• Im Einsatz für die Frauen von morgen: Die Langenthalerin Beatrice Lüthi ist Co-Präsidentin von «BPW Switzerland» und Präsidentin des BPW-Clubs Langenthal-Huttwil. · Bild: Leroy Ryser

11.02.2021
Langenthal

Im Einsatz für die Frauen von morgen

Am 20. Februar machen Mitglieder der «Business & Professional Women Switzerland» (BPW Switzerland) in vielen Schweizer Städten und Gemeinden auf die nach wie vor fehlende Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Auch in unserer Region, denn hier existiert seit 1998 der BPW-Club Langenthal-Huttwil. «Es ist uns ein Anliegen, auf dieses Thema aufmerksam zu machen», sagt die Langenthalerin Beatrice Lüthi, Co-Präsidentin «BPW Switzerland» und zugleich Präsidentin des Clubs Langenthal-Huttwil.

Langenthal / Huttwil · «Nein, das Problem besteht nicht darin, dass Petra beim Anstellungsgespräch schlechter verhandelt als Urs und am Ende weniger Lohn erhält für die gleiche Arbeit», wehrt sich Beatrice Lüthi gegen ein weitverbreitetes Vorurteil beim Thema Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern. Die 57-jährige Fürsprecherin, die im Eidg. Finanzdepartement von Bundesrat Ueli Maurer arbeitet, macht vielmehr klar, dass es sich nach wie vor um ein strukturelles Problem handelt. «Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern hat in vielen Firmen nach wie vor System, und dagegen müssen wir etwas unternehmen», sagt die Langenthaler FDP-Stadträtin.
Beispielsweise am 20. Februar. An diesem Tag, dem sogenannten «Equal Pay Day» wollen die «Business & Professional Women Switzerland» (BPW Switzerland) schweizweit auf dieses Thema aufmerksam machen. Auch Beatrice Lüthi, die Co-Präsidentin von «BPW Switzerland» ist und zugleich auch den BPW-Club Langenthal-Hutt­wil präsidiert, will sich mit ihren rund 40 Mitgliedern ebenfalls an der Aktion beteiligen und in diversen Geschäften in der Region Langenthal-Huttwil Präsente und Infomaterial verteilen.

Lohngleichheit analysieren
Lüthi unterstellt den Firmenchefs bei der Lohnfrage keine bösen Absichten. Sie vermutet sogar, dass in vielen Firmen dieses Thema bislang keine besondere Beachtung fand. «Deshalb sind sich viele Chefs auch gar nicht bewusst, dass in ihrem Unternehmen signifikante Lohnunterschiede bestehen», glaubt sie. Aus diesem Grunde empfiehlt sie den Unternehmen, die Lohngleichheit in ihrem Betrieb analysieren zu lassen. Der Bund stellt dafür ein geeignetes Standard-Analyse-Tool zur Verfügung (www.ebg.admin.ch).
Nicht zuletzt deshalb findet jährlich der «Equal Pay Day» von «BPW Switzerland» statt. Dieser Tag markiert jeweils den Tag im Jahr, an welchem die Frauen, rein rechnerisch gesehen, ihren ersten Lohn erhalten. Oder anders formuliert: Bis zum 19. Februar 2021 müssen die Frauen arbeiten, um bei gleicher Arbeit den Jahreslohn 2020 eines Mannes zu verdienen, was bedeutet, dass viele Frauen in Betrieben jährlich rund 50 Tage gratis arbeiten. «BPW Switzerland» stützt sich bei der Berechnung des «Equal Pay Days» auf die Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik.

