• Fussballer Marc Gautschy, Eishockeyspieler Sandro Moggi, Fussballprofi Germano Vailati und Eishockeyspieler Claudio Moggi haben eine Firma im Bereich Fischerei gegründet. · Bild: Marcel Bieri

08.10.2018
Sport

In der Fischerei eine neue Passion gefunden

Sandro Moggi, Ex-NLA-Spieler SCL Tigers – Sandro Moggi (35) hat sein Hobby zum Beruf gemacht und den fliegenden Wechsel vom Hockeyprofi in Langnau zum Unternehmer in Langenthal geschafft. Inzwischen ist auch sein Zwillingsbruder Claudio mit im Boot.

Eishockey · Ungefähr so oder doch ähnlich dürfte auch Bill Gates angefangen haben. Wir befinden uns zwar nicht in einer Garage (die Legende geht, Bill Gates habe in einer Garage angefangen). Und eine bahnbrechende Erfindung haben Matthias Schreier und Sandro Moggi auch nicht gemacht. Auch ist der Firmensitz nicht in Amerika im Silicon Valley. Sondern im durchschnittlichsten aller durchschnittlichen Orte der Schweiz. In Langenthal. Doch der Gründer-Grove ist allenthalben auf eine sympathische Art und Weise zu spüren. Ortstermin also im grossen Logistikzentrum an der Chasseralstrasse in Langenthal. Hier ist dieses geradezu klassische, um nicht zu sagen filmreife «Start-up Unternehmen» zu Hause. Fischen.ch und fishbreak.ch. Aber es ist mehr als einfach eine Internet-Handelsplattform für alle möglichen Fischereiartikel. Wir tauchen ein in eine faszinierende, vielfältige Welt. Spinnfischer, Fliegenfischer und sonstige Fischer.

Idee von Mattias Schreier
Die Idee hatte Matthias Schreier. Ganz der Typ cooler Firmengründer. Schlank, Brillenträger und ruhelos. Sandro und Claudio Moggi kennt er privat, und so lange die beiden für Langnau stürmten, war er auch an jedem Heimspiel. Jetzt halt nicht mehr.
Die Idee, aus dem Hobby Fischen ein Geschäft zu machen, findet auch der leidenschaftliche Fischer Sandro Moggi gut. Er beschäftigt sich bereits mit dem «Leben danach». Mit dem Leben nach mehr als zehn Jahren Profihockey. Er bringt die Dynamik, Energie und Ruhelosigkeit eines Spitzensportlers gleich mit in die neue Firma. Die beiden gründen fischen.ch und 2014 geht es los. Matthias Schreier sagt, er habe ein paar Monate Arbeit investiert, um diese Adresse (fischen.ch) zu bekommen. Am 3. Oktober 2017 ist die zweite Firma live gegangen: Seit diesem Tag ist die Seite fishbreak.ch aufgeschaltet. Hier sind als Mitbegründer Germano Vailati (Ex FC Basel), Marc Gautschy und Claudio Moggi mit im Boot.

Fischen ist nicht gleich fischen
Am Sitz der beiden Unternehmen im Logistikzentrum in Langenthal finden wir alles. Ein Sortiment von über
10 000 Fischereiartikel in den Lagerräumen. Einen Verkaufsladen und alle Büros des jungen Unternehmens. Die sehen alle nach Arbeit aus: kreative Unordnung, Bildschirme, Stapel von Unterlagen. Alles ist unter einem Dach. Der Laden, die Lagerräume, der Verstand, die Buchhaltung.
Die Idee, alles miteinander zu verknüpfen und anzubieten, im Laden und im Internet und darüber hinaus alles rund um die Erlebniswelt Fischen – sie rockt. Wer Laie ist, hat ja gar keine Vorstellung vom «Planeten Fischen». Unzählige Köder, Schnüre, Ruten, Pullover, Hosen, Schuhe, Jacken. Und vor allem: Fischen ist nicht gleich fischen. Abgesehen von den verschiedenen Arten und Utensilien, um diese Tiere zu fangen, geht es auch um die verschiedenen Orte, wo sie gefangen werden. Andere Wassertiefe, Wassertemperatur, Salzwasser, Süsswasser, Brackwasser, Strömung, Wetter. Fischen ist, wer denn ein bisschen Kleingeld hat, inzwischen ein globales Hobby. Gefischt wird in Argentinien, Alaska, Island, in Bosnien, Dänemark, Bolivien, Kanada, Russland, Oman, Norwegen, Irland, Schweden, auf den Seychellen oder in Costa Rica.

Wissen, von was man spricht
Hier in Langenthal bieten Sandro Moggi und seine Kumpels über fishbreak.ch Reisen an all diese Orte an. An verschiedenen Orten besitzen sie inzwischen eigene Boote und Ausrüstungen. Über 500 Kunden sind bereits an die entlegensten Orte der Welt begleitet worden. «Wir bieten nur Reisen an Orte an, die wir aus eigener Erfahrung selber kennen», sagt Sandro Moggi. «Wenn mich jemand fragt, wie es da oder dort sei und ich kann sagen, dass es so und so ist, weil ich da war, ist es etwas ganz anderes, als wenn ich sagen muss, ich hätte gehört, es sei da gut.» Er hat inzwischen schon in Island, Russland, Schweden, Dänemark, Norwegen und noch vielen Änderen Ländern gefischt.
Es ist ein ruheloser, atemloser Job. Alle Jungs in der Firma sind leidenschaftliche Fischer. «Wenn möglich sind wir jeden Tag irgendwo im Wasser», sagt Matthias Schreier. Die praktische Übung sei wichtig. Nur wer selber aktiv sei, könne die Kunden auch kompetent beraten. So ziemlich alle Artikel, die im Laden oder Online zum Verkauf angeboten werden, sind praktisch ausgetestet worden. Und wer gerade nicht im Verkaufsladen anzutreffen ist, ist irgendwo am Wasser oder in einem der Büros konzentriert hinter dem PC, um die Firma voranzubringen.
Sandro Moggi ist gerade daran, einen Fischerei-Trip nach Costa Rica vorzubereiten. «Da braucht es eine lange Checkliste.» Draussen in der Wildnis ist es nicht mehr oder nur mit grossem Aufwand möglich, zu beschaffen, was vergessen worden ist. Sein Zwillingsbruder Claudio ist grad nicht da – er ist auf einer Fischereireise.

Passend zum Eishockey
Sandro Moggi hat den Übergang vom Profihockey ins Berufsleben im Frühjahr 2016 problemlos geschafft, sein Zwillingsbruder ein Jahr später auch. Wie die meiste Zeit als Hockeyspieler sind die Zwillinge nun auch im Berufsleben wieder gemeinsam unterwegs. Sandro sagt, der Job als Unternehmer sei so spannend und intensiv wie das Leben als Hockeyprofi, und so dürfte ihm der fliegende Wechsel ins Leben nach der Karriere nicht schwergefallen sein. «Ja, das ist so. Es ist eine ständige Herausforderung. Fischen ist keine exakte Wissenschaft. Jeder sammelt seine eigenen Erfahrungen, die er weitergeben kann.» Das war ja im Eishockey auch nicht anders. Eishockey ist ja auch eine ständige Herausforderung und keine exakte Wissenschaft.

Von Klaus Zaugg