• Die Weiden auch oberhalb von Huttwil werden dürr – sie geben kaum noch Futter ab. Landwirte müssen nicht selten zufüttern und/oder sogar Futter kaufen.Bilder: ljw

09.08.2018
Emmental

Trockenheit macht der Landwirtschaft zu schaffen

Die allgemeine Trockenheit betrifft die Landwirtschaft besonders stark. Zwar gibt es Regionen in der Schweiz, die noch weit mehr unter der Dürre leiden als das Emmental und der Oberaargau. Die braunen Weiden und Hänge weisen aber auch hier auf die kritische Situation hin. Der Berner Bauernverband hat einige Tipps für betroffene Landwirte herausgegeben.

EMMENTAL/OBERAARGAU · Wo nicht bewässert werden kann, ist kaum noch ein Pflanzenwachstum feststellbar, respektive die Wiesen und Weiden verdorren unter Hitze, Trockenheit und Wind. Die Bäume leiden; die Laubbäume werden braun. Die verheissungsvolle Apfel- und Birnenernte gerät in Gefahr, weil die Früchte nicht mehr weiterwachsen und grün von den Bäumen fallen. 

Die Wasserknappheit erlaubt jedoch nur noch minimales, gezieltes Bewässern. In Teilen der Schweiz ist es ganz verboten. Laut Tipps des Berner Bauernverbands soll wenn immer möglich während den kühleren Stunden bewässert und der Wind mitberücksichtigt werden. 

Zwangsläufig wird auch im Kanton Bern mancherorts das Futter für Kühe und Rinder knapp. Betriebe müssen bereits heute zufüttern. Das vorzeitige Beweiden aufgrund der extremen Trockenheit von extensiv genutzten Wiesen (EXWI) und wenig intensiv genutzten Wiesen (WIGM) kann auf Gesuch hin erlaubt werden. Das Gesuchsformular kann der Abteilung Naturförderung (ANF) zugestellt werden. Ein Gesuch braucht die Unterschrift der Erhebungsstelle, und es müssen pro beweidetes Element mindestens zehn Prozent der Fläche unbeweidet bleiben. Ein frühzeitiger Schnitt ist nicht möglich. Das Gesuch für die vorzeitige Beweidung von extensiv und wenig intensiv genutzten Wiesen kostet nichts; es kann auf bernerbauern.ch heruntergeladen werden. 

Plätze für Tiere oder Futterbörse

Nicht alle Regionen sind gleich stark von der Dürre betroffen. Laut dem Berner Bauernverband gibt es einige Alpen und Betriebe, welche eine genügende Futterbasis haben und sich bereit erklären, Tieren aus anderen Betrieben einen Platz auf bestimmte Zeit anzubieten. 

Auf der Homepage des Verbands bernerbauern.ch können freie Plätze für Rindvieh eingetragen werden. Alle interessierten Betriebe können sich selber über die freien Plätze informieren. Das Sekretariat des Berner Bauernverbands nimmt auch Anmeldungen unter info@bernerbauern.ch und telefonisch auf 031 938 22 22 entgegen. 

Der Berner Bauern Verband gestaltet die Aktion einfach und unbürokratisch. Er übernimmt allerdings keinerlei Haftung oder Kosten. Ebenfalls sind auf der Homepage aktuelle Futterangebote zu finden oder es können solche platziert werden. Alle Mitglieder vom Berner Bauern Verband können ihre Futterangebote gratis eingeben. Für Nicht-Mitglieder wird eine Gebühr von 20 Franken erhoben. 

Schlachtviehpreise unter Druck

Allen Bemühungen zum Trotz – die Dürre macht sich auch auf den Schlachtviehmärkten bemerkbar. Die Abnehmer haben sich in den vergangenen Tagen dazu entschieden, nur noch angemeldetes Vieh für die Schlachtung anzunehmen und zu verarbeiten. Daher empfiehlt der Bauernverband, für das derzeitig nicht angemeldete (Schlacht)-Vieh eine anderweitige Lösung zu suchen, da die Schlachtviehpreise stark unter Druck geraten werden. 

Eine Verbesserung der Situation ist abgesehen von den prognostizierten tieferen Temperaturen nicht in Sicht.

bernerbauern.ch

Von Liselotte Jost-Zürcher