• Luca Wyss (links) und Robin Nyffeler spielen von klein auf gemeinsam Eishockey. Was in Huttwil begann, soll in der nächsten Saison vorerst in Langenthal gipfeln.Bild: Leroy Ryser

11.08.2018
Sport

«Wir wollen nicht einfach nur aufs Matchblatt»

Begonnen haben sie beide im Bambini-Alter beim EHC Napf in der Juniorenabteilung, im Jahr 2009 wechselten sie gemeinsam zum SC Langenthal. Nach der mehrjährigen Zwischenstation auf höchstem Juniorenlevel bei den SCL Tigers stehen nun beide an der Türe zur NLB. Beim SC Langenthal wollen die beiden Sandkastenfreunde Luca Wyss und Robin Nyffeler gemeinsam den Durchbruch zum Profi-Eishockeyspieler schaffen. Die Aussichten dafür sind für die beiden Stürmer durchaus positiv.

 

EISHOCKEY · Beide sind 19 Jahre alt, beide haben gemeinsam beim EHC Napf ihre ersten Schritte auf dem Eis erlebt und beide spielten in den letzten Jahren als Tempostürmer in den Top-Juniorenligen bei den SCL Tigers eine wichtige Rolle. Von Kindesbeinen an sind die beiden Oberaargauer Robin Nyffeler und Luca Wyss befreundet, heute gehen sie gemeinsam in die Ferien, unternehmen Ausflüge am Wochenende und vor allem: Sitzen nebeneinander in der Kabine des Swiss-League-Teams SC Langenthal. Wahrlich haben die Sandkastenfreunde derzeit beste Aussichten, um die Türe zur professionellen Eishockeykarriere ganz weit aufzustossen. Und das auch noch gemeinsam. «Es ist schon speziell, dass wir diesen Weg bis hierhin gemeinsam gehen konnten», sind sich die beiden einig. Gerade jetzt, wo es in die möglicherweise entscheidende Phase in ihren Karrieren geht, ist dies auch ein Vorteil. «Im Sommertraining haben wir uns gegenseitig gepusht. Wenn auf dem Eis etwas passiert, können wir uns gegenseitig loben oder kritisieren», sagt Wyss, während Nyffeler scherzend anhängt: «Oder zumindest ein bisschen sticheln.» 

Konkurrenzkampf in der Nationalliga B hin oder her, Nyffeler und Wyss werden wie bis zuletzt auch die nächsten Schritte in ihrer Karriere gemeinsam erleben wollen.

«Verstehen uns blind»

Begonnen haben die beiden Sturmtalente aus unterschiedlichen Gründen, aber zum selben Zeitpunkt. Während Luca Wyss’ Vater Markus einst beim SC Langenthal in der NLB spielte und später beim EHC Napf als Trainer engagiert war, nahm er seinen Sohn mit in die Trainings. Schon früh schien damit der Weg von Luca vorgezeichnet. Robin Nyffeler dagegen, könnte man meinen, habe einen schwierigen Start gehabt. Als er mit seinen Eltern nämlich einst Zuschauer einer Massenschlägerei bei einem U-Nationalmannschaftsspiel in Huttwil war, meinte seine Mutter schockiert, dass ihre Kinder nie Eishockey spielen werden. «Heute spielen wir alle drei», lacht Robin Nyffeler, dessen Vater ihm die Sportart mit mehreren Matchbesuchen beim EHC Napf schmackhaft gemacht hatte.

Nach nur einem Training in der Hockeyschule in Huttwil durften die beiden schon bei den Bambinis antreten. «Wir konnten Schlittschuhlaufen», sagt Luca Wyss und begründet damit die erste, frühe Beförderung. Danach ging alles schnell, vor allem auch, weil das der Spielstil der beiden Freunde ist. Laufstark, aufsässig und torgefährlich – in etwa mit diesen Attributen brausten die beiden in der Folge zuerst durch die Juniorenabteilung von Napf, dann durch jene von Langenthal und zuletzt durch jene von Langnau. Wyss spielte dabei meist als Flügelstürmer, Nyffeler als Mittel- oder Flügelstürmer. «Wir haben eigentlich immer zusammengespielt und verstehen uns auf dem Eis mittlerweile blind», sagt Luca Wyss. Jeder weiss, wo der andere steht. Das verleiht Sicherheit und Selbstvertrauen.

