• Spielen Robin Leblanc (in gelb, von links), Vincenzo Küng und Nico Dünner auch in der nächsten Saison für den SCL? Bild: Leroy Ryser

03.01.2019
Sport

Rund um den SCL ist es (fast zu) ruhig

Beim SC Langenthal herrschen zwar immer wieder Tumult und Aufregung auf dem Eis, daneben ist es aber ruhig. Fast zu ruhig finden einzelne Fans. Der «Unter-Emmentaler» hat deshalb SCL-Sportchef Marc Eichmann gefragt, wie die Kaderbildung für die Saison 2019/2020 vorangeht.

EISHOCKEY · In der aktuellen Saison sind die Zeiten für Vertragsverlängerungen ein bisschen nach hinten verschoben worden. Weil am 14. November auf der höchsten Schweizer Stufe darüber diskutiert wurde, ob das Ausländerkontingent erhöht werden soll, warteten die meisten Vereine mit Vertragsverlängerungen zu. Wer mehr Ausländer verpflichten darf, braucht weniger Schweizer Spieler. Dieser Rattenschwanz hat sich nach hinten verschoben und somit auch die Swiss League getroffen. Hätte die National League das Ausländerkontingent von vier auf sechs Ausländer pro Team erhöht, wären 24 Schweizer Spieler überflüssig geworden und hätten in die Swiss League gewechselt. Diese wiederum würden Spieler der zweithöchsten Liga in die Amateurklasse verdrängen.

Mittlerweile hat das Transferkarussel aber wieder zu drehen begonnen. Seit Mitte November werden in der NLA fleissig Verträge unterschrieben, wer dort keinen Unterschlupf findet sucht seither auch zu Swiss-League-Teams den Kontakt. Diese haben dann ungefähr Mitte Dezember begonnen, ihre Spieler unter Vertrag zu nehmen. Viele Mannschaften sind bereits gut gefüllt und haben den Kern ihrer Mannschaft beisammen. 

Nur neun Spieler unter Vertrag

Nicht so der SC Langenthal. Die Mannschaft aus dem Oberaargau hat per heutigem Datum fünf Verteidiger, vier Stürmer und keinen Torhüter unter Vertrag, mit Dario Kummer, Simon Sterchi und Mathieu Maret kommen zwei Stürmer und ein Verteidiger dazu, die allesamt weiterlaufende Verträge mit einer National-League-Ausstiegsklausel besitzen. Die für Fans besorgnisserregende Tatsache aber ist, dass es um den Club derzeit sehr ruhig ist. Kaum Gerüchte kursieren, niemand weiss wer die beiden Ausländerposten bekleiden soll und wer die Mannschaft verstärkt oder verlässt. Der «Unter-Emmentaler» hat sich deshalb auf die Suche begeben und unter anderem beim SCL-Sportchef Marc Eichmann nachgefragt, wie die Teambildung voranschreitet. Wie erwartet gibt sich der ehemalige Spitzentorhüter bedeckt und lässt nur wenig durchsickern. In der Box «Gerüchteküche» küren wir deshalb gleich selbst mögliche Transferkandidaten und versuchen das Gras wachsen zu hören.

Bleibt Philip Wüthrich beim SCL?

Ein immens wichtiger Personalentscheid wird auf der Position des Torhüters erwartet. Mit Marco Mathis und Philip Wüthrich stehen derzeit zwei potenzielle Nummer-Eins-Torhüter beim SC Langenthal unter Vertrag. Mathis spielt seit dem Jahr 2012 beim SCL und wurde als Nummer-Eins-Torhüter im Jahr 2017 mit den Oberaargauern Meister. Der Keeper ist als arbeitssamer, engagierter Sportler bekannt, was ihm an Talent fehlt, macht er mit seiner Einstellung wett. Bisher konnte sich der 29-Jährige nie den Ruf erarbeiten, ein Torhüter zu sein, der konstant Siege «stehlen» kann. 

