• Drittes Bäuerinnentreffen in Ersigen (von links): Rita Gfeller (VBL-Präsidentin), Christine Brügger (Vorstand und FK-Bäuerin), Referent Ernst Flückiger (Geschäftsleitung Inforama) und Hanni Zenger (Vizepräsidentin OGG). · Bild: Barbara Heiniger

17.09.2018
Emmental

Mit Wertschätzung grenzenlos belastbar

Achtsamkeit und Wertschätzung standen im Mittelpunkt des dritten Bäuerinnentreffs, der von der Fachkommission «Bäuerin» vom Verband bernischer Landfrauenvereine (VBL) organisiert wurde. Rund 150 Bäuerinnen und Landfrauen fanden den Weg nach Ersigen. Referent war Ernst Flückiger, Leiter Fachbereich Beratung und Mitglied der Geschäftsleitung Inforama.

Ersigen · Schön, mit Achtsamkeit und viel Geschmack, war der Schopf der Familien Kunz und Liechti an der Dorfstrasse in Ersigen geschmückt. Die leuchtenden Sonnenblumen in den Milchkannen verströmten so etwas wie Lebens­freude pur und als sich draussen der ersehnten Regen auf die Felder goss, war die Stimmung am Bäuerinnentreff vom Allerbesten.
Gespannt warteten die Frauen – darunter sehr viel Jüngere – auf den Vortrag zum Thema «Achtsamkeit – auf dem Weg zum Glück­lich sein».
 
«Mich selber wahrnehmen»
Einige der Frauen wunderten sich zwar etwas, dass gerade ein Mann ihnen zum brennenden Thema «Achtsamkeit» etwas berichten wollte. Doch sie merkten sehr schnell aus welcher grossen Erfahrung der Coach Ernst Flückiger schöpfen konnte. Das Ziel des Referenten war, die Frauen zum Nachdenken anzuregen. Dies könnte auch Veränderungen im persönlichen Umfeld, oder der Arbeit bedeuten. Schon zu Beginn empfahl Flückiger Schritte, die es sich lohne, auf dem Weg der Achtsamkeit zu gehen. Stichworte dazug: «Sensibilisierung», «Mich selber wahrnehmen», «Mein Anker – im Alltag und in stürmischen Zeiten», «Wertschätzung – ein Grundbedürfnis», «Mein Leben aktiv gestalten», «Fallen im Alltag wahrnehmen und ausschalten» sowie «Das nehme ich heute mit und setze es um». Bei der Lebensqualität gelte es Kriterien festzulegen und auch einmal Bilanz zu ziehen. «Gefragt ist Ehrlichkeit sich selber gegenüber. Ja sagen zu sich selber, zu den eigenen Prägungen, Musternund Neigungen und zu den Stärken. Es gilt die eigene Identität zu finden, wahrzunehmen und zu leben», hielt Ernst Flückiger fest. Dazu gehöre aber auch den eigenen Weg zu gehen und zu fragen «Was prägt unseren Alltag und unsere Partnerschaft.»

«Ich bin eine einmalige Perle»
Ganz wichtig sei es Wertschätzung zu leben, sagte der Referent. Für alle sei nötig sich aktiv Wertschätzung zu holen durch Zeitinseln und Erinnerungssteine in der Alltagshektik, Kreativität, List und Humor beim Ehemann und der Familie. Auch bei ehrlichen Be­gegnungen mit Freundinnen. «Eine Freundin ist jemand, die mir die Melodie meines Herzens vorsingt, wenn ich sie verloren habe. Wertschätzung leben ist eine Wechselbeziehung, keine Einbahnstrasse. Eine Partnerschaft lebt von zwei starken, eigenständigen Persönlichkeiten und ist Partnerkraft, statt Partnerschlacht», sagte Ernst ­Flückiger eindringlich. Dann wurde es richtig wertvoll, als der Referent die Zuhörerinnen aufforderte, sich jeden Tag zu sagen «Ich bin eine einmalige Perle». Dies auch nach dem Zitat «Mit Wertschätzung bin ich grenzenlos belastbar» (E. Berchtold).

Achtsamkeit für Herausforderungen
Achtsamkeit für die Herausforderungen des Lebens bedeute einen Anker im Alltag und in stürmischen Zeiten zu haben. Richtig sei aber auch eine «Life – Balance» hielt der Referent fest. Dies im persönlichen Energie-Haushalt, in Betrieb und Aussenwelt, in Arbeit und Freizeit, oder Ferien, in Nähe und ­Distanz, in Anspannung und Entspannung, in Suchen und Finden, sowie in Dur und Moll. Die eigene Lebensmelodie klingen zu lassen, bringe viele wunderbare Töne, betonte Flückiger. Dazu seien aber die «Ladestationen» zu definieren, wo Energie getankt werden könne. Das Leben aktiv zu gestalten bedeute Planung und viel Kommunikation. So zum Beispiel, dass Arbeit in Betrieb und Haushalt gleichwertig sind. Die privaten und persönlichen Termine werden ebenso in die Agenda eingetragen, wie die betrieblichen. Hobbys und Freizeit dürfen, oder müssen sogar sein. Täglich, wöchentlich und monatlich Zeitfenster persönlich einzuplanen, aber auch als Paar, ist notwendig auf dem Weg zur Achtsamkeit. «Verbesserungspotenzial ist immer da. Dies zu erkennen ist wichtig. Reden statt schweigen, oder die Macht der Gewohnheit gilt es zu hinterfragen», gab Ernst Flückiger zu bedenken. «Was säge de d’Lüt», sei eine Herausforderung an sich selber, gegen die Überfülle der täglichen Pflichten und Erwartungen. «Achtsamkeit mir selber gegenüber ist der erste Schritt auf dem Weg zum Glücklich sein. Mich selber wahrnehmen, gut verankert sein und mein Leben aktiv leben sind die wichtigen Punkte dazu», hielt Ernst Flückiger abschliessend fest.
Rege war anschiessend der Austausch unter den Frauen und klar wurde dabei auch, dass die Kommunikation ein zentraler Punkt in Partnerschaft, Familie und sozialem Umfeld ist. Bei einem feinen Imbiss pflegten die Bäuerinnen und Landfrauen aber auch das gemütliche Zusammensein.

Von Barbara Heiniger