15 Jahre Herzblut für das «Ice Rock»-Festival
Das dreitägige «Ice Rock»-Festival in Wasen machte seinem Namen alle Ehre. Zum 15-Jahr-Jubiläum herrschten eisige Verhältnisse. Für Wärme sorgte das mit unglaublichem Herzblut wirkende Organisationsteam und die Bands, allen voran die Melodicrocker «Treat» aus Schweden.
Wasen · Was mit Herzblut und Bescheidenheit Jahr für Jahr möglich ist, zelebriert das Team des Rock- und Metal-Festivals «Ice Rock» in Wasen. Seit 15 Jahren wird in einem alten Wagenschopf eines Bauern direkt neben der Hornbach-Pinte wenige Tage nach dem Jahreswechsel an mehreren Abenden gerockt, was die Holzschindeln der urchigen Lokalität hergeben.
Etwas für die Region bieten
Mit der Idee, der Region eine mehrtägige Rockmusikveranstaltung zu bieten, begann die Geschichte von «Ice Rock» 2003 beschaulich und vorwiegend mit Bands aus der Umgebung. «Es kam vor, dass ich in die eigene Hosentasche greifen musste, damit wir rauskamen», erinnert sich Fritz Gerber, die Seele des Insiderfestivals. Matchentscheidend, dass «Ice Rock» das 15-Jahr-Jubiläum feiern durfte, war die neunte Auflage. «Damals verzichteten alle auftretenden Bands auf ihre Gage, was es uns ermöglichte, weiterzufahren», erzählt «Fridu» Gerber. Zum 10-Jahr-Jubiläum ein Jahr später spielte die bekannte Truber Rockband «Shakra» grandios auf – vor ausverkauftem Holzschopf. «Dies war die Wende. Nun war etwas mehr Geld vorhanden. Wir wagten den internationalen Schritt und engagierten Bands aus dem Norden», berichtet Gerber. Auf einmal standen im beschaulichen Wasen im Emmental Hardrockbands mit auf der ganzen Welt bekannten Namen auf der Bühne. Das «Ice Rock» wurde bei den Liebhabern dieser Stilrichtung über Grenzen hinaus bekannt.
«Mittlerweile stammt unser Publikum zu zwei Drittel aus Deutschland und anderen Ländern und zu einem Drittel aus der Schweiz.» Einerseits ist dies eine grosse Anerkennung, wenn Fans über Tausend Kilometer Anreise in Kauf nehmen, um am Kultfestival in Wasen dabei zu sein. Anderseits stimmt es «Fridu» Gerber auch traurig: «Wenn es in 15 Jahren etwas gibt, was ich bedauere, mich enttäuscht, dann die Tatsache, dass die Leute aus der Region das Ice Rock kaum oder gar nicht beachten.» Gemäss dem 53-jährigen umtriebigen Hansdampf in allen Gassen waren an der Jubiläumsaustragung von Donnerstag bis Samstag vielleicht 20 Leute aus dem Raum Wasen/Sumiswald/Huttwil unter den Besuchern… «Ice Rock» ist jedes Jahr eine grosse Familienzusammenkunft, die Liebhaber der Musikrichtung treffen sich. «Von den 1000 Leuten, die bei der Auflage 2017 anwesend waren, kannte ich 950», verrät Gerber, der mit seinen Bühnenansagen bereits Kultstatus erlangt hat.
Schulterklopfer für viel Herzblut
In 15 Jahren sind viele Bands gekommen und wieder gegangen. «Mein absolutes Highlight war der Auftritt von Morgana Lefay.» Die Heavy-Metal-Truppe aus Schweden spielte 2015 in Wasen. Gerber sass nach dem Auftritt hinter dem Wagenschopf. «I ha vor Fröid gränet wine Schlosshung», schwelgt Gerber in Erinnerungen. «Aber jedes Jahr gibt es wunderbare Momente. Unglaublich schön ist es, wenn das Organisationsteam für den grossen Frondienst unzählige Schulterklopfer des Publikums und sogar von Bands entgegen nehmen darf.» Noch nie hat ein OK-Mitglied einen Rappen erhalten. Viel wichtiger ist dem «Ice Rock»-Team, ein anständiges Helferfest (das zehnköpfige Bar- und Küchenteam steht beispielsweise drei Rocknächte lang nonstop im Einsatz) auf die Beine zu stellen, um Dankeschön zu sagen und, wenn noch möglich, einen Batzen für die nächste Austragung auf die Seite zu legen. «Es geht uns nicht ums Geldmachen», sagt Gerber.
«Treat» als Jubiläumshighlight
Die Jubiläumsausgabe war in vielerlei Hinsicht speziell. «Noch nie war es so kalt. Am Freitag haben wir hinter dem Schopf Minus 22 Grad gemessen. Wir mussten sogar den Kühlwagen heizen, damit das Getränk darin nicht gefriert.» «Ice Rock» wurde seinem Namen am Geburtstag vollauf gerecht. 14 Bands spielten 2017 auf, darunter «Skansis» aus Weier. Die Hauptacts waren «Treshold» aus England und «Treat» aus Schweden. Die beste Stimmung schafften die Melodicrocker «Treat». In den 80er-Jahren mit Welterfolg pfefferten die in die Jahre gekommenen Stockholmer ihre Hits um die Ohren der dankbaren Fans. Der 60-jährige Frontman Robert Ernlund intonierte Hits wie «Get you on the run», «Skies of Mongolia», «Party all over», «Conspiracy», «Papertiger» oder das finale «World of promises» mit bestechender Sicherheit und – was so gut zum ländlichen Festival passte – mit Freude und Bescheidenheit. Lautstarker Jubel, das Mitsingen aller Songs und kräftiger Applaus waren der verdiente Lohn des Publikums. «Ice Rock» 2018 kann kommen, oder? «Jetz müesse mer afe mou Batzeli zöue», sagt «Fridu» Gerber, um lachend zu ergänzen: «Natürlich geht es weiter – es muss, denn das Forum sowie die Gasthäuser Riedbad, Hornbach und Bären sind im Januar 2018 durch ausländische «Ice Rock»-Besucher bereits ausgebucht…»
Gut zu wissen
Das «Ice Rock»-Team: Fridu Gerber (Master of Rock), Jan Gerber (Vize-Präsident), Marco Forster (Marketing, Booking, DJ), Lea Gerber (Buchhaltung, Vorverkauf, Bar), Lea Haussener (Bar), Nathalie Furrer (Küche), Bide Fuhrer (Küche), Florian Gfeller (Aufbau, Getränke).
Infos: www.ice-rock.ch
Von Stefan Leuenberger