25 Jahre Öpfuböimli: Eine Institution mit Herz
Die Bewohnenden, Mitarbeitenden und Verantwortlichen vom bekannten Wohnheim Öpfuböimli, Nyffel, Huttwil, dürfen in diesem Jahr das Jubiläum «25 Jahre Öpfuböimli» feiern. Mit dem Jubiläumsfest am 22. Juni wird die Bevölkerung eingeladen, gemeinsam mitzufeiern. Dies zuerst am Standort Rohrbach bei der Wohngruppe Rohrbach, danach am Standort in Nyffel mit einem offiziellen Festakt. Die Betreuung mit Herz in einer bunten Familie, die fröhlich miteinander unterwegs ist, zeichnet das Öpfuböimli aus. In den vergangenen 25 Jahren haben sich viele Menschen mit grossem Engagement für das Wohnheim eingesetzt.
Das Zitat von Martin Luther «Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen» inspirierte damals die Gründerin Barbara Bröhl für den Namen der Institution. In der Zeit des Bestehens gab es aus vielen «Blüten» auch schöne, erfolgreiche «Früchte». Das Öpfuböimli gibt seinen Bewohnenden den Raum für Wachstum, Entwicklung und Geborgenheit. Die Mitarbeitenden handeln mit Respekt, Fairness, Mitgefühl und sind sich ihrer Verantwortung bewusst. «Es hat sich seit der Gründung viel geändert, nicht zuletzt im Bereich der Digitalisierung und doch ist das familiäre Zuhause geblieben», stellt Heimleiter Bjørn Marti fest.
Das Projekt wird ein schönes Wohnheim
Barbara und Hanspeter Bröhl, seit 1970 verheiratet, gründeten 1977 mit ihren beiden Söhnen eine Grossfamilie. Fünf Pflegekinder, wovon eine behinderte Tochter, fanden ein geborgenes Daheim. Zwölf Jahre später standen alle Jugendlichen in der Berufswelt und das Ehepaar Bröhl war ebenfalls in Institutionen im sozialen Bereich tätig. Ab 1996 wurde eine Wohnfamilie mit acht behinderten Erwachsenen in Huttwil realisiert. Fast zeitgleich absolvierte Barbara Bröhl den Kaderkurs im schweizerischen Heimverband IAP, Zürich. Ebenfalls ab 1997 wurde das Projekt rund um das alte Schulhaus Nyffel gestartet. Das Ziel war, ein neues Wohnheim für behinderte Erwachsene zu realisieren. Dazu sollten Beschäftigungsräume und -plätze für extern wohnende Behinderte realisiert werden. Ein Entlastungs-Ferienbett, Gartengestaltung, Tierhaltung und Barrierefreiheit waren Themen, die forderten. Ein Betriebskonzept musste ebenso erstellt werden. Das Wohnheim war damals nicht subventionsberechtigt und konnte so von Bund und Kanton auch keine Beiträge erwarten. Grosse Arbeit wurde in allen Bereichen von den Beteiligten geleistet, von der Planung, dem Umbau, bis zur Finanzierung. Nach grossen Anstrengungen wurde am 27. Juli 1999 die Stiftung Wohnheim Öpfuböimli gegründet. Acht Stifter leisteten den Betrag von 50 000 Franken als benötigtes Startkapital, dazu gab es bereits damals viele Spenden. Ein Stiftungsrat wurde gewählt, als erster Präsident Werner Lüthi. Ihm folgte 2009 Ulrich Anliker und seit 2023 ist Manfred Loosli Stiftungsratspräsident. Viele wichtige Personen haben sich seit der Gründung mit grossem Engagement im Stiftungsrat eingesetzt.
