• Ein neues Gespann, das sich schon jetzt gut versteht: Walter Lehmann (links) geht als Abwart der Schule und der Mehrzweckanlage von Walterswil in Pension, übernimmt aber die Stellvertretung. Ueli Lehmann ist sein Nachfolger. Im Moment haben die beiden mit der jährlichen grossen Reinigung des Schulhauses alle Hände voll zu tun. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

16.07.2018
Oberaargau

Lehmann übergibt an Lehmann

32 Jahre lang, 30 davon vollamtlich, hat Walter Lehmann in Walterswil das Schulhaus, das Mehrzweckgebäude und die Anlagen um die beiden Liegenschaften herum gehegt und gepflegt. Freundlich, hilfsbereit und bescheiden ist er beliebt bei Jung und Alt. Jetzt geht er in Pension, tritt ins zweite Glied. Sein Amt übernimmt ebenfalls ein Walterswiler, Ueli Lehmann. Walter Lehmann ist neu sein Stellvertreter.

Walterswil · «Es hat sich viel verändert in den letzten 30 Jahren», sagt der scheidende Abwart im Gespräch mit dem «UE». Die Technik, die Unterrichtsmethoden, aber auch die Menschen selbst. Kannte er früher alle und jeden, kamen in den letzten Jahren Kinder aus Oeschenbach und aus der Schule Gassen, also aus umliegenden Gemeinden; plötzlich war nicht mehr jedes «Gsühn» bekannt. Und: «Die Kinder sind selbstbewusster geworden. Früher waren sie eher scheu, sagten nicht viel. Heute ist das anders.» Entstehe eine Gruppendynamik, sei es manchmal schwierig. «Aber wenn ich sie alleine bei mir hatte um zu helfen, gab es nie ein Problem. Alle haben jeweils gezeigt, dass sie arbeiten können.»
Dies immerhin nicht unter den erfreulichsten Voraussetzungen. Denn wenn ein Kind zu Walter Lehmann «geschickt» wurde, dann meistens weil es etwas «ausgefressen» hatte. Schulhaus putzen, wischen, etwas Handwerkliches … mit seiner Ruhe und seiner korrekten Art war der Abwart oft der beste Pädagoge, um den «Reuigen» ohne viele Worte, aber auf sinnvolle Weise zur Einsicht zu bringen.

«Lehme-Wauter» im Mittelpunkt der Schulschlussfeier
Es mag deshalb kaum erstaunen, dass der grössere Teil der diesjährigen Schulschlussfeier «äm Lehme-Wauter» gewidmet war. Mit intensiven Vorbereitungen: Während der Projektwoche im Juni interviewten ein Teil der Kinder Personen, welche mit ihm in enger Verbindung standen: Seine Mutter, ein früherer Arbeitgeber, der Gemeindeschreiber und viele mehr. Diese gefilmten Interviews bildeten an der Schlussfeier ein witziges Intermezzo. Dazu wurde eine umfangreiche Powerpoint-Präsentation erstellt, die dem grossen Publikum – und natürlich «Lehme-Wauter» selbst – viel Freude bereitete.
Ebenso das Lied «Ramseiers wei go grase», dessen viele Strophen mit viel Fantasie dem Abschied des beliebten Abwarts angepasst wurden.
So prägten denn die Hände von Walter Lehmann in den letzten über 30 Jahren nicht nur die hervorragend gepflegten Anlagen und Liegenschaften, sondern auch den Dorfgeist unter der heranwachsenden Schuljugend, unter den Bewohnern und den Mehrzweckhallen-Benützern.
Hunderte Male ging er spät nachts ins Dorf, um nach einem Anlass abzuschliessen, Lichter zu löschen, manchmal auch um das Nötigste noch zu reinigen, vor allem wenn grosse Partys stattgefunden hatten, «denn wenn ausgeleerte Flüssigkeiten eingetrocknet waren, dauerte die Reinigung länger und der Aufwand war entsprechend grösser.» Ihm machte dies nichts aus, im Gegenteil. Seine Überstunden kompensierte er, wenn er zuweilen einen Nachmittag lang bei seinen Bienenvölkern verbrachte.
In vielem wurde er von seiner Frau Lisbeth Lehmann unterstützt. Als diese längere Zeit krank war, war er mehr auf die Hilfe des stellvertretenden Ehepaars Janssen angewiesen; seine Frau arbeitete dann eher zuhause und nahm sich der Wäsche an.
Walter Lehmann ist in die Aufgabe hineingewachsen. Nach der landwirtschaftlichen Ausbildung und der RS arbeitete er 14 Jahre lang als Dachdecker für das Dachdeckergeschäft Graf in Ursenbach.
Als 1986 die Abwartsstelle frei wurde, war er  dankbar, nun vermehrt Zeit im Dorf und in der Nähe seiner jungen Familie verbringen zu können. Er arbeitete aber weiterhin teilzeitlich als Dachdecker, dazu zeitweise im Stras­senunterhalt in der Weggruppe der Gemeinde.
Mit der Eröffnung der Mehrzweckhalle im Jahr 1988 zeigte sich schnell, dass aus der Teilzeit- eine Vollzeitstelle geworden war. Die Reinigungsfläche hatte sich vervielfacht, und zum neuen Gebäude, in welchem auch die Gemeindeverwaltung integriert ist, wollte man Sorge tragen. Das hat sich gelohnt – das Mehrzweckgebäude ist heute noch in bestem Zustand.

Stellvertretender Abwart
Nun also tritt Walter Lehmann ins zweite Glied. Als Nachfolger hat Ueli Lehmann, ebenfalls aus Walterswil, die Arbeit auf den 1. Juli aufgenommen. Für den «Jungpensionär» ist aber damit nicht Schluss. Das Ehepaar Janssen hört mit dem stellvertretenden Abwartsdienst auf; diesen übernimmt nun Walter Lehmann.

Von Liselotte Jost-Zürcher