125-Jahr-Jubiläum als grosser Höhepunkt für die Dorbäckerei Schär
Vor zwei Monaten feierten Heinz und Ursula Schär das 125-jährige Bestehen ihrer Dorfbäckerei in Ursenbach. Die beiden bezeichnen diesen Anlass als absoluten Höhepunkt ihres beruflichen Schaffens. «Wir haben uns riesig gefreut über die vielen Reaktionen unserer Kunden und Gäste», betonen die beiden, die auf der Suche nach einem Nachfolger sind, damit die Dorfbäckerei erhalten bleibt.
Ursenbach · Zwei Tage lang stand die Dorfbäckerei Schär in Ursenbach und mit ihr die beiden Inhaber Ursula und Heinz Schär im Mittelpunkt. Zahlreiche Gäste, Kunden und die ganze Dorfbevölkerung feierten zusammen mit dem Inhaber-Paar das 125-Jahr-Jubiläum der Dorfbäckerei. «Für uns war das ein absolutes Highlight», erinnert sich Ursula Schär gerne an den Anlass zurück. Ihr Mann Heinz ergänzt: «Wir waren überwältigt, dass so viele Leute gekommen sind und mit uns gefeiert haben.» Überwältigend seien auch die Reaktionen der Gäste gewesen, betonen die beiden. «Wir haben unzählige Glückwünsche und wunderschöne Feedbacks erhalten», zeigte sich Ursula Schär gerührt.
Seit 125 Jahren betreibt die Familie Schär in Ursenbach eine Bäckerei. Nach Ausbildungsjahren kehrte Heinz Schär mit seiner jungen Familie 1992 in den elterlichen Betrieb nach Ursenbach zurück, den er vorerst zusammen mit seinem Bruder Hanspeter übernahm. Es zeigte sich jedoch, dass der Betrieb für zwei Familien zu klein war. Hanspeter fand auswärts eine Stelle und zog weg. Ursula und Heinz Schär übernahmen anschliessend den Betrieb, den sie seit 1995 gemeinsam führen. Eine weitere Generation Schär wird es in der Dorfbäckerei aber nicht mehr geben, familienintern hat niemand Interesse an der Weiterführung des Betriebes, auch die beiden Töchter der heutigen Inhaber nicht. Natürlich hofft der 62-jährige Bäckermeister, dass sich ein externer Nachfolger finden lässt. «Ich habe praktisch mein ganzes Leben in dieser Bäckerei verbracht. Das ist mein Lebenswerk», macht Heinz Schär klar, was ihm dieser Betrieb bedeutet und weshalb es sein sehnlichster Wunsch ist, dass die Bäckerei weitergeführt wird.
Betrieb vorerst weiterführen
Gleichzeitig ist er sich aber auch bewusst, dass dieses Unterfangen nicht einfach zu realisieren ist. «Ich bin jedoch überzeugt, dass man mit einer Bäckerei in Ursenbach auch in Zukunft überleben kann, aber dies erfordert ein gewisses Engagement», gibt er die Hoffnung nicht auf, obwohl er weiss, dass Aufwand und Ertrag bei einer Dorfbäckerei vermutlich nicht dem entsprechen, was sich ein Unternehmer-Paar heute vorstellt. Noch ist es aber nicht so weit. Die beiden sind sich einig, dass sie den Betrieb noch ein paar Jahre weiterführen werden, sollte es mit einem Nachfolger in den nächsten ein, zwei Jahren nicht klappen.
Zumindest können die beiden bereits jetzt mit Stolz und Genugtuung auf das bislang letzte Kapitel in der 125-jährigen Geschichte der Dorfbäckerei zurückblicken. Trotz einigen Hochs und Tiefs sei es gelungen, den Betrieb über 100 Jahre am Leben zu erhalten, und er habe gesamthaft ein schönes und erfülltes Berufsleben absolvieren dürfen, betont Heinz Schär. Dabei erinnert er sich, wie er bereits als Kind nach der Schule in der Backstube ausgeholfen hat. Das angrenzende Restaurant Kreuz, ebenfalls im Besitz der Familie Schär (aber verpachtet), sei das Wohnzimmer gewesen. Weil er quasi in der Bäckerei aufwuchs, sei es naheliegend gewesen, dass auch er Bäcker gelernt habe. Die Lehre absolvierte er in Huttwil bei der Bäckerei Lienhard.
Nach der Lehre arbeitete er vorerst sieben Jahre im elterlichen Betrieb. Er habe damals aber auch den Wunsch verspürt, noch weitere Erfahrungen in anderen Betrieben zu sammeln, blickt Heinz Schär zurück. So arbeitete er in der Folge im Bäckereibetrieb Nyffeler in Aarwangen, wo er auch die Meisterprüfung absolvierte, danach auch noch während 14 Monaten in einem Bäckereibetrieb in Zofingen.
Seit 125 Jahren Holzofen-Brot
1995 kehrte er zusammen mit seiner Frau Ursula und den beiden Töchtern in den elterlichen Betrieb nach Ursenbach zurück, den er übernahm, nachdem seine Geschwister andere berufliche Pläne verfolgten. Beim Blick zurück stellt er mit einer gewissen Ernüchterung fest, dass zwischen der Dorfbäckerei von damals und heute ein gewaltiger Unterschied besteht. Damals, als er noch zu Schule ging, gab es noch zwei Bäckereien im Dorf. Aber auch einen Schuhladen, mehrere Detaillistengeschäfte, Restaurants und einen Eisenwarenladen. «Man hat im Dorf alles erhalten, es war gar nicht erforderlich, auswärts einkaufen zu gehen», erinnert sich Heinz Schär.
Die Anforderungen an den Bäcker seien im Laufe der Zeit stetig gewachsen. So seien heute, neben den Broten und Backwaren, auch viele andere Angebote gefragt, beispielsweise Sandwiches für Handwerker, andere Berufsleute sowie für die Tagesausflügler, die anhalten und sich mit Proviant eindecken würden. Aber auch Fleischwaren, Salate und Gemüse werden in der Bäckerei angeboten. Spezialaufträge und das Oster- und Weihnachtsgeschäft sind weitere wichtige Standbeine. Geblieben ist das Holzofen-Brot, das sich in all den 125 Jahren im Angebot befand. Und vielleicht noch weitere Jahre im Angebot befinden wird. Er sei bereit, einem Nachfolger in der Startphase helfend und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, erwähnt Heinz Schär. Idealerweise einem jungen Paar, das sich hier etwas aufbauen möchte.
Von Walter Ryser