• Das erste Lehrstellenforum der Schulen Rüegsau und Lützelflüh hatte auch Nischenberufe wie den Steinmetz zu bieten. · Bilder: Marion Heiniger

  • Am Stand der Naturdrogerie Emmental AG konnte mit Cremes und Düften gearbeitet werden.

  • Zwei Auszubildende betreuten den Stand der Metzgerei Gygax.

  • Nach Plan gingen die interessierten Jugendlichen bei der Probst Elektro GmbH vor und versuchten, Stecker gemäss Schaltplan richtig einzustecken.

  • Der Landgasthof Rössli aus Schafhausen stellte den Beruf Koch/Köchin vor.

30.01.2024
Emmental

30 Firmen stellten über 40 Berufe vor

Zum ersten Mal fand in den Turnhallen der Schulen Rüegsau das Lehrstellenforum Brandis statt. 30 Gewerbebetriebe haben den rund 300 Schülerinnen und Schülern über 40 Berufe vorgestellt. Die Jugendlichen erhielten an diesem Tag die ­Möglichkeit, potenzielle Berufe zu erkunden, auszuprobieren und Fragen zu stellen. So wurden Bratwürste hergestellt, Blutdruck gemessen oder sich hinter das Steuer eines Lastwagens gesetzt.

Rüegsau · Am ersten Lehrstellenforum der Schulen Rüegsau herrschte eine ruhige Atmosphäre. Gestaffelt begaben sich die Jugendlichen der achten Klassen und diejenigen der neunten Klassen, welche bisher noch keine berufliche Anschlusslösung gefunden haben, auf den Rundgang der beiden Ausstellungsräume. Am Vormittag die Schülerinnen und Schüler der Schule Lützelflüh, am Nachmittag diejenigen der Schulen Rüegsau. Organisiert wurde das Lehrstellenforum von den Schulen Rüegsau, der Schule Lützelflüh, dem Gewerbeverein Lützelflüh und dem Gewerbeverein Hasle-Rüegsau. Thomas Schmucki, Präsident des Gewerbevereins Lützelflüh, ist gerade in ein Gespräch mit dem Gesamtschulleiter der Schulen Rüegsau, Ulrich Hofer, vertieft. «Die Abstände zwischen den einzelnen Gruppen sind zu lang», erklärte der Gewerbler gerade. «Ja, wir müssen nächstes Jahr die Zeitspanne dazwischen verkürzen», erkannte auch Ulrich Hofer. Ansonsten waren die beiden Herren mit dem Anlass sehr zufrieden. Die Schülerinnen und Schüler wurden von den Lehrkräften instruiert, haben bereits im Vorfeld drei unterschiedliche Berufe herausgesucht und sich darauf vorbereitet. Die potenziellen Lehrmeister beantworteten dabei viele Fragen, räumten Vorurteile aus dem Weg und boten den interessier­-ten Jugendlichen eine Schnupperlehre
an. Gewerbevereinspräsident Thomas Schmucki stellte als einer der Inhaber der Leuenberger Metallbau AG, Lützelflüh, selbst am Forum aus und bot eine Berufsausbildung als Metallbauer EFZ oder Metallbaupraktiker EBA an. «Das Interesse war bisher aber nicht sehr gross», sagte der Metallbaumeister bedauernd. Mit nur wenig Nachfragen hatten auch die Berufe des Montageelektrikers oder des Elektroinstallateurs zu kämpfen. Der Geschäftsführer der Probst Elektro GmbH in Lützelflüh, Michael Schönholzer, erinnert sich, dass vor etwa zehn Jahren noch vier bis fünf Bewerbungen auf eine Lehrstelle eintrafen, heute seien es nur noch eine oder zwei.

