• Die Selbstentsorgungsstrasse bei der Heilsarmee Brocki Huttwil.Bild: zvg

  • In nur wenigen Stunden wurde in der Sammelstrasse der Heilsarmee Brocki Huttwil mehr als ein Spezialsammelsack voller Kunststoffverpackungen aus der PET-Sammlung herausgelesen. PET-Sammlungen dienen ausnahmslos nur für PET-Getränkeflaschen. Bild: Liselotte Jost-Zürcher

20.04.2018
Huttwil

«Je weniger Verunreinigungen, desto mehr lohnt sich das Rezyklieren»

Das Entsorgungsgut im Entsorgungshof und in der Sammelstelle der Heilsarmee Brocki in Huttwil nimmt kontinuierlich zu. In der Selbstentsorgungsstrasse können Verschlussglas, reines PET, Alu- und Weissblechdosen sowie Karton und Papier selbstständig und kostenlos entsorgt werden. Doch immer wieder wird falsch getrennt. Das Erlesen verschafft dem Personal viel zusätzliche Arbeit.

Freundlich macht Daniel Jost, stell-vertretender Leiter des Heilsarmee Leuchtturm Huttwil, eine Kundin darauf aufmerksam, dass nur Geträn-

ke-Petflaschen in die PET- Sammlung gehören. «Es sind nur solche drin», sagt sie ebenso freundlich, steigt in ihr Auto und fährt davon. Getönt hat es allerdings anders. 

Alles abgeben – aber richtig

Sein Blick in den Sammelsack bestätigt Daniel Josts Befürchtungen: Eine Glasflasche, Speiseölflasche, Waschmittelbeutel ... 

Was nicht in die PET-Sammlung gehört wird herausgelesen – eine mühsame und aufwändige Arbeit, wenn die Verunreinigung nicht sofort entdeckt wird. «Aber wir nehmen sie auf uns, denn wir möchten sauberes Sammelgut abliefern», sagen der Leuchtturm-Leiter Thomas Grob und Daniel Jost im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» einhellig. Allerdings – je mehr die Sammelstelle wachse und benützt werde, je mehr wachse auch das Problem mit falschem Sammelgut. «Dort wo die Leute selbstständig entsorgen können ist die Gefahr am grössten, dass sie entsorgen wie sie wollen. Man kann alles hier abgeben, aber es sollte richtig getrennt sein.»

Die Zahlen des gesamten Guts in der Sammelstelle der Heilsarmee Brocki sind in den letzten Jahren rasant gewachsen. Als Beispiel das PET: Wurden hier 2016 rund 11 000 Kilogramm PET entsorgt, waren es 2017 bereits rund 16 000 kg, was etwa rund 650 000 Petflaschen entspricht. Wohlverstanden, 650 000 Pet-Getränkeflaschen, denn der Rest wurde von Thomas Grob, Daniel Jost und einem Mitarbeitenden aussortiert und fachgerecht entsorgt. Darunter nicht nur «falsches» PET, sondern auch Spraydosen, ein voller Ölkanister ...

Hohe PET-Recyclingquote

«Weder Milchflaschen, Waschmittel- oder Ölflaschen noch Salatschalen, Joghurtbecher oder Foodboxen gehören ins PET. Denn dieses wird rezykliert und wieder für Getränke verwendet. Wer möchte schon Getränke aus Flaschen trinken, für deren Herstellung Granulat aus Waschmittel- oder Putzmittelflaschen verwendet wird», fragen sich die beiden. 

Gemäss Bundesamt für Lebensmittelsicherheit dürfen nur PET-Getränkeflaschen wieder zu Regranulat aufbereitet werden, welches wieder in Kontakt mit Lebensmittel kommt. 

Schlussendlich werde verunreinigtes PET auch zur Kostenfrage. Je mehr Fremdgegenstände aussortiert werden müssten, je zeitintensiver und damit kostspieliger werde es. Generell ist die PET-Recyclingquote sehr hoch. Sie hat in der Schweiz im Jahr 2015 83 Prozent betragen; Tendenz steigend. Die Quote übertrifft damit die in der Verordnung für Getränkeverpackungen (VGV) vorgegebene Mindestquote von 75 Prozent deutlich. 

Verkaufsstellen von PET-Getränkeflaschen nehmen die leeren Flaschen zurück. Zudem stehen in der ganzen Schweiz weitere Sammelbehälter in Gehdistanz zur Verfügung. 

Denn zusätzlich zu den Verkaufsstellen leisten auch die freiwilligen Sammelstellenbetreiber einen wichtigen Beitrag zum Schweizer PET-Recyclingsystem – wie eben Heilsarmee Leuchtturm in Huttwil. 

Diese rund 41 000 Betriebe aus dem Arbeits- und Freizeitbereich machen laut PET-Recycling Schweiz über zwei Drittel des gesamten Sammelstellennetzes aus. Die gesammelten PET-Getränkeflaschen werden von PET-Recycling Schweiz kostenlos abgeholt. 

Je ein Blick in die Glascontainer, in die Karton- und Papiermulde und in die Alu-Sammelstelle zeigen indessen, dass in der Selbstentsorgungsstrasse der Heilsarmee Brocki nicht nur in die PET-Sammlung verunreinigtes Sammelgut gerät. Die Glascontainer sind nur für Verschlussglas, also Glasflaschen und Einmachgläser etc. bestimmt. Trotzdem wird Glas wie Fensterglas, Trinkglas usw. hineingeworfen, das mehr Blei als Verschlussglas enthält und deshalb nicht für neue Verschlussflaschen verwendet werden kann. Im Karton tauchen Sagex, Holzkistchen, Milchbeutel und sogar Plasticbehälter auf, die das Recycling stark erschweren. 

Achtlos werden zudem Tierfutter-Alu-Schälchen und Alu-Papier zu den Alu-Dosen geworfen; beides müsste eigentlich zusammen mit den Konservendosen entsorgt werden. 

So sind die Herausforderungen in der Heilsarmee-Sammelstelle jeden Tag gross, um sauberes Sammelgut abgeben zu können. Dies bleibt neben dem sozialen Engagement nach wie vor eins der Ziele. 

Ebenso gross ist hier aber auch die Freude, dass merklich mehr Abfall getrennt und abgegeben wird. Die Menge steigt in allen Bereichen kontinuierlich – teils so stark, dass der vorhandene Platz knapp wird wie beim Kunststoffrecycling. Diesbezüglich sind die Sammelstellen-Verantwortlichen dankbar für die sehr gute Unterstützung durch die Hans Mathys AG, Huttwil, welche die vollen Säcke wenn nötig auch kurzfristig abholt. 

Mit der freundlichen Unterstützung des Personals wird hier alles daran gesetzt, dass die umweltbewusste Bevölkerung künftig ohne Mehraufwand noch besser trennt, dass Kunststoffe und anderes auf Anhieb den richtigen Weg ins Recycling findet. 

Thomas Grob und Daniel Jost erfahren es täglich: «Je weniger Verunreinigungen, je mehr lohnt sich rezyklieren.»

Von Liselotte Jost-Zürcher