• Zeigten sich konsterniert wegen der Reaktion der Stadt (von links): Markus Meyer, Stephan Anliker und Gian Kämpf. · Bild: Leroy Ryser

21.09.2018
Langenthal

SCL zieht sich aus Stadionprojektierung zurück

Der SC Langenthal hat an einer Medienkonferenz informiert, dass sich ihre Tochtergesellschaft, die Arena Oberaargau AG, von der Projektierung für das neue Stadion zurückziehen will. Dies aufgrund der Richtungsänderung, welche die Stadt gemäss dem SCL eingeschlagen hat.

Langenthal · Beim SC Langenthal und deren Verantwortlichen machte sich nach der letzten Sitzung zum Thema Stadionneubau mit dem Langenthaler Gemeinderat Ernüchterung breit. «Wir wurden informiert, dass die Stadt eine andere Vorgehensweise vorsieht als bisher kommuniziert», erklärt Markus Meyer von der Arena Oberaargau AG bei einer Medienorientierung gemeinsam mit SCL-Verwaltungsratspräsident Stephan Anliker und SCL-Geschäftsführer Gian Kämpf. Diese sieht einerseits vor, dass nicht ein Privater die Planung und Umsetzung vorantreiben soll, sondern entgegen teilweiser schriftlicher Abmachung die Stadt selbst. Ausserdem wird ein Workshop-Verfahren zur Planung hinzugefügt, welches die Realisierungszeit um einiges verlängern könnte. Über diese krasse Kehrtwende zeigte sich der SCL «enttäuscht», im ersten Moment sei man konsterniert gewesen, wurden doch andere Vorgehensweisen teilweise ebenfalls schriftlich abgemacht. Dennoch akzeptiere der Schlittschuhclub diesen Entscheid und ziehe sich deshalb aus der Projektierung eines neuen Stadions zurück, erklärten die Verantwortlichen. Die Arena Oberaargau AG, deren Zweck die Planung und Realisierung eines Eisstadions in Langenthal ist, werde vorerst auf Stand-by bestehen bleiben, aber nicht weiter operativ tätig sein.

Stillstand – an mehreren Orten
Dass die drohende Verlängerung des Zeithorizontes beim SCL sauer aufstösst, ist verständlich. Langenthal wird in naher Zukunft der einzige Nationalliga-Verein mit einem nicht nationalligatauglichen Stadion sein, der zugleich noch kein Bauvorhaben greifbar vor sich hat. Selbst in Ambri-Piotta werden nach jahrelanger Debatte in naher Zukunft die Bauarbeiten beginnen, damit eine neue Eishalle entstehen kann. Der SC Langenthal ist damit gezwungen, eine neue Strategie zu erarbeiten, wie er das langfristige Überleben des Clubs sichern will. Dabei ist einerseits ein Wegzug – beispielsweise nach Roggwil (Gugelmann-Areal) oder Huttwil (Campus Perspektiven) – nicht undenkbar, genauso aber droht auch ein Rückzug in sportlich tiefere Ligen, um den Fortbestand des SCL zu sichern. Das ist nicht zuletzt so, weil laut Anliker weder Herzblut noch Leidenschaft für den Eishockeysport von Seiten von der Verwaltung und der Politik spürbar sei. «Langenthal hat seit Jahren politische Probleme», bemängelt Anliker. An vielen Orten herrsche Stillstand, so beispielsweise beim Altersheim, der alten Mühle oder dem Kunstrasenfeld vom FC Langenthal. «Ich warte seit 15 Jahren auf diesen Entscheid. Jetzt muss es endlich Go oder No Go heis-sen.» Die Art und Weise wie die Stadt handle sei «lächerlich».
Der SC Langenthal will sich nun fortan auf sein Kerngeschäft konzentrieren und sich aus infrastrukturellen Themen raushalten. Das gilt auch für die Problematik im Schoren (siehe Kasten), erklärten die Verantwortlichen des Eishockeyclubs weiter. Die Forderung an die Stadt wurde aber klar formuliert: Der SCL verlangt eine Eissportstrategie und Investitionen im Bereich Infrastruktur, die ein Überleben im nationalen Spitzensport ermöglichen. «Das ist keine freudige Botschaft, sie kann aber auch eine Chance sein», kommentierte Gian Kämpf. Man wolle nun vorwärts schauen, denn, wenn die Stadt das Eisstadion weiterhin will, sei dieses auch realisierbar, sagte Stephan Anliker. Dass die Stadt am Tag darauf (siehe Bericht unten) das Vorhaben weiter unterstützt, lässt durchaus die Hoffnung zu, dass es beim Thema Eisstadionneubau doch noch ein Happy End für Langenthal geben könnte. Wichtig ist jetzt nur noch, dass die Realisierungsdauer nicht zu lange ausfällt, damit der SC Langenthal sein Fortbestehen in der zweithöchsten Schweizer Eishockeyliga sicherstellen kann.

Von Leroy Ryser