• Mit schönsten Erinnerungen an die vier Tage Passfahren mit den leistungswilligen Dreiradfahrzeugen endete der Sommerausflug von Erwin Baumgartner (l.) aus Bützberg und dem Zeller Paul Eggimann ohne jegliche Panne in Gettnau. · Bild: Rolf Bleisch

17.07.2017
Luzerner Hinterland

Passfahrten auf drei Rädern

Auf drei Rädern und in vier Tagen genossen Erwin Baumgartner aus Bützberg und Paul Eggimann aus Zell in gemütlichem Tempo eine Berg- und Talfahrt über acht Pässe.

Zell · Normalerweise werden die beiden Vespas mit drei Rädern – das Reserverad nicht mitgezählt – von Paul und Erwin als praktische, kleine Transportfahrzeuge genutzt. Dass man diese im Verkehr in unseren Breitengraden doch auffälligen und eher seltenen Fahrzeuge auch für längere Touren bestens gebrauchen kann, bewiesen die beiden Pensionäre erst kürzlich mit einer gut 1000 km langen Passfahrt in vier Tagen. Höhepunkt dieser Sommerreise sollte das Erklimmen des zweithöchsten befahrbaren Passes in den Alpen sein, das Stilfserjoch auf 2757 Meter über Meer.

Gut ausgerüstet und vorbereitet
Bevor die Reise am Dienstag, 20. Juni, ihren Anfang nahm, mussten die beiden gleichen Fahrzeuge ausgerüstet werden. So wurde bestimmt, dass das weisse Vehikel für den Warentransport herhalten musste, während das grüne Fahrzeug einen halbrunden Zeltaufbau erhielt, in dem genügend Platz zum Schlafen zur Verfügung stand. Nachdem auch die Funkgeräte getestet wurden, um den Kontakt der beiden Fahrer zu gewährleisten, folgte der Start der langen Reise mit der Fahrt über den Hirzel in Richtung Graubünden. Ein Wiedersehen mit dem Kerenzerberg stand als erste grössere Bergfahrt auf dem Programm. In Landquart wiesen die linken Blinker die Richtung durchs Prättigau und dem nach Davos folgenden Flüelapass an, der die zwei Fahrbegeisterten ins Unterengadin brachte.
Nach Martina gings kurz auf östereichischem Boden weiter bis zum Grenzübertritt ins Südtirol auf dem 1507 Meter hohen Reschenpass, der mit dem darauf folgenden Reschensee Stauseegeschichte schrieb. Nach 317 km trafen die beiden im Dorf Prad ein, wo sie den beiden tüchtigen Fahrzeugen eine nächtliche Verschnaufpause auf einem Campingplatz gönnten.

Stilfserjoch – das «Dach» der Reise
Am zweiten Tag gings dann dem eigentlichen Ziel der Fahrt, dem Stilfserjoch entgegen. Natürlich gönnten sich die Fahrer einen Zwischenhalt auf der Passhöhe. Dort stiessen die beiden Fahrzeuge auf grosses Interesse der Passanten und deren Staunen, dass die beiden «Bienen» den Aufstieg problemlos in gemütlichen Tempo geschafft hatten.
Für die 218-ccm-Einzylindermotoren, die ihre Kraft über ein Viergangwendegetriebe auf die Hinterachse bringen, war der Tag aber noch längst nicht fertig, denn über das Veltlin gings weiter zum Comersee und zurück auf Schweizer Boden nach Lugano und Locarno und zum Übernachtungsplatz in Gordevio, der am Eingang zum Valle Maggia liegt.
Der dritte Tag war dann eine nicht ganz geplante Königsetappe und wiederum eine echte Herausforderung. Geplant waren der Lukmanier- und anschliessend der Oberalppass. Die geplante Übernachtung in dieser Region sprach den beiden Fahrern aber nicht zu, sodass sie sich entschlossen, in Andermatt ins Reusstal abzusteigen und den Sustenpass in Angriff zu nehmen. Auf dessen Westseite fanden sie dann in Gadmen einen guten Campingplatz zum Übernachten. Die beiden Fahrzeuge konnten sich nach einer Fahrt von 190 km über die drei Pässe mit einer Gesamthöhendifferenz von 2917 m wieder bestens abkühlen. Mit einem kleinen Abstecher ins Simmental und der anschliessenden Rückkehr ins Emmental endete die Fahrt am vierten Tag vor dem «Edelweiss» in Gettnau mit zwei glücklichen Fahrern und den zwei Fahrzeugen, die die viertägigen Strapazen bestens überstanden.

Von Rolf Bleisch