449 Tage für den Zivilschutz im Einsatz
Spezial-Applaus für Ruth Blaser bei der Entlassungsfeier des Zivilschutzes Region Langenthal: Die 63-jährige Langenthalerin verlässt nach 449 Einsatztagen den Zivilschutz. Insgesamt wurden an diesem Abend zehn Personen aus dem Zivilschutz-Dienst entlassen.
Traditionsgemäss endet das Jahr des Zivilschutzes Region Langenthal mit der Entlassungs- und Ernennungsfeier. Der Langenthaler Gemeinderat Markus Gfeller (Ressort öffentliche Sicherheit) eröffnete den Anlass und erwähnte gleich zu Beginn, dass man nie wisse, wann man den Zivilschutz benötige. «Aber im Katastrophenfall sind wir sehr froh über diese Organisation, die auch während den ordentlichen Wiederholungskursen viele wertvolle Projekte realisiert, die der Allgemeinheit zu Gute kommen», betonte Gfeller.
Für zwei Personen war die Entlassungsfeier ein ganz besonderer Anlass. Stefan Schäfer, Kommandant des Zivilschutzes Region Langenthal, blickte auf sein erstes Jahr an der Spitze der Organisation zurück. Der 39-jährige Madiswiler zeigte sich rundum zufrieden mit seinem Einstand. Es sei ein spannendes Jahr gewesen, sagte er. Dabei habe er gewusst, dass es nicht einfach werden würde, seinen Vorgänger Urs Ammann zu ersetzen. Dieser hatte während vielen Jahren den Zivilschutz in der Region Langenthal aufgebaut, geprägt und zu einer angesehenen Institution entwickelt, die mittlerweile 17 Gemeinden umfasst.
Pensionäre begleitet und betreut
Schäfer, der mit der Übernahme des Kommandanten-Amtes zu Beginn des Jahres den Wechsel vom Banker zum vollberuflichen Zivilschützer vollzogen hat, sprach davon, dass ihm der Einstieg in das neue Metier nicht schwer gefallen sei, «weil ich bereits seit 17 Jahren der Organisation angehöre. So gesehen war mir der Zivilschutz Region Langenthal nicht fremd, und ich war auch den meisten Zivilschützern nicht fremd», bemerkte er lachend. Daher habe er seine Rolle schnell gefunