• Die Musikgesellschaft Rüderswil unter Paul Gygli schaffte mit ihrem Konzert beste Adventsstimmung in der Huttwiler Kirche. · Bild: rbw

01.12.2017
Huttwil

In keltischen Momenten geschwelgt

Blasmusikfreunde genossen in der Wärme der reformierten Kirche ein wahrlich erwärmendes Konzert der Musikgesellschaft Rüderswil unter Leitung von Paul Gygli, während der Wiehnachtsmärit eingeschneit wurde.

Unter dem Titel «Celtic Moments» bot die Musikgesellschaft Rüderswil den vielen Konzertbesuchern ein musikalisches Adventsgeschenk, das buchstäblich zu Herzen ging und einen nicht alltäglichen Einblick in das keltische musikalische Angebot ermöglichte. Dazu stand dem Dirigenten Paul Gygli ein rund 60 köpfiges Orchester in sinfonischer Besetzung zur Verfügung, das von Spiellust sowie technischem und musikalischen Können geprägt war und den Wünschen des Dirigenten bestens Folge leistete. Dies im Raum der Kirche, mit deren gegebenen Akustik, die ein präzises Musizieren des ganzen Orchesters sowie der solistischen Einsätze vom Piano bis zum Fortissimo erforderte. Und genau diese Qualitäten führten vom ersten bis zum letzten Stück zu einem fesselnden und vergnüglichen Konzertabend mit nachhaltiger Wirkung. Das lag einerseits an der intensiven Konzertvorbereitung, wie an den ausgewählten Werken und bezaubernden Arangements für ein Blasorchester.

Die keltischen Gene leben weiter
Dass die Kelten, die vor rund 2300 bis 600 Jahren vor Chr. das Sagen im europäischen Raum hatten, bereits damals musizierten, ist aus deren Geschichte zu entnehmen und dass die musikalischen Gene bis heute nicht verschwunden sind, das bewies das Orchester mit traditionellen, volksmusikalisch geprägten Stücken, die auf das 17. Jahrhundert zurückgehen und mit Filmmusiken aus dem letzten Jahrhundert. Mit echter Begeisterung war Moderator Marcel Seidel bei der Sache und der MG-Präsident Josef Schifferli freute sich, «sein» Orchester am Wiehnachtsmärit in Huttwil vorstellen zu dürfen. Und das tat das Orchester mit einem Medley aus dem Film «Robin Hood», dessen Klänge die sagenbehaftete Figur bestens nachzeichneten. Dass auch schweizerische Komponisten wie Marc Jeanbourquin noch keltische Gene in sich tragen, zeigte sich in seinem dreisätzigen Werk «Dublin Picture», das die Klarinettisten eröffneten und denen sich in ständiger Trommelbegleitung die übrigen Register anschlossen. Von diesem kraftvollen Auftakt ging es dann zum zweiten, ruhigen und doch farbenfrohen Satz über, den die Flöten in sanften Klängen zu Ende führten. Dynamisches Musizieren, das unweigerlich Bilder schafft, zeichnete den 3. turbulenten Satz aus, in dem auch das Xylophon ein Wörtchen mitzureden hatte. Aus einem Volksgesang heraus entstand das veredelte Stück «Loug erin Shore, in dem die zwei Alto Saxofone das Thema vorgaben, das Orchester in ruhig, bewegter Weise das Thema übernahm und das Schlagzeug die alten Klänge zum Schluss bestens unterstützte. Mit solistischen Einsätzen brillierte die Trompete im bekannten Stück «Amazing Grace». In «Scotland the brave» beweisen die Schotten auch ihre musikalische Eigenständigkeit, da dieses Werk zu den drei innofiziellen Hymnen zählt und zu dem natürlich Dudelsackklänge gehören, letztere wunderschön gespielt von Guido Kunz.

«Highland Cathedral» erklingt von der Empore
Die zweite innoffizielle Hymne – «Highland Cathedral» – spielte Guido Kunz auf der Empore. Ein perfektes Zusammenspiel mit dem Orchester prägte den festlichen Klang dieses Werkes. Mit dem Stück «Going home» verabschiedete sich das Orchester aber bei weitem noch nicht. Den Einzug in dieses sanfte Stück leisteten die tiefen Bläser. Die Klarinetten brachten weiter Farbe in dieses Werk und inspirierten so das ganze Orchester zu einem glänzenden Finale. Keltische Anmut präsentierte sich im Werk «Lord oft he Dance», das mit dem eindringenden Klang der Röhrenglocken begann. Ein kurzes Zwischenspiel des Schlagzeugs führte weiter ins Thema ein. Das Orchester begleitete die Geschichte mit leisen und lauten Klängen, während Saxophone und Klarinetten ihren Beitrag mit lieblichen und warmen Klängen bereicherten. Diese Einsätze führten zu einem dramatischen Aufbau des Stückes und den Dirigenten und das Orchester zu einem weiteren Höhepunkt des Abends. Einem Finale, das keine Wünsche mehr offen liess und mit grossem Applaus verdankt wurde.
Mit «Celtic crest» als erste Zugabe erklangen nochmals die Dudelsackklänge in feierlicher Melodie zusammen mit dem Orchester. Auch die zweite Zugabe schaffte Bilder mit denen das Orchester zu Ausdruck brachte: So soll es weiter gehen.

Von Rolf Bleisch