Harmonie auf und neben dem Eis

Die Frage, wer denn der bessere Spieler ist, wollen die beiden indes nicht so recht beantworten. Überzeugt von ihrem Kollegen sind aber beide. Das zeigt sich in der Antwort von Luca Wyss, ob er denn immer überzeugt von den Qualitäten seines Sandkastenfreundes war: «Ja klar, er hat schon immer viele Tore geschossen. Er war schon immer gut.» Nyffeler derweil muss zwar grinsen, gibt das Lob aber sofort zurück: «Du hast mir schliesslich auch alle Tore vorbereitet.» Beide nicken, beide lachen. Selbst bei einem Interview harmoniert das Duo, als trage es Schlittschuhe und stünde auf dem Eis. 

«In Langnau wollte uns der Trainer auseinandernehmen. Irgendwann musste er nachgeben. Im ersten Spiel zusammen haben wir prompt vier der fünf Tore geschossen», erinnert sich Wyss. Noch habe der Übungsleiter damals aber nicht aufgegeben. «Gegen Davos», erinnert sich Nyffeler, «haben wir dann noch einmal getrennt gestartet. Sieben Minuten vor Schluss, beim Stand von 1:4 hat er uns dann zusammen laufen lassen. Wir haben 5:4 gewonnen – danach musste er uns fast zusammen aufstellen.» Auf jene Jahre in Langnau blicken die beiden gerne zurück. Nach den Spielen seien sie jeweils die letzten gewesen, die noch vor Ort waren, bis ihre Väter die Kabine enterten und die Söhne beinahe an den Haaren herausziehen mussten. «Wir haben das Kabinenleben genossen. Wir haben diskutiert, lange geduscht, gesungen. Was Freunde so machen», scherzen die beiden. Wahrlich sei es gut möglich, dass das im Schoren nicht ändert. Anstelle der Väter – Wyss und Nyffeler können beide Auto fahren – dürfte nun aber eher Staff-Chef Jürg Hegi die beiden Kumpels aus der Dusche jagen.

Unterschiede auf internationaler Stufe

Einzig auf internationaler Ebene führte die Männerfreundschaft nicht immer zum gemeinsamem Erfolg. Zuerst stand der Huttwiler Robin Nyffeler stärker in der Gunst der Junioren-Nati-Trainer, mittlerweile hat der Melchnauer Luca Wyss eher Vorteile. Auch in der diesjährigen Sommerpause war lediglich Wyss im Aufgebot der U-20, für die nahende Weltmeisterschaft hat er deshalb die besseren Karten. «Natürlich wäre ich auch gerne dabei. Ich werde alles dafür tun, dass ich es noch schaffe. Aber ich freue mich sehr für ihn», zeigt sich Nyffeler sportlich. Auch wenn es aktuell schwierig erscheint, hofft selbst Wyss darauf, dass Nyffeler in Vancouver dabei sein wird. Der Konkurrenzkampf rückt erneut in den Hintergrund.