Ein gelungener Start und drei Heimleitungen
Am 1. November 2000 erfolgte der geglückte Start als Wohnheim Öpfu-böimli im umgebauten Schulhaus Nyffel mit sechs Bewohnenden und sieben Mitarbeitenden. Von da an gab es jedes Jahr diverse Entwicklungen und auch einige einschneidende Herausforderungen. Schon 2004 wurde die Stiftung vom Kanton anerkannt und hatte dadurch Anrecht auf Subventionen und Steuerbefreiung. Eine Aussenwohngruppe wurde 2001 in Nyffel realisiert, und diese zog 2016 nach Rohrbach, eine «Wärchstube» gab es für einige Jahre am Brunnenplatz und die neuen Heimbusse wurden jeweils mit Sponsoring in die Tat umgesetzt. In einer Motion setzten sich auch die Grossräte aus der Region für das Wohnheim ein, die gesprochenen Beiträge reichten nicht. Es war ein langwieriger Prozess durch viele Instanzen, bis 2018 die Zusage um die Erhöhung der Beiträge von der zuständigen Kantonsbehörde kam (damals ALBA) und so das Wohnheim Öpfuböimli finanziell gerettet war. Aktuell gibt es im Öpfuböimli 13 Bewohnende und 32 Mitarbeitende, die mit rund 1400 Stellenprozenten jeden Tag versuchen, das Beste zum Wohle aller zu geben. Ein besonderes Ereignis war im September 2011, als der Wechsel der Heimleitung erfolgte. Gründerin Barbara Bröhl übergab die Aufgaben an Kurt Früh. Dieser verliess nach elf Jahren intensiver Arbeit seinen Posten auf 1. November 2022. Seit diesem Zeitpunkt hat Bjørn Marti aktuell die Heimleitung.
Stand heute und die Umsetzung der Subjektfinanzierung
Die Stiftung Wohnheim Öpfuböimli ist mit insgesamt 13 Wohnplätzen immer noch an zwei Standorten Wohn- und Beschäftigungsstätte für Erwachsene mit Behinderungen. In der Wohngruppe in Rohrbach sind es vier Plätze, am Standort im alten Schulhaus Nyffel haben neun Personen ihr Zuhause. Im Jubiläumsjahr wird die Umsetzung der Subjektfinanzierung endlich Wirklichkeit und bringt neue Herausforderungen. Seit 1. Januar 2024 ist das neue BLG (Behindertenleistungsgesetz) in Kraft. Die neue Finanzierung ist angelehnt an die UN BRK (Behindertenkonvention der UNO), welche die Schweiz vor zehn Jahren ratifiziert hat. Diese wird nun in einer Übergangszeit von vier Jahren im Kanton Bern umgesetzt. Das Öpfuböimli ist im Kanton Bern die erste Institution für kognitive Beeinträchtigte, die auf den 1. April in die neue Finanzierung (Subjektfinanzierung) überführt ist. Dies geschieht im engen Austausch mit den zuständigen kantonalen Stellen. Dieser Prozess ist aufwändig, denn es braucht das Umdenken, wie Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft dazugehören und daran teilhaben können. Die Kontakte zur Öffentlichkeit und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben trägt bei den Bewohnenden vom Öpfuböimli zur Lebensqualität bei. Trotz schwierigen Umständen für einige Menschen ist das Wohnheim ein wunderbares Daheim. «Für mich ist das Öpfuböimli so besonders, weil es verschiedenen Bewohnenden, von leichten Beeinträchtigungen bis zu intensiver Pflege, ein Zuhause bietet», sagt Bjørn Marti. Die wichtige Sozialinstitution ist gut eingebettet in der Region. Gemeinsam beschäftigen sich der Stiftungsrat und die Heimleitung mit der Frage, wie das Öpfuböimli in zehn Jahren aussehen soll. Dazu wurden unter anderem Menschen aus der Region, Mitarbeitende, Bewohnende und deren Familien befragt. Die verschiedenen Statements sind nun gesammelt und sollen mithelfen, den Weg in die Zukunft zu gehen. Die vergleichsweise kleine Institution wird von sehr motivierten Menschen mit grossem persönlichen Einsatz geleitet. Ein Team betreut jede Bewohnerin und jeden Bewohner entsprechend den individuellen Bedürfnissen im Daheim im Öpfuböimli. Das Wohnheim Öpfuböimli geniesst seit 25 Jahren viel Wohlwollen und Sympathien in der Bevölkerung, ist im Oberaargau und Emmental stark verankert. «Es ist unser Ziel, durch das Öpfuböimli in der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Ein Teil davon ist das Zusammenleben mit unserer guten Nachbarschaft», sagt Bjørn Marti dankbar. Auch nach einem Vierteljahrhundert ist die Motivation für einen erfolgreichen Weitergang in die Zukunft bei allen Beteiligten ungebrochen.
Von Barbara Heiniger/PR