• Für gewöhnlich trägt er das SCL-Trikot, aktuell stürmt er aber für Rot-Weiss: Luca Wyss steht derzeit im Dienst des U20-Junioren-Nationalteams der Schweiz. · Bild: Leroy Ryser

24.12.2018
Sport

Luca Wyss misst sich mit NHL-Stars

U20-Weltmeisterschaft, Vancouver, Kanada – Einmal auf Weltklasseniveau spielen – welcher Sportler hegt diesen Traum schon nicht? Luca Wyss erlebt derzeit an der U20-Weltmeisterschaft in Vancouver, Kanada, den ganz grossen Rummel um seine Sportart und kann sich mit den besten Junioren der Welt messen.

Eishockey · Es war sein persönliches Saisonziel und jetzt hat er es erreicht: Luca Wyss weilt im Moment in Vancouver, Kanada, und nimmt dort an der U20-Weltmeisterschaft im Eishockey teil. In den letzten Tagen hat er dafür mit der Schweizer Mannschaft die Vorbereitung bestritten und dabei den ganz grossen Rummel im eishockeyverrückten Land erlebt. «Wir hatten im ersten Training um 9 Uhr morgens 1000 Zuschauer. Es waren mehr, als in einzelnen NLB-Spielen», erzählt Wyss begeistert. Das erste Vorbereitungsspiel gegen Kanada sei sogar ausverkauft gewesen, die 8000 Zuschauer hätten dabei aber weniger mit Fanchören als denn mit Reaktionen auf sich aufmerksam gemacht. «Es wird nicht wie in der Schweiz geschrien und angefeuert. Aber wenn etwas passierte, dann wird es ganz laut.»
Für Wyss ist das zweifellos ein grosses Erlebnis – vor allem aber auch eine starke Auszeichnung. Nach Sven Bärtschi, aktuell Stürmer in der NHL bei den Vancouver Cannucks, und Yannick Rathgeb, der in der NHL-Organisation der New York Islanders unter Vertrag steht, ist er der dritte Langenthaler, welcher an diesem Turnier teilnehmen darf. «Ich habe mich sehr gefreut über das Aufgebot. Es ist eine einmalige Gelegenheit, mich mit den ganz grossen Spielern meines Jahrganges zu messen.» Dazu gehört beispielsweise Maxime Comtois, der in dieser Saison als 19-Jähriger bereits 10 Einsätze in der NHL absolviert hat und dabei zwei Tore schoss und fünf Assists notierte. «Jeder Pass kommt bei ihnen punktgenau auf die Kelle», schwärmt Wyss. Die Kanadier scheinen weiter zu sein als die meisten im Schweizer Team, obwohl dieses imTest lange Zeit gut mithalten konnte und nach dem 3:4-Rückstand und einem Treffer aufs verlassene Tor nur 3:5 verloren hat.

Für einmal grössere Ambitionen
Es ist kein Geheimnis, dass die U20-Weltmeisterschaft seit jeher auch ein Schaufenster ist. Scouts sind beinahe unzählige vor Ort und suchen sich ihre zukünftigen Stars aus den Teams aus. «Natürlich wäre es schön, einmal als Profi in Nordamerika zu spielen. Davon träumt wahrscheinlich jeder», sagt Luca Wyss. Einen Plan, um dies zu erreichen, habe er sich aber nicht zurechtgelegt. «Vorerst liegt mein Fokus darauf, ein gutes Turnier zu spielen.» Und in diesem haben die Schweizer laut Wyss für einmal mehr Ambitionen. Üblicherweise ist es das Ziel, eine Mannschaft aus der Gruppe hinter sich zu lassen, um die Viertelfinals zu erreichen, heuer aber könnte laut Wyss mehr möglich sein. «Die A-Nationalmannschaft hat es gezeigt, dass man auch gegen NHL-Stars gewinnen kann», sagt Wyss. Dass dies auch für sie möglich sei, habe ihnen ihr Trainer Christian Wohlwend mehrmals eingeschärft. «Wir haben in diesem Jahr ein sehr gutes Team. Natürlich haben wir gegen Dänemark ein Must-Win-Spiel», sagt Wyss, verspricht aber, dass der Fokus nicht nur auf dieser einen Partie liegt.
Zum guten Gelingen wird der 19-Jährige derweil nicht etwa als Nebendarsteller beitragen. Schon die ganze Kampagne gehört Wyss zu jenen Spielern, die auch in Unter- und Überzahl randürfen, in der Vorbereitung zur WM war das nicht anders. Zuletzt agierte er jeweils in der dritten Angriffsreihe. «Das macht mich schon stolz. Vor allem zeigt es mir, dass ich vieles richtig gemacht habe», sagt Wyss. Diese Gelegenheit wolle er nun aber nutzen und sich weiter entwickeln.

Auftritt im NHL-Stadion
Besonders gross sei die Vorfreude auf das zweite Spiel der Gruppenphase am heutigen Donnerstag gegen Kanada um 2 Uhr morgens, Schweizer Zeit, gegen Kanada. «Wir werden im NHL-Stadion der Cannucks, der Rogers Arena, spielen. Dieses fasst 19 000 Plätze und dürfte ausverkauft sein», erklärt Wyss. Ausserdem seien die Kanadier das wahrscheinlich stärkste Team der WM, weshalb er dieser Herausforderung gespannt entgegenblickte. Da nehme er es gerne hin, dass er für einmal Weihnachten nicht zu Hause verbringen kann. «Vielleicht sehe ich meine Eltern noch, womöglich werden sie einzelne Vorrundenspiele besuchen», sagt Wyss. Gefeiert wurde aber dennoch ein bisschen, geplant war am 24. Dezember ein Teamessen, ehe am 25. Dezember ein Eistraining anstand und am 26. Dezember das Turnier mit dem ersten Spiel begann.
Überstehen die Schweizer wie geplant die Vorrunde in der Gruppe mit Tschechien, Kanada, Russland und Dänemark, wird am 2. Januar das Viertelfinalspiel gegen einen Gegner der zweiten Gruppe anstehen. Dort dürfte dann eine weitere Grossnation wie Finnland, Schweden oder die USA warten. Die Finalspiele werden am 5. Januar in Vancouver über die Bühne gehen. In Anbetracht dieser Erlebnisse dürfte selbst der SC Langenthal, bei dem Luca Wyss für gewöhnlich spielt, gerne auf seinen Stürmer verzichten. Ein solch spezielles Saisonhighlight erlebt man schliesslich nicht jedes Jahr.

Von Leroy Ryser