Dass er dies kann, hat Philip Wüthrich hingegen schon in seiner ersten Saison auf Profi-Niveau gezeigt. Der 20-Jährige hat seine Vordermänner mehrmals mit denkwürdigen Paraden gerettet und bewies eine immense Schnelligkeit mit Händen und Füssen. Lange deutete bei Wüthrich vieles auf einen Wechsel in die NLA hin, aktuell scheint sich der Wind aber gedreht zu haben. «Ich gehe nicht davon aus, dass Wüthrich in der nächsten Saison in der obersten Spielklasse spielt», erklärt Marc Eichmann. Entsprechend gerne würde ihn der SCL behalten, immerhin hat der vom SCB ausgeliehene Spieler bewiesen, dass er zu den ligaweit besten Torhütern gehört. «Unser Ziel ist es, dass wir einen der beiden bisherigen Goalies halten können», verrät Eichmann weiter, wer dies sein wird, stehe aber weiterhin in den Sternen. Aktuell deutet vieles auf Wüthrich hin, auch weil Mathis nach langer Zeit von einer Luftveränderung profitieren könnte.

Luca Christen überzeugt

Gut besetzt ist der SC Langenthal in der Verteidigung. Mit Yves Müller, Philipp Rytz, Hans Pienitz, Mathieu Maret, Luca Christen und dem Junior Luca Kiener steht ein solides Gerüst auf den Beinen. Auch wenn gerade Yves Müller und Philipp Rytz als wichtige Routiniers in der letzten Phase der Saison nicht überzeugen konnten und zu viele Fehler im Aufbauspiel verursachten, gehören sie mit ihrer Erfahrung und ihrer Präsenz zu den besseren Verteidigern der Liga. Umso mehr überzeugt hat derweil Luca Christen. Der Huttwiler beweist fast schon eine stoische Ruhe, selbst in kritischen Situationen behält er die Übersicht und wird von Trainer Per Hånberg deshalb ordentlich forciert. «Es ist beeindruckend mit welcher Ruhe und Abgeklärtheit er in seinem jungen Alter schon spielt», kommentiert auch Marc Eichmann zufrieden. Christen wird mittlerweile selbst in doppelter Unterzahl eingesetzt, auch im Powerplay erhält der 20-Jährige einzelne Einsätze. Um die Verteidigung zu komplettieren will Marc Eichmann nun weitere Perspektivspieler suchen. «Wir suchen talentierte Spieler, die auch die nötige Wasserverdrängung mit sich bringen», erklärt der SCL-Sportchef. 

Gute Mischung ist das Ziel

Viel Arbeit steht dem SC Langenthal in der Offensive bevor. Einerseits fehlt weiterhin ein Ausländerduo, andererseits sind nur wenige Spieler derzeit unter Vertrag. Eichmann betont, dass die Langenthaler auch in der nächsten Saison eine kompetitive und ambitionierte Mannschaft zusammenstellen wollen. Dazu gehört eine «gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern.» Daneben betonte Eichmann stets, die Mittelachse müsse «gut besetzt» sein, gerade dort laufen aber wichtige Verträge aus. Nico Dünner liebäugelt mit einem Wechsel in die NLA und wird von weiteren NLB-Teams umworben, auch Giacomo Dal Pian kam zuletzt in Fahrt und wird entsprechend schweizweit ins Auge gefasst. Laut Eichmann ist er einer der positiven Überraschungen dieser Saison. Gemeinsam mit Toms Andersons gehören die beiden zum womöglich interessantesten, vertraglosen SCL-Trio. «Für uns wäre es toll, wenn wir einer von diesen drei Spielern behalten können», sagt Eichmann verhalten und deutet damit auch gleich Veränderungen an. Insbesondere bei Toms Andersons wird gemunkelt, dass er zuletzt nicht jene Position im Team innehatte, die er sich zuvor vorgestellt hatte und will Nico Dünner den Schritt in die National League tatsächlich noch schaffen, wird ein Wechsel in die NLA oder zu einem ambitionierteren NLB-Team wie beispielsweise Kloten höchste Zeit.

Vor allem entscheidend werden aber auch die Verpflichtungen zweier ausländischer Spieler sein, welche wie gewohnt den Kern der offensiven Mannschaft bilden werden. «Die Gespräche für diese Positionen sind am Laufen», verspricht Eichmann, im Vordergrund stehe aber die Suche nach einer Lösung für die noch laufende Saison, in welcher ebenfalls noch ein Ausländer gesucht werden muss. Klar ist einzig, dass die Ausländerlizenzen für Stürmer gebraucht werden sollen. Daneben stehen derzeit Robin Leblanc und Vincenzo Küng noch ohne Vertrag da, beide haben längst angedeutet dass sie gerne bleiben würden. Eine Vertragsverlängerung scheint bei ihnen wahrscheinlich.

