• Wollen die Herausforderungen sportlich angehen: Karin Habegger, Präsidentin des Stiftungsrates der WBM Madiswil und Geschäftsführer Stephan Weber. · Bild: Walter Ryser

09.06.2017
Oberaargau

Neue Herausforderungen warten

Der Strukturwandel in der Wirtschaft und neue Bedürfnisse der Kunden fordern auch die Werkstätte für Behinderte in Madiswil (WBM), wie deren Geschäftsführer Stephan Weber an der 42. Stifterversammlung erläuterte. So gab er zu verstehen, dass auch die WBM noch effizienter werden und in neue Technologien investieren müsse, um die bestehenden Arbeitsplätze sichern zu können.

 

Madiswil · Der anhaltende Strukturwandel in der Wirtschaft, die fortschreitende Digitalisierung und ein verändertes Konsumverhalten lassen neue Bedürfnisse im privaten wie auch im beruflichen Bereich entstehen. Mit diesen neuen Rahmenbedingungen sehen sich nicht bloss zahlreiche Firmen in der Region konfrontiert, sondern auch Institutionen wie beispielsweise die Werkstätte für Behinderte in Madiswil (WBM). «Viele äussere Faktoren wirken auf uns ein», bestätigte Geschäftsführer Stephan Weber an der 42. Stifterversammlung vor den 48 anwesenden Personen. Deshalb beschäftige man sich intensiv mit der Frage, welche Strukturen für die WBM in diesen turbulenten Zeiten geeignet seien.
Für Stephan Weber ist klar: «Wertschöpfende und sinnstiftende Arbeit zur gesellschaftlichen Integration von Menschen mit einer Beeinträchtigung anzubieten ist immer wieder eine gros­se Herausforderung.» Ganz im Sinne dieser Leitidee habe die Stiftung WBM im letzten Jahr unter Mobilisierung aller Kräfte ihre Leistungsfähigkeit wirkungsvoll ausbauen und festigen können, ergänzte Karin Habegger (Langenthal), Präsidentin des Stiftungsrates. Auch sie ist sich im Klaren, dass sich die Produktion der WBM in einem Umfeld bewegt, welches dem hohen Preisdruck und einem raschen Strukturwandel standhalten muss. «Als Zulieferer der exportorientierten Industrie müssen wir uns dafür rüsten und stark machen.»

«Kuriosum» wurde eröffnet
Weber gab weiter zu verstehen, dass die WBM deshalb vorausschauend im Jahr 2016 in neue Technologien, in moderne CNC-Bearbeitungscenter und in effiziente Etikettier- und industrielle Codiergeräte investiert habe. «Unseren Kunden bieten wir damit erneut einen Mehrwert mit neuen Angeboten und Dienstleistungen», betonte der WBM-Geschäftsführer. Für Weber ist das jedoch nur der Anfang eines weiterführenden Prozesses. Man müsse noch effizienter werden, hat er erkannt. Deshalb sei man daran, den gesamten Werkstattbereich weiter zu entwickeln. Man wolle den wirtschaftsorientierten Arbeitsbereich stärken, um die bestehenden Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Gleichzeitig solle damit aber auch die Flexibilität bei den Kundenaufträgen erhöht werden.
Im vergangenen Jahr habe man aber auch die Angebote und Dienstleistungen für Privatpersonen weiter ausgebaut und verbessert. So hat die WBM an ihrem Standort an der Unterdorfstrasse 62 in Madiswil im November 2016 das Werk- und Verkaufslokal «Kuriosum» eröffnet. «Mit einem vielfältigen Sortiment an Gebrauchs- und Geschenkartikeln und einem Bistro zum Verweilen haben wir einen Ort der Begegnung geschaffen», erwähnte Stephan Weber.

Neue Wohnformen anbieten
Ein angepasstes und individuelles Wohnumfeld für die Menschen der WBM zu schaffen gehöre ebenfalls zu den zentralen Aufgaben der Stiftung WBM, rief Karin Habegger den Anwesenden in Erinnerung. Neue Erkenntnisse zu den Bedürfnissen der Nutzer des betreuten Wohnbereichs verlangten angepasste Lösungen. Dem Wunsch nach mehr Individualität soll Rechnung getragen werden. «Aus diesem Grund werden wir zusätzlich zu unserem Wohnheim künftig den Bedürfnissen angepasste externe Dienstleistungen anbieten, so zum Beispiel punktuelle und angepasste Wohnbegleitung für Personen, welche über weite Strecken selbständig einen Haushalt führen können», erläuterte die Präsidentin des Stiftungsrates, die überzeugt ist, dadurch wertvolle ­Angebote für Menschen mit indi­vi­duellem Unterstützungsbedarf zu schaffen, ohne dabei das Angebot für Menschen mit komplexeren Lebensbedingungen einzuschränken.
Erfreulich präsentierten sich an der Stifterversammlung auch die nackten Zahlen. Das Geschäftsjahr der WBM 2016 konnte bei einem Gesamtaufwand von rund 6,4 Millionen Franken mit einem Gewinn von 140 913 Franken abgeschlossen werden. Dazu beigetragen hat nicht zuletzt auch die Werkstatt, die einen Gewinn von 161 119 Franken erwirtschaftete. Die WBM weist damit auf Ende letzten Jahres ein Eigenkapital von 3,2 Millionen Franken auf. Der Langenthaler Rechtsanwalt Werner Meyer wurde für eine weitere Amtsdauer von vier Jahren als Stiftungsrat bestätigt.
Zum Schluss der Versammlung orientierte WBM-Geschäftsführer Stephan Weber, dass man nächstes Jahr das 50-jährige Bestehen der Institution feiern dürfe. Aus diesem Grunde werde man unter dem Motto «50 Jahre in Bewegung» das ganze Jahr hindurch diverse öffentliche und interne Anlässe durchführen. Die offizielle Jubiläumsfeier finde dann im Juni 2018 anlässlich eines grossen Sommerfestes statt.

Von Walter Ryser