• Gemeinderat Roberto Di Nino erläutert die Finanzen der Stadt Langenthal. · Bild: Leroy Ryser

20.08.2018
Langenthal

Lage erhellt sich, Defizite aber bleiben

Die Stadt Langenthal weist für das nächste Jahr ein Defizit im Gesamthaushalt von 1,8 Millionen Franken aus. Gemeinderat Roberto Di Nino schätzt das Ergebnis aber dennoch als Erfolg ein, weil beim ursprünglichen Entwurf ein Fünf-Millionen-Defizit resultiert hatte und nun entsprechend Einsparungen getätigt werden konnten.

Die Stadt Langenthal will die Fahrtrichtung der letzten Jahre beibehalten. Dank einem weiterhin grossen Eigenkapital plant die Oberaargauer Zentrumsgemeinde auch in näherer Zukunft grosse Investitionen, weshalb das Eigenkapital weiter schrumpfen wird. Innerhalb den nächsten fünf Jahren könnte der Bilanzüberschuss von aktuell 80 Millionen Franken auf 65 Millionen Franken schrumpfen – auch das ist weiterhin eine profitable Lage. Obwohl ständig davon gesprochen wird, die strukturelle Lücke zu schlies-sen, die alljährlich ein Minus von etwa vier Millionen generiert, wird dieses Ziel auch in den nächsten Jahren nicht mit letzter Konsequenz angestrebt. In der nächsten Rechnungsperiode – dem Jahr 2019 – dürfte das Minus im Vergleich zum letzten Budget sogar noch um zehn Prozent steigen.
«Theoretisch könnten wir uns der Situation mit dem Zweihänder annehmen», kommentiert Stadtpräsident Reto Müller überspitzt und führt weiter aus: «Man könnte den Steuerfuss erhöhen oder 20 Personen auf der Verwaltung entlassen um die Rechnung auszugleichen. Das würde aber unserer Attraktivität schaden und einen Dienstleistungsabbau zur Folge haben – und mit dem aktuell vorhandenen Eigenkapital wäre dies politisch kaum vertretbar.»
Auch deshalb wollen die Verantwortlichen den Steuerfuss in Langenthal weiterhin tief belassen, zugleich aber versuchen, nach einer ausgeglichenen Rechnung zu streben.

Bedarf an Investitionen vorhanden
Dass dafür gearbeitet wird, zeigt sich laut Gemeinderat Roberto Di Nino durchaus. «Der erste Entwurf für unser Budget hatte ein Minus von fünf Millionen Franken ausgewiesen. Die Verantwortlichen auf der Stadtverwaltung haben danach entsprechende Reduktionen vorgenommen, sodass das Minus mittlerweile deutlich kleiner ausfällt. Auch deshalb können wir von einem guten Budget sprechen.» Aus-serdem sei politisch gesehen ein Bedürfnis nach Investitionen und besserer Infrastruktur weiterhin vorhanden, was das Resultat letztlich ebenfalls belastet. Gerade mit der Erneuerung des Bahnhofes dürfte Langenthal in näherer Zukunft ein Jahrhundertprojekt mittragen, welches auch entsprechend finanzielle Aufwände mit sich zieht. Insgesamt sollen gegen 100 Millionen Franken in den nächsten fünf Jahren investiert werden, so jedenfalls sieht es der erarbeitete Investitionsplan vor.

Mehr Personalaufwand
Immerhin erhellt sich die Lage ein bisschen, sind doch die zu erwartenden Defizite der nächsten fünf Jahre kumuliert etwas kleiner geworden. Das zeigt der Vergleich mit dem letztjährigen Fünfjahresplan. Damit hat nicht zuletzt auch der sogenannte Disparitätenabbau zu tun, von dem Langenthal profitiert. Wie Thun, Bern, Burgdorf und Biel erhält Langenthal als eine der bernischen Zentrumsgemeinden aus dem Lastenausgleich einen Beitrag für Institutionen, die der ganzen Region und nicht nur der Ortschaft selbst dienen. Weil nun eine neue Erhebung getätigt wurde, erhält Langenthal ab dem kommenden Jahr deutlich mehr Geld für das regional wirksame Engagement, beispielsweise bei der Badeanstalt, dem Stadttheater oder der Eishalle.
Das zeigt sich auch schon im neuen Budget, wo der sogenannte Transferertrag um 13 Prozent gestiegen ist. Daneben konnte der Sachaufwand in der Verwaltung um 0,7 Prozent gesenkt werden, negativ zu Buche schlägt vor allem der Personalaufwand, weil unter anderem eine neue Kommunikationsstelle sowie zusätzliche Prozente für die Einwohnerdienste, die Verkehrs- und Raumplanung und das Krematorium geschaffen werden sollen.
Trotz einer zu erwartenden Zunahme der Steuererträge bei natürlichen Personen beläuft sich das Minus im Budget auf letztlich 2,957 Millionen Franken im steuerfinanzierten Haushalt. Der Antrag an die Stimmberechtigten sieht dabei aber keine Steuererhöhung vor, das geplante Budget geht nun weiter in den Stadtrat, wo die Beschlussfassung vorgenommen und an die Bevölkerung zur Abstimmung weitergeleitet wird.

Von Leroy Ryser