinschliff und eröffnet ihr Geschäft im Rahmen der Tage der offenen Tür im Schloss, am Samstag/Sonntag, 2./3. Dezember.
Ihr Angebot ist individuell auf die Kundschaft ausgerichtet und umfasst Gesichtsbehandlungen für Damen, Herren und Jugendliche, Gesichtslymphdrainage, Bodysugaring für
Enthaarungen, Permanent Makeup,
Microblading, Fuss- und Handpflege (Infos unter www.schoennatuerlich.com). «Ich freue mich sehr!», sagt sie gegenüber dem «UE».

Dem Herzen gefolgt
An den Tagen der offenen Tür stellen sich zudem die weiteren Geschäftsinhaberinnen Barbara Jurt mit «Bewusst bewegen» und die Mal- und Gestaltungstherapeutin Patrizia Meier vor.
Barbara Jurt bietet in ihrem Yoga-Stübli im Schloss Sumiswald ganzheitliches Körpertraining, Rücken-Gelenk-Yoga und persönliches Individualtraining an. Im Weiteren organisiert sie Einsteigerlaufkurse und den Lauftreff «LOUFFIT». Bereits als Jugendliche wurde ihre Liebe zu Yoga wach. Während ihrer medizinischen Ausbildung wechselte sie aus zeitlichen Gründen bei der Freizeitbeschäftigung vom Tanz auf den Laufsport.
Nach einigen Weiterbildungen im medizinischen Berufsfeld entschied sie, sich ihrem Traumberuf zuzuwenden, machte mehrere Aus- und Weiterbildungen um anderen Menschen die Freude und die Vorteile an der Bewegung weiterzugeben und dadurch eine Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens für Körper und Geist zu erwirken. Mit der Eröffnung ihres Yoga-Stüblis im Schloss Sumiswald folgt Barbara Jurt ihrem Herzenswunsch (weitere Infos unter www.bewusstbewegend.ch).
Patrizia Meier ist diplomierte Damenschneiderin, arbeitet in Teilzeit als Schneiderin und ist durch eine eigene Lebenskrise auf die Mal- und Gestaltungstherapie gestossen.
Sie bietet prozessorientiertes Malen und Gestalten (PTM) mit therapeutischen Settings an. Dabei steht nicht die Lösung sondern der Prozess im Vordergrund. Der Klient, die Klientin hat die Möglichkeit, in einem gestalterischen Prozess selbstverantwortlich zur eigenen Genesung beizutragen. Dies innerhalb einer mehrdimensionalen, vielschichtig arbeitenden und wirkenden therapeutischen Arbeitsform, die keine künstlerischen Fähigkeiten voraussetzt. Die Mal- und Gestaltungstherapeutin nutzt verschiedene Mittel wie Farben, Ton, Natur-
materialien etc.

Fruchtbare Arbeit mit Kindern
Ihr Angebot wendet sich an jedermann. In einem wohltuenden Schutzraum können Klientinnen und Klienten auf die eigene Spurensuche nach der individuellen Farbigkeit gehen. Dies ermöglicht unter anderem das Hinterfragen alter Denkmuster um neuen positiveren Ideen Platz zu geben wie auch die Gestaltung neuer Lebensentwürfe. Gerade auch mit Kindern durfte die Therapeutin erfahren, wie diese aufblühen in der Gewissheit, dass sie in einem geschützten Rahmen sich kreativ austoben dürfen, ohne Wertung erfahren zu müssen (Auskünfte und Informationen bei Patrizia Meier, Schloss 88, Sumiswald, Tel. 079 481 68 65. Termine nach telefonischer Vereinbarung).
Der Start mit den neuen Mieterinnen und Mietern sei gelungen, freut sich Gemeinderat Fritz Lehmann gegenüber dem «Unter-Emmentaler». «Es sind die richtigen Leute zusammengekommen. Sie haben sich mit viel Herzblut eingerichtet, haben die Räume neu gestrichen, geschreinert, alles liebevoll eingerichtet, und wir haben die Gewährleistung, dass das Gebäude so gepflegt und erhalten bleibt.» Petra Oberli spricht den andern Mieterinnen aus dem Herzen: «Wir haben wirklich sehr gute Startbedingungen erhalten. Nur so war es uns möglich, hier unser neues Tätigkeitsfeld zu eröffnen. Alle haben sich von Anfang an im Schloss sehr wohl gefühlt.»

Gut zu wissen
Im Schloss Sumiswald gibt es weitere und verschiedenste Möglichkeiten, Räume zu mieten und zu nutzen. Interessentinnen und Interessenten können sich direkt bei Fritz Lehmann, E-Mail schlossguet(at)hotmail.com, Tel. 034 431 16 47 melden.
An den Tagen der offenen Tür, am Samstag, 2. Dezember von 14 bis 20 Uhr und am Sonntag, 3. Dezember, 11 bis 16 Uhr, stellen sich die Mieterinnen und Mieter vor. Entdecken Sie die innovativen Geschäfte bei einem Rundgang und geniessen Sie das Ambiente bei Kaffee und Kuchen im Schlosscafé. Am Samstagabend Raclette-Plausch im Rittersaal ab 17 Uhr.

Von Liselotte Jost-Zürcher