«Equal Pay Day» auch in der Region
Unter dem Motto «Unsere Vorgängerinnen haben das Heute gestaltet – wir gestalten das Morgen» steht der diesjährige «Equal Pay Day», der wegen der Corona-Pandemie nur in stark eingeschränkter Form zelebriert werden kann. Man sei aber froh, dass dennoch einige Geschäfte die Möglichkeit bieten würden, auf diesen Tag aufmerksam zu machen, ist Beatrice Lüthi erleichtert, «denn es ist wichtig, dass wir immer wieder auf dieses Thema hinweisen und wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen, denn wer nachlässt, wird rasch in eine Ecke gedrängt, wo der Status Quo Einzug hält.» Seit über 100 Jahren machen Mitglieder von BPW weltweit auf die Frauenrechte aufmerksam. Die ersten BPW-Frauen schlossen sich 1919 in Kentucky (USA) zusammen. 1930 wurde in Genf von der amerikanischen Juristin Dr. Lena Madesin Phillips die «BPW International» gegründet. In einer politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeit hatte sie die Weitsicht, eine internationale Vereinigung von Berufsfrauen aus aller Welt zu bilden. Das Ziel war es, für Frauen eine bessere Zukunft zu schaffen, mit wirtschaftlicher Sicherheit und Unabhängigkeit sowie einem starken internationalen, nationalen und lokalen Beziehungsnetz. Neben den USA zählten England, Frankreich, Italien, Kanada und Österreich zu den Gründungsländern.

Mehr Mitglieder erwünscht
Die Geschichte von «BPW Switzerland» ist eng verflochten mit dem Kampf für das Frauenstimmrecht, die Gleichberechtigung und die Frauenförderung im Berufsleben. 1947 wurde im Zürcher Hotel Königsstuhl im Beisein von 29 Frauen «BPW Switzerland» gegründet. Heute gibt es BPW-Clubs in mehr als 100 Ländern weltweit, mit rund 30 000 Mitgliedern.
Am 23. März 1998 wurde auf Initiative von Kathrin Mathys und Beatrice Keck der BPW-Club Langenthal-Huttwil gegründet. Aktuell zählt der Club rund 40 Frauen aus dem Grossraum Oberaargau. Im Schnitt einmal pro Monat treffen sich die Mitglieder zu einem Anlass, der aus Referaten, Networking, Firmenbesuchen und weiteren Aktivitäten besteht. Als Clublokal dient das Restaurant Bären in Madiswil. Beatrice Lüthi ist seit 2005 Mitglied des Clubs, dem sie nun seit einem Jahr sogar als Präsidentin vorsteht. Sie sei von einer Kollegin auf diese Organisation aufmerksam gemacht worden, erwähnt sie. «Als ich davon hörte, wusste ich sofort, dass ich da hingehöre», gibt sie lachend zu verstehen.
Beatrice Lüthi wünscht sich für die Zukunft einen Zuwachs an weiteren interessierten Frauen, weil sie der Meinung ist, dass auch in unserer Region die Frauenförderung in Betrieben über Steigerungspotenzial verfügt. «Dass nicht mehr Frauen in Betrieben Führungspositionen bekleiden, liegt auch daran, dass diese oft bereits im mittleren Kader fehlen. Es ist deshalb wichtig, dass wir Voraussetzungen schaffen, dass Frauen die gleichen Karrierechancen erhalten wie Männer, dass sie von Weiterbildungsmöglichkeiten profitieren können, und nicht zuletzt müssen wir verhindern, dass sie wegen der Nichtvereinbarkeit von Familie und Beruf ihr Pensum reduzieren.»
Abschliessend hält die Präsidentin des BPW-Clubs Langenthal-Huttwil fest: «Trotz allem haben wir schon viel erreicht, auch in unserer Region, verfügen wir doch über einige Frauen, die in grossen, renommierten Unternehmen Führungspositionen bekleiden», erwähnt Beatrice Lüthi und weist beispielsweise auf ihre Namensvetterin bei den Lüthi Aufzügen im Lindenholz hin, aber auch auf Danielle Quaile (Girsberger, Bützberg), Anja Russo (Anytech, Huttwil) oder Monique Regenass (Motorex, Langenthal). Sie sei stolz auf diese Frauen und ihre Geschichte, lobte Beatrice Lüthi deren berufliches Engagement.

Von Walter Ryser