150 Jahre Schule Hofmatt wird gross gefeiert
Am 15. und 16. Juni feiert die Sek Huttwil ihr 150-jähriges Bestehen. Die Jugendlichen sollen das Jubiläum intensiv miterleben können. Aus diesem Grund ruhen die üblichen Stundenpläne für zwei Tage und die Schülerinnen und Schüler können sich an kreativen Workshops vielfältig ausleben. Am 15. Juni ist der offizielle Festakt für geladene Gäste geplant und am Freitag, 16. Juni, findet ein grosses öffentliches Fest statt, an dem unter vielem anderem die Resultate der Workshops gezeigt werden.
Huttwil · «Es ist eine besondere Ehre, bei einem solchen Jubiläum dabei zu sein!», sagt Lukas Flückiger, der Gesamtschulleiter. Und fährt fort: «Wenn man sich vorstellt, wie viele Generationen hier zur Schule gegangen sind, dann werde ich schon etwas ‹andächtig›.» Und so waren auch die Überlegungen, wie die Feier gestaltet werden sollte, nicht von heute auf morgen abgeschlossen: «Uns war wichtig, einerseits die Ressourcen der Beteiligten sorgfältig einzusetzen und gleichzeitig ein Fest zu veranstalten, das uns lange in Erinnerung bleiben wird.» So wird die rund 1000 erwarteten Besucherinnen und Besucher am Fest viel Kreativität erwarten, was eine der vielen Kompetenzen sei, die in der Schule gefördert werden. Ein verstecktes Motto sei «in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken». «Ich freue mich besonders auf die vielen verschiedenen Beiträge: Vom Geschichtenerzähler über viele Schülerbeiträge bis zu einem national bekannten Überraschungsgast wird es viele Highlights geben. Und am Freitag erwarte ich etwas zwischen gemütlicher Schulfestatmosphäre und Festivalstimmung», verrät Lukas Flückiger in freudiger Erwartung. Die Schülerinnen und Schüler werden an den beiden Kreativ- und Festtagen (hurra, keine Schule!) Workshops wie «Aus alt mach neu», «Sing the Song», Tanz, Graffiti und vielen mehr, besuchen. Einige Resultate werden anschliessend am Freitag am öffentlichen Fest gezeigt. Man darf gespannt sein, was die Jugendlichen in den zwei Tagen erschaffen werden.
Bewegende Geschichte der Schule
Die Geschichte der Schule Huttwil ist bewegend: Eingemietet in einem Privathaus folgte 1820 das Schulhaus in Nyffel und 1824 jenes in Schwarzenbach. Der Unterricht im Städtli wurde 1834 durch den Brand abrupt unterbrochen. Die Gemeinde errichtete am Standort der heutigen Polizeiwache ein grosszügiges Schulhaus, welches bald aus allen Nähten platzte. Ein weiterer Neubau, das heutige Städtli-Schulhaus, brachte ab 1898 Abhilfe. Die Nachfrage nach weitergehender Bildung war in Huttwil seit längerem Thema. Zu Beginn der 1840er-Jahre entstand in der alten Krone eine private Sekundarschule, welche nach vier Jahren in Folge Geldmangels wieder eingestellt werden musste. Mit einer Gemeinde-Oberschule, welche am 21. Juli 1873 an der Gemeindeversammlung beschlossen wurde, wurde dieser Verlust aufgefangen und die heutige Sek Huttwil wurde somit vor 150 Jahren geboren.
Der Unterricht begann damals mit 61 Jugendlichen und zwei Lehrern, aufgeteilt in zwei Klassen. 1897 wurde eine dritte Klasse eröffnet, 1903 eine vierte. Und wieder wurde der Platz knapp. 1911 entschied sich die zuständige Kommission für den Standort Hofmatt. 1912 wurden die Bauarbeiten in Angriff genommen und im Jahr 1914 mit massiven Kostenüberschreitungen vollendet. Die Eröffnung einer fünften Klasse musste hart umkämpft werden und wurde nach wiederholter Ablehnung an der Gemeindeversammlung 1918 doch noch Wirklichkeit. 1951 beschloss Huttwil im Einvernehmen mit den Verbandsgemeinden einen Um- und Erweiterungsbau in der Hofmatt, der für mindestens acht Klassen ausgelegt war.
