• Marianne Geissbühler wartet in ihrem Garten am Rande des Festgeländes gespannt darauf, dass die Festivitäten des Kantonal-Bernischen Schwingfestes los gehen. · Bild: war

28.06.2017
Emmental

Kein Grössenwahn, bloss ein schönes Fest

Während neun Tagen wird Affoltern i. E. zu einer einzigen Festhütte. Von morgen Freitag, 30. Juni, bis Samstag, 8. Juli, wird mit einem vielfältigen und attraktiven Rahmenprogramm auf das Kantonal-Bernische Schwingfest vom Sonntag, 9. Juli, eingestimmt. Für Marianne Geissbühler, Verantwortliche Rahmenprogramm, hat das neuntägige Festprogramm nichts mit Grössenwahn zu tun, «nein, wir veranstalten während dieser Zeit einfach ein schönes Fest mit und für die Bevölkerung», sagt die 60-jährige Landwirtin zum «Unter-Emmentaler».

Affoltern · «Hoppla», entfährt es einem, wenn man einen Blick auf das Festprogramm des diesjährigen Bernisch-Kantonalen Schwingfestes in Affoltern i. E. wirft. Bevor die besten Berner Schwinger im Sägemehl gegeneinander antreten, wird bereits zuvor während neun Tagen gefeiert. Das OK hat beim Festprogramm keinen Aufwand gescheut und ein neuntägiges Dorf- und Regionalfest geplant. Der Start erfolgt bereits morgen Freitagabend mit der Eröffnung des Gabentempels sowie Einlagen der Showtambouren «Cliffhangers», des Jodlerchörli Weier, der Ländlerformation «Panache» sowie mit «Flugos» Holzschnitz-Show.Schlag auf Schlag geht es in den kommenden Tagen weiter: Der Bernisch-Kantonale Nationalturntag und eine Marschmusikparade folgen (Samstag, 1. Juli), eine Andacht mit anschliessendem Burezmorge (Sonntag, 2. Juli), eine Modeschau mit den Eishockeyspielern der SCL Tigers (Dienstag, 4. Juli), ein Countryabend (Mittwoch, 5. Juli), die Schlussfeier der Schule Affoltern (Donnerstag, 6. Juli), ein Alpumzug sowie ein grosser volkstümlicher Unterhaltungsabend (Freitag, 7. Juli, Moderation Frowin Neff) stehen weiter auf dem Programm, bevor am Samstag, 8. Juli, der abschliessende Höhepunkt des Unterhaltungsprogrammes folgt, mit der Ausstellung der «Freunde alter Motorräder» und dem zweiten volkstümlichen Unterhaltungsabend mit den bekannten Formationen «Oesch’s die Dritten», «Die jungen Zillertaler», «ChueLee» und «UrWurzu» (Moderation durch Sascha Ruefer).

Ein Fest mit und für die Bevölkerung
Verantwortlich für das Rahmenprogramm im Organisationskomitee ist Marianne Geissbühler. Damit sei sie in grosse Fussstapfen getreten, gesteht die 60-jährige Landwirtin und Lehrerin. Die Präsidentin des Verkehrsvereins Affoltern organisiert und plant seit vielen Jahren leidenschaftlich gerne Anlässe in der Gemeinde, beispielsweise Empfänge erfolgreicher Vereine oder während 16 Jahren Anlässe bei den Landfrauen. Mit Schwingen, das gibt sie unumwunden zu, habe sie bis vor zwei Jahren nichts am Hut gehabt. Dennoch habe man sie angefragt, ob sie im OK die Verantwortung für das Rahmenprogramm übernehmen wolle. «Es hat mich gereizt, einmal mitzuhelfen, ein ganz grosses Fest zu organisieren» begründet sie ihre Zusage. Und natürlich hat sie sich fortan auch mit dem Schwingen auseinandergesetzt und letztes Jahr das «Kantonale» in Meiringen besucht. «Das hat mir sehr imponiert», erzählt sie.
Marianne Geissbühler und ihr Team haben ganze Arbeit geleistet und ein Monster-Festprogramm zusammengestellt. In diesem Ausmass sei das nicht geplant gewesen, «das Ganze hat sich mit der Zeit einfach ergeben», bemerkt sie. Natürlich habe sie nun auch schon zu hören bekommen, dass die Affolterer grössenwahnsinnig seien. Marianne Geissbühler verteidigt das OK und streitet diesen Vorwurf ab. «Das hat gar nichts mit Grössenwahn zu tun, wir waren einfach der Meinung, dass wir diese Infrastruktur, die für das Fest erstellt wird, auch in den Tagen zuvor nutzen sollten und so machen wir nun einfach ein schönes Fest mit und für die Bevölkerung.»

Über den eigenen Mut gestaunt
Aus diesem Grunde habe man versucht, an den einzelnen Abenden auch die Bevölkerung miteinzubeziehen, beispielsweise die Schule, regionale Musikformationen oder den Eishockeyklub SCL Tigers. Ein grosses Anliegen war ihr auch, einen Alpumzug mit Kühen durchzuführen. Weil viele Formationen und Institutionen spontan ihr Mitwirken zugesichert hätten, habe sich mit der Zeit ein neuntägiges Festprogramm ergeben. Marianne Geissbühler weist diesbezüglich auf die Marschmusikparade vom Samstag, 1. Juli, hin, als man 14 umliegende Musikgesellschaften angefragt und von allen eine Zusage erhalten habe. Sie habe absolut keine Erfahrung mit der Organisation eines solch grossen Anlasses gehabt, erwähnt Marianne Geissbühler. Sie habe hin und wieder über ihren eigenen Mut gestaunt, dieses Amt übernommen zu haben, dazu gesellten sich auch einige schlaflose Nächte. Verständlich, denn ihrem Ressort waren auch noch die gesamte Dekoration des Festgeländes, des Begegnungsplatzes, die Ehrendamensträus-se und der übrige Blumenschmuck angegliedert sowie die Durchführung einer Lotterie mit 40 000 Losen, die laut Marianne Geissbühler im Nu verkauft worden seien. «Hin und wieder beschlichen mich Zweifel, ob die gefällten Entscheide und die eingegangenen Engagements richtig waren», erzählt sie. Doch diese seien jeweils schnell verflogen gewesen, denn sie habe ein gutes Team zur Verfügung gehabt und die Arbeit habe mächtig Spass gemacht. «Zudem waren die OK-Sitzungen für mich sehr lehrreich.» Das Ganze bezeichnet sie bereits jetzt als ein grossartiges Erlebnis. «Für mich persönlich bedeutet dieses Engagement ein absolutes Highlight», schwärmt sie. Nun warte sie mit Vorfreude darauf, dass es endlich losgehe. Sie könne keinen Programmpunkt hervorheben, es seien so viele Höhepunkte, auf die sie sich freue. Marianne Geissbühler hofft einfach, dass die immense Arbeit des OK und ihres Teams durch einen Grossaufmarsch der Bevölkerung belohnt werde.

Von Walter Ryser