• Räumen den Schnee weg (v. l.): Adrian Nyffenegger, Hugo Masa und Jürg Müller. · Bild: ryl

21.12.2017
Huttwil

Schneeräumen ist nachts am Schönsten

Der Huttwiler Werkhof setzt jährlich 50 bis 70 Tonnen Salz für das Säubern der Gemeindestrassen und Trottoirs ein. Die Räumungsarbeiten sind manchmal mühsam, oft aber ebenso angenehm. Der Unterschied liegt in der Uhrzeit.

 

Jürg Müller sorgt in Huttwil mittlerweile seit über 26 Jahren für saubere Strassen und Trottoirs im Winter, Hugo Masa sogar seit deren 30. Gemeinsam haben sie auf den «Schneemobilen» im Blumenstädtli einiges erlebt. «Früher mussten wir, bevor wir starten konnten, das Salz aus 50-Kilo-Säcken in unsere Fahrzeuge abfüllen», erinnert sich Hugo Masa, ehe Jürg Müller anhängt: «Und bis wir ganz Huttwil gesalzen hatten, mussten wir meistens mehrmals Nachschub holen.» Das sei mit dem neuen Salzsilo um einiges einfacher. Unter den Trichter fahren, öffnen, schliessen und weiterfahren – ohne körperliche Mühen.
Ausserdem seien die Winter nicht mehr ganz so streng, Schnee habe es insgesamt deutlich weniger als noch vor 20 Jahren. «Ich kann mich noch an einen Tag erinnern, bei dem wir um 3.30 morgens mit dem Räumen begonnen haben, um 12 Uhr gab es eine ganz kurze Mittagspause und erst gegen 8 Uhr abends waren wir mit dem Säubern der Strassen fertig. Kurz nach 10 Uhr gingen wir dann nach Hause.» Während dem ganzen Tag habe es nicht einmal aufgehört zu schneien, sodass die Räumungsarbeiten ständig wieder von vorne begannen und kaum ein Ende nahmen. «Leider mussten wir um 11 Uhr abends schon wieder ausrücken, weil wir im Gebiet Häbernbad einen Lastwagen bergen mussten. Und natürlich ging es am kommenden Morgen um 4 Uhr schon wieder weiter», erinnert sich Hugo Masa an einen Tag vor etwa 15 bis 20 Jahren. Oftmals musste damals der Schnee wegen den deutlich grösseren Schneewalmen weggefräst, verladen und abtransportiert werden, heutzutage ist dies höchstens nötig, wenn der Märit den blockierten Platz braucht.

Vorgegebener Prioritätenplan
Der Aufwand aber bleibt gross. Jährlich werden zwischen 50 und 70 Tonnen Salz gestreut, dazu werden jeweils vier Werkhof-Mitarbeiter und zwei externe Helfer während etwa fünf bis sechs Stunden eingesetzt, ehe alle Gemeindestrassen und Trottoirs wie gewünscht geräumt sind. «Wir haben auf jedem Fahrzeug zwei Fahrpläne die zeigen, nach welchen Prioritäten geräumt werden muss», erklärt Werkmeister Adrian Nyffenegger. Er entscheidet vor dem Einsatz jeweils, ob die Strassen nur gesalzen oder komplett geräumt werden müssen. Je nach Auftrag fahren die Werkhofmitarbeiter in der Folge den entsprechenden Plan ab und räumen den Schnee aus dem Weg. Priorität geniessen immer verkehrsintensive Strassen, steile Wege oder Zufahrten beispielsweise zu Arztpraxen. «Die Trottoirs werden immer schwarz geräumt. Auf der Strasse genügt es manchmal, nur zu salzen. Durch die Bewegung auf der Strasse löst sich der Schnee in der Folge auf», erklärt der Werkmeister weiter. Einzelne Standorte wie beispielsweise Treppen oder Wege müssen zusätzlich mit der Schaufel freigemacht werden, weil die 1,6 Meter breite Schaufel, die für die Trottoirs benützt wird, zu gross ist. Gefahrenlos ist diese Aufgabe aber nicht, gerade in den Gebieten Hohlen, Fiechtenberg oder Tschäppel sind die Wege und Strassen steil, sodass höchste Vorsicht geboten ist. Unfälle – meist harmlos – gab es auch schon. Wenn ein Fahrzeug erst ins Schlittern gerät, kann es nämlich kaum mehr gebremst werden.

Einige ungeduldig, andere dankbar
Die grösste Herausforderung für die Werkhofmitarbeiter ist aber nicht die Glätte, sondern die ungeduldigen Bewohner Huttwils. «Schnee mag jeder. Nur nicht vor dem eigenen Haus oder auf der Strasse», sagt Hugo Masa. «Am besten sollte der Schnee weg sein, bevor er liegt», scherzt Jürg Müller. Wenn der Einsatz erst startet, wenn die Bewohner wach und unterwegs sind, so ist die Arbeit um einiges stressiger und mühsamer. «Jeder findet, dass bei ihm zuerst geräumt werden muss. Viele sind nervös und ungeduldig», erklärt Hugo Masa. Ausserdem nehmen weder Fussgänger noch Autofahrer Rücksicht, sodass die Arbeit stets volle Konzentration bedarf um Kollisionen zu vermeiden. Und nicht zuletzt seien auch die Bedürfnisse der Bewohner unterschiedlich. Ältere Menschen wollen schwarzgeräumte Trottoirs, den jungen Menschen ist es egal, während Kinder am liebsten auf dem Schlitten in die Schule fahren.
Deshalb sei die schönste Arbeitszeit zum Schneeräumen die Nacht. Zu dieser Zeit herrscht kaum störender Verkehr, ausserdem geht der Einsatz ruhig und gelassen vonstatten. Gerade in dieser Zeit sei die Arbeit im Vergleich mit anderen Aufträgen sogar ein Genuss, sagt Jürg Müller. Adrian Nyffenegger und Hugo Masa pflichten ihm bei und sagen: «Zu dieser Zeit ist das Schneeräumen eine der schöneren Arbeiten von uns.»
Geschätzt wird der Einsatz des Werkhofs in Huttwil aber trotzdem, sind sich die drei Herren einig, reklamieren würden nämlich meist immer dieselben. Hin und wieder gebe es zur Belohnung sogar einen Kaffee, erklärt Jürg Müller begeistert, solche Highlights gebe es immer mal wieder. Seltener sind sie aber geworden, weil alles schneller fertig sein muss und tatsächlich seltener Schnee fällt. Jedenfalls in den nächsten zwei Wochen wird Schneeräumen – gemäss unterschiedlichen Wettervorhersagen – wahrscheinlich eher weniger nötig sein.

Von Leroy Ryser