Ab dem Schuljahr 1971/1972 wurde an der Schule Hofmatt zehn Sekundarschulen unterrichtet, eine Entwicklung, die sich für die 100-Jahr-Feier 1973 sehen lassen durfte. In drei Sanierungsetappen erhielt die Hofmatt 2005 bis 2009 ihr nächstes Upgrade, um den neuen zunehmenden Anforderungen an die Schulen gerecht zu werden. Der Klassentrakt wurde baulich saniert und auf zwölf grössere Klassenzimmer erweitert. Somit bot die Hofmatt fortan Platz für Sekundar- und Realklassen der drei Oberstufen-Jahrgänge und firmiert seither nicht mehr als Sekundarschule, sondern als Oberstufenschule Hofmatt. Aktuell werden rund 270 Schülerinnen und Schüler von 30 Lehrpersonen unterrichtet. Und schon wieder wird der Platz an der Schule knapp. «Die Bevölkerung von 0 bis 20 Jahren hat sich in Huttwil von 2011 bis 2021 verdoppelt. Deshalb ist eine Arbeitsgruppe der Gemeinde intensiv daran, die Schulraumplanung voranzutreiben. Im August 2023 werden zuerst die Lehrpersonen und anschliessend die Bevölkerung über die Resultate informiert», erklärt Lukas Flückiger zum Thema. Doch nicht nur der Platz für die Schülerinnen und Schüler wird knapp, auch der Lehrermangel macht sich bemerkbar. So wird denn auch im Einblick und Ausblick der Festbroschüre für die 150-Jahr-Feier beschrieben, dass bereits 1973 bei der 100-Jahr-Feier der herrschende Lehrermangel beklagt wurde. «Heute ist der Lehrermangel vor allem auf die Pensionierung der starken ‹Baby-Boomer-Generation› zurückzuführen. Gleichzeitig kommen geburtenstarke Jahrgänge in die Volksschule. Und drittens sind die Lektionentafeln aufgrund des neuen Lehrplans angepasst worden. Diese Kombination der Gründe führt zu einer Knappheit. Der Lehrermangel in den 70er-Jahren mag direkt mit dem heutigen Lehrermangel zusammenhängen: In den 70er-Jahren kamen die Lehrpersonen, die heute pensioniert werden, als Schülerinnen und Schüler zur Schule», erklärt Flückiger.
Bestimmungen aus dem Jahre 1901
Im «Reglement der Sekundarschule Huttwyl» war niedergeschrieben, wer in die Sekundarschule aufgenommen werden konnte und wie hoch das zu entrichtende Schulgeld war. So konnte jeder Schüler aufgenommen werden, der das vierte Primarschuljahr zurückgelegt hatte und die entsprechende Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Das Schulgeld betrug 28 Franken pro Jahr für Schüler mit Wohnsitz in der Gemeinde Huttwil und 40 Franken für Schüler mit Wohnsitz ausserhalb der Gemeinde. Zudem hatte jeder Schüler eine Eintrittsgebühr von fünf Franken zu entrichten. Die Schulkommission konnte Freiplätze für begabte Kinder von unbemittelten Eltern bewilligen. Auch die Disziplin war niedergeschrieben: Jedem Schüler wird anständiges Betragen, Gehorsam, Fleiss, Wahrhaftigkeit und Ordnungsliebe zur ernsten Pflicht gemacht. Die Schule darf ohne zwingende Gründe nicht versäumt werden. Über entschuldbare Absenzen entscheiden die Lehrer, unentschuldbare Schulversäumnisse werden mit 5 Cents pro Stunde bestraft. Vor über 200 Jahren ging die Schule im Allgemeinen noch einmal etwas anders vonstatten. Da berichtete etwa Jacob Flückiger, ein ehemaliger 67-jähriger Leinenweber, der die Schülerinnen und Schüler im «Stetli Huttwyl» 1799 unterrichtete: «Von diesen Kindern kommen bald mehrere bald wenigere in die Schule, niemahls aber durchaus alle.» Zu der Zeit wurden in drei Klassen im Sommer während täglich drei Stunden, zur Winterzeit während fünf Stunden unterrichtet. Heute läuft das schon ein wenig anders. Dazu der Gesamtschulleiter: «Mir ist es wichtig, dass die Schule ein Ort ist, wo angstfreies Lernen einfach fällt und der natürliche Wissensdurst der Kinder gefördert wird. Die Jugendlichen sollen am Ende der Schulzeit bestens auf die spätere Ausbildungszeit vorbereitet sein.» Im letzten Jahr hätten sie mit dem Fairplay-Projekt (der «UE» berichtete) gemeinsame Werte ausgearbeitet. Diese sollen den Kindern Sicherheit und Vertrauen geben und gleichzeitig eine Richtschnur bieten, an der man sich orientieren könne. Die Aussage «es gibt Dinge, die man muss und Dinge, die man darf», bringe vieles davon auf den Punkt. Flückiger: «Die Freude an den Kolleginnen und Kollegen, am Lernen von neuen Dingen, am Musizieren oder Gestalten, an Fehlern, die einen weiterbringen, und die Freude an einem grossen Fest wie jetzt, soll immer wieder spürbar sein!»
Gut zu wissen
150-Jahr-Feier Schule Hofmatt Donnerstag, 15. Juni, Hofmattstrasse 5, Huttwil, Anlass für geladene Gäste: Türöffnung 18.30 Uhr. Freitag, 16. Juni, Öffentliches Fest: Türöffnung 18 Uhr.
Von Marianne Ruch