Daneben gilt der Fokus natürlich auch dem SC Langenthal, von welchem beide sagen, dass es längst ihr Herzensverein geworden ist. Als Melchnauer sei das immer schon so gewesen, als Huttwiler war zuerst Napf im Fokus, längst aber ist es Gelb-Blau. «Wir wollen hier Schritt für Schritt besser und wichtiger werden», sagen beide. Anders formuliert bedeutet dies: Während der Start in die neue Saison für Wyss und Nyffeler wohl in der vierten Linie erfolgen wird, soll sich das möglichst bald nach vorne verbessern. «Danach ist für uns beide die U-20-WM ein Ziel, und ebenso toll wäre natürlich der Meistertitel mit dem SCL.» Beides wäre die Erfüllung eines Traums, gerade im Schoren Meister zu werden, wäre für sie als ehemalige Fans ein grosses Ding. «Nur schon im Kader dieser Mannschaft zu sein ist toll. Wir spielen bei einem Top-B-Team und nicht etwa bei einem Farmteam», sagt Robin Nyffeler. Mit Spielern wie Stefan Tschannen zu trainieren sei besonders zu Beginn speziell gewesen. Da könne man viel abschauen und viel lernen. Gerade als junger Spieler profitiert man davon immens. «Im Match macht er Dinge, die ich mich nie trauen würde», sagt Luca Wyss begeistert, «beispielsweise das Air-Hook-Tor gegen Olten», hängt Nyffeler schwärmend an. Zudem gebe es viele Spieler, die mit Tipps nicht etwa sparen. Nico Dünner sei eine

grosse Hilfe, oft spricht dieser mit den jungen Spielern und gibt Hinweise in unterschiedlichen Situationen weiter. Ebenso sei Philipp Rytz selbst als Verteidiger eine sehr wichtige Unterstützung. «Ihn kann man fragen, was einen Verteidiger nervt. Es hilft uns, auch diese Seite zu sehen», sagt Wyss. Auf der anderen Seite sind Spieler wie beispielsweise Giacomo Dal Pian eher ruhig und eher auf sich selbst fokussiert. Alles in allem ist es aber ein grosser Profit, bei einem Team mit starken Spielern mittun zu können, sind die beiden 19-Jährigen überzeugt.

Das neue Erstlinien-Duo?

Dereinst wollen Luca Wyss und Robin Nyffeler selbst solche prägenden Figuren sein – vielleicht sogar beim SC Langenthal. «Es gibt schon Träume und Visionen», beginnt Robin Nyffeler, ehe er zu seinem Kollegen blickt und seine nächsten Worte formuliert: «Und wer weiss, vielleicht sind wir einmal die Erstlinien-Spieler beim SC Langenthal.» Genial wäre dies, bestätigt Wyss. Natürlich sei auch die NLA noch ein Ziel, kaum weniger gross ist aber der Traum von einer grossen Rolle im Heimatverein Langenthal.

Robin Nyffeler und Luca Wyss sind Sandkastenkollegen, die einen fast identischen Weg hinter sich haben. Jetzt wollen sie mit ihrem Tempo und ihrer Aufsässigkeit gemeinsam bei den Profis für Furore sorgen. «Defensiv gut arbeiten ist wichtig», sind sich beide einig. Vieles werde anders sein als bei den Junioren in Langnau. Die Aufgaben, die Eiszeit, die Verantwortung – damit hätten sie aber kein Problem. Und dennoch: «Wir wollen nicht einfach nur aufs Matchblatt, damit wir drauf stehen», sagt Robin Nyffeler. Das erste Tor schiessen. Oder einen wichtigen Treffer für die Mannschaft beisteuern. Die Beförderung in die dritte Linie schaffen – davon träumen sie schon jetzt gemeinsam. Die Chancen dafür sind intakt, nicht zuletzt, weil das Kader des SC Langenthal dünn ist und Raum bietet für talentierte Spieler wie Wyss und Nyffeler. Mit ein wenig Geduld könnte damit durchaus eine neue Langenthaler Ära eingeleitet werden. Mit Luca Christen (Huttwil), Silvan Hess (Langenthal) und Luca Kiener (Bettenhausen) sowie Wyss und Nyffeler steht eine komplette Linie mit vielversprechenden Talenten aus dem Oberaargau kurz vor dem Durchbruch. Gemeinsam mit Dario Kummer (Langenthal) können die jungen Oberaargauer in wenigen Jahren vielleicht verantwortlich sein, wenn der SC Langenthal wieder Meister wird oder sogar in die NLA aufsteigt. 

Von Leroy Ryser