Hånberg dürfte bleiben

Ebenso wahrscheinlich ist, dass Trainer Per Hånberg in Langenthal bleiben wird. Der Schwede weist ausserordentlich starke Sozialkompetenzen aus, wird vom Team sehr geschätzt und überzeugte unter anderem in der Stärkephase im November mit einer Serie von 16 Spielen mit Punktsiegen in Folge. Daneben könnte sich Jeff Campbell als neuer Assistenztrainer herauskristallisieren, Eichmann lobt dessen Einsatz unter anderem bei der zuletzt stattgefundenen Verbesserung im Powerplay. «Wie die Trainerposition aussieht ist noch offen», sagt Eichmann gewohnt zurückhaltend, Hånberg habe es sich aber verdient, dass er in der Planung eine entscheidende Rolle spiele.

Der Grund, dass die Fans nach den ruhigen Wochen dennoch verunsichert sind, liegt derweil auf der Hand. Gemunkelt wird, dass sich beim SC Langenthal das Budget verkleinert, auch die Stadionthematik schlage sich nieder, Sponsoren hätten sich wegen fehlender Perspektiven zurückziehen. Passend dazu wurde mehrmals, unter anderem von CEO Gian Kämpf betont, dass der SCL in den nächsten Jahren keine Aufstiegsambitionen und maximal hin und wieder Meistergedanken hege, auch dies deutet für viele Fans daraufhin, dass sich der SCL längers je mehr im Mittelfeld  der Liga ansiedeln könnte. Ob sich dies bestätigt werden die nächsten zwei bis drei Wochen zeigen. Werden in dieser Zeit keine Verträge für das Kernteam des SCL unterzeichnet, droht dieser Fall tatsächlich. Der Oberaargau ist für Spieler mit NLA-Perspektive aber weiterhin ein interessanter Standort, weshalb auch Gegenteiliges möglich ist. Die Verantwortlichen müssen sich nun aber sputen.

 

Von interessanten Perspektiv-Spielern und Dauer-Themen...

Marc Eichmann kündet im Interview mit dem «Unter-Emmentaler» an, dass er die Verteidigung mit mehr Wasserverdrängung ausstatten will. Dies würde ein bekannter Ex-Junior vom SC Langenthal mit sich bringen: Nico Graf spielt seit dieser Saison bei der EV Zug Academy unter Jason O'Leary und leistet dort zuverlässige Dienste. Auffällig waren derweil auch mehrfach die Leistungen von Thurgau's Simon Seiler, der mit einer Grösse von 188 Zentimetern und einem hartnäckigen Spiel auch im Direktduell mit dem SCL positiv aufgefallen ist. Beides sind junge, talentierte Spieler, die Grösse und Kraft mitbringen können.

Kandidaten als Stürmer gibt es derweil zahlreich. Léonardo Fuhrer von Thurgau wäre beispielsweise ein Top-Transfer. Er, der sich seit Jahren versucht für die National League zu empfehlen, ist schon seit längerem ein Thema für jedes NLB-Top-Team, er dürfte aber nicht ganz günstig sein. Daneben ist Julien Privet (22) von Ajoie als flinker, wendiger Spieler bekannt, der konstant einen halben Punkt pro Spiel produzieren kann. Einen ähnlichen Punkteschnitt weist auch Silvan Wyss vom EHC Olten auf. Gemunkelt wird, dass er bei den Dreitannenstädtern unzufrieden ist, längst wurde bekannt, dass auch der SC Langenthal in den letzten Jahren an ihm dran war. Es ist aber unwahrscheilnich, dass er seinen bis 2021 weiterlaufenden Vertrag aufkünden wird. Schon eher interessant ist Jules Sturny vom EHC Visp, der aktuell in der ersten Linie neben Visps Ausländerduo für Furore sorgt. Ebenfalls talentiert und jung ist Patrick Brändli vom HC Thurgau, er könnte als Center womöglich in eine der entstehendenen Lücken einspringen. Ebenfalls ein interessanter Center ist Thibault Frossard vom HC Ajoie. Er überzeugte insbesondere im Meisterjahr 2016 neben Dario Kummer. Bis auf Wyss besitzen alle diese Spieler keinen Vertrag für die nächste Saison, weshalb der SC Langenthal sie unter Vertrag nehmen könnte.

Von Leroy Ryser