Metzger hoch im Kurs
Die drei Schulkollegen Fabian, Livio und Nael haben die Gelegenheit genutzt und sich die Berufe Elektriker, Bäcker, Koch und Metzger etwas genauer angesehen. Welcher dieser Berufe hat ihnen am besten zugesagt? «Metzger», sagten sie fast gleichzeitig. «Uns gefällt es, mit Fleisch zu arbeiten und dass man danach sieht, was man gemacht hat», erklärten die drei Jungs. Die Metzgerei Gygax aus Lützelflüh freute sich über das grosse Interesse der Jugendlichen. «Bei uns am Stand kann man einen ‹Grillschnägg› machen und mit nach Hause nehmen. Niemand hatte bisher Berührungsängste», erklärte Anina Ruch, die als Zweitausbildung eine Metzgerlehre in Fachrichtung Verarbeitung macht. Ihr Lehrlingskollege Aviel Eberhardt nickte zustimmend. Er hatte sich in seiner Ausbildung für die Fachrichtung Veredelung entschieden. Gut besucht war auch der Stand der Bäckerei Meier
mit Hauptgeschäft in Hasle-Rüegsau. Zwei Berufe hatte die Lehrlingsverantwortliche Dunja Meier im Angebot: Detailhandelsfachfrau und Bäcker/Konditor. Während sich das Interesse für den Detailhandel klein hielt, war es für den Beruf des Bäckers/Konditors respektive der Bäckerin/Konditorin um einiges grösser. «Es ist ein sehr vielseitiger und abwechslungsreicher Beruf, man muss zwar früh aufstehen, hat dafür aber am Nachmittag schon früh Feierabend», hebt Dunja Meier die Vorzüge hervor. Um die Aufmerksamkeit auf sich und die Transportbranche zu ziehen, sprachen Martin Christen von der Mittelland Transport AG und Régis Lafranconi von der Camion Transport AG die Jugendlichen direkt an. Dennoch war die Neugier der Schülerinnen und Schüler am Beruf Strassentransportfachmann/-fachfrau oder Logistiker/Logistikerin eher verhalten.

Kreativberuf Steinmetz    
Als Nischenberuf kann man denje­nigen des Steinmetzes bezeichnen. Lehrstellen gibt es in Fachrichtung Bildhauerei, Industrie oder Bau und Renovation bei der Firma Salvisberg in Rüegsau. Nora Eberhard sass trotz verhaltenem Interesse der Jugendlichen gut gelaunt hinter dem Stand und gab allen bereitwillig Auskunft, die mehr über den Beruf des Steinmetzes wissen wollten. Die junge Dame ist selbst im zweiten Lehrjahr und hat sich für die Fachrichtung Bildhauerei entschieden. Drei Freundinnen aus der achten Klasse der Schulen Rüegsau haben sich den Kreativberuf Steinmetz genauer angesehen. Daneben waren sie aber auch beim Plättlileger und haben sich zusätzlich über eine Ausbildung als Fachfrau Gesundheit (FaGe) informiert. Während sich Alina und Sheryl schon fast für den Gesundheitsberuf entschieden haben, könnte sich Selina eine Ausbildung als Drogistin vorstellen. Steinmetz hingegen kam bei den drei Frauen nicht in die engere Auswahl. Als Mittelmässig bis gross bezeichnete die Spitex Region Lueg das Interesse der Jugendlichen. Zufrieden zeigten sich auch Danijel Mrsic und Katja Loosli von der bründler+Partner AG. «Das Interesse am Beruf des Plättlilegers oder der Plättlilegerin war zwar vorhanden, es hätte aber besser sein können, aber für das erste Mal war es gut», sind sich die beiden einig. Ungebrochen hingegen ist das Interesse an Berufen, die mit Holz zu tun haben, dementsprechend zufrieden zeigte sich die Firma Kühni aus Ramsei. Sie stellte am ersten Lehrstellenforum gleich fünf Lehrberufe vor: Kaufmann/Kauffrau, Zimmermann/Zimmerin, Zeichner/Zeichnerin Fachrichtung Architektur, Bodenleger/Bodenlegerin und Schreiner/Schreinerin. Am späteren Nachmittag fand das als interner Schulanlass geltende Lehrstellenforum sein offizielles Ende und wurde unter der Verantwortung der Gewerbevereine für die Öffentlichkeit geöffnet. Dieses Angebot nutzte unter anderem Julia Beer aus Lützelflüh, die mit ihren beiden Kindern durch die Gänge schlenderte. Ihre Tochter Leana Lynn (9. Klasse) hat bereits eine Lehrstelle als Fachfrau Betreuung in Fachrichtung Kind (FaBeK) auf sicher, ihr Sohn Quirin dagegen, er geht in die siebte Klasse, weiss noch nicht genau, in welche Richtung die Berufswahl gehen soll hat. «Ich denke aber eher an einen handwerklichen Beruf», verrät er am Schluss doch noch.

Von Marion Heiniger