• Theaterdirektor Reto Lang (rechts) neben Christian Häni von der Berner Band Halunken. · Bild: Hans Mathys

19.12.2016
Langenthal

«100 Jahre Stadttheater» – Feier in der Kälte

Das Stadttheater Langenthal wurde am Samstag exakt 100-jährig. An einer gelungenen Feier im Freien würdigte Stadtpräsident Thomas Rufener den damaligen Gönner Arnold Geiser. Die Berner Band Halunken heizte die Stimmung an.

«Das Stadttheater Langenthal ist 100 Jahre alt. Eine gewaltige, imposante Zahl», rief Theaterdirektor Reto Lang bei der Begrüssung den rund 200 Unentwegten zu, die trotz Kälte auf der für diese Geburtstagsfeier abgesperrten Jurastrasse zwischen Glaspalast und Theater der Dinge harrten, die da kommen würden.
Tausende Aufführungen und Abschlussfeiern von Schulen hätten hier hinter den rund einen Meter dicken Mauern im Verlaufe der vergangenen 100 Jahre stattgefunden, so Lang, der Einzelheiten des Festaktes vom 17. Dezember 1916 erzählte. Die Langenthalerinnen und Langenthaler könnten stolz sein, ein solch schönes Stadttheater zu besitzen. Dies sei für eine Stadt mit gut 15 600 Einwohnern – vor 100 Jahren war es ein Dorf mit 6000 Einwohnern – alles andere als selbstverständlich.   
Die Berner Band Halunken, bekannt auch vom Gurten-Festival, sorgte – in einem offenen Zelt spielend – mit
heissen Rhythmen dafür, dass das Publikum nicht zu gefrieren drohte. Christian Häni, Kopf der Band, hielt die Feiernden mit witzigen Sprüchen bei Laune. So forderte er primär alle Falsch- und Schlechtsänger zum Singen auf, ehe er dann den Einsatz für die guten Sängerinnen und Sänger gab. Im Kampf gegen die eisigen Temperaturen erwies sich auch rhythmisches Klatschen als nützlich.

Leben, Tod und sehr viel Geld
Andere fanden die nötige Wärme bei dem offerierten Glühwein. Dies gleich in doppelter Hinsicht – trinkend und die Hände am heissen Becher wärmend. Jetzt kam der Ende Jahr abtretende Langenthaler Stadtpräsident Thomas Rufener zu Christian Häni auf die Bühne. Was Stapi Rufener erzählte, hörte sich wie ein spannender Krimi an, weil es vor rund 100 Jahren um sehr viel Geld ging, der Geldsegen aber an zwei Bedingungen geknüpft war. Rufener bezeichnete Arnold Geiser, den damaligen Stadtbaumeister von Zürich und Burger Langenthals – er lebte von 1844 bis 1909 – als «Erzeuger» für die Geburt des Theaters. Geiser war ledig und hatte keine Erben. So solle die Einwohnergemeinde Langenthal, die er als Haupterbin einsetzte, einen «Konzert- und Theatersaal» bauen.
Baubeginn müsse spätestens fünf Jahre nach Geisers Tod sein und der Bau müsse bereits zwei Jahre später eingeweiht sein. Geiser starb am Heiligen Abend 1909. Zum letztmöglichen Zeitpunkt – am 24. Dezember 1914 – begann man mit dem Bau, nachdem dieser kurz zuvor, am 2. November 1914, von der Gemeindeversammlung abgesegnet worden war. Die Frist für den Bau – zwei Jahre – konnte knapp eingehalten werden, denn am 17. Dezember 1916 wurde der Konzert- und Theatersaal feierlich eröffnet. Rufener verwies auf die Kriegswirren – Erster Weltkrieg – rund um die Schweiz.
Er verglich einst mit jetzt und hielt fest, dass heute ein Bauvorhaben des dazu nötigen Baubewilligungsverfahrens wegen nicht so rasch zu realisieren wäre. Das Vermächtnis Geisers betrug 100 000 Franken, was wohl umgerechnet auf heute mit Faktor 35 multipliziert werden müsste. Auch Spenden sind eingegangen. Die Gemeinde Langenthal musste noch 63 000 Franken beisteuern.
«Zum Geburtstag viel Glück, liebes Stadttheater Langenthal», spielten und sangen nun die Halunken. Das Publikum – zumeist mit einer vor Kälte schützenden Mütze auf dem Kopf – stimmte mit ein.
Auf der Nordseite beim neuen Eingang des altehrwürdigen Musentempels, der seit Mai 2016 saniert wird, gab es eine eindrückliche Lichtshow zu bestaunen.
Abwechselnd erstrahlten Fassade und Fenster. Dabei leuchtete zur Freude des Publikums mehrmals die Zahl 100 auf: 100 Jahre Stadttheater Langenthal signalisierend.

Geburtstagssong als Höhepunkt
Neben den mit viel Applaus quittierten Reden von Reto Lang und Thomas Rufener bildete der vom Langenthaler Slam-Poeten Valerio Moser getextete, von den Halunken gespielte und gesungene Geburtstagssong den Höhepunkt dieser 100-Jahr-Feier für die «alte Dame, die einer Verjüngungskur unterzogen wird» und Ende 2017 in neuem Glanz wiedereröffnet wird. «Öppe imene Johr geits los», schrie Theaterdirektor Lang gut gelaunt und euphorisch ins Mikrophon. Valerio Mosers Text, Strophe 5: «Mir Langethaler si scho es eifachs Vouk. Mängisch bruchts e Frömde, wo ir Heimat bout, damit me hie der Wärt vor Kultur vürsteit – und sithär wird d’Kultur vo däm Huus us treit.» Strophe 6: «Es Huus für Theater, das Huus isch e Pracht. Für Vereine und Schuele isches ou gmacht. So viu Inszenierige, so viu Projekt, so viu zum gseh, wöu so viu dinne steckt.» Strophe 7: «So viu Emotione, so viu cha entstoh. Aui wo wei, chöi uf d’Bühni cho. U luegsch lieber zue, de geit das dänk oh, u no meh isch möglech wius wird witer goh.» Strophe 8: «Und all das, wo bishär so guet isch gsi, wird nomou nöi, mir löh üs druf ih, dass die Bühni no mängi Inszenierige treit und ds Stadttheater ou i Zuekunft besteit.»
Nach 75 Minuten war das Fest zum 100. Geburtstag beendet. «Ihr seid das geilste Publikum hier in Langenthal. Ich sage das zwar immer, aber diesmal stimmt es», verabschiedeten sich Halunke Christian Häni mit Band.

Von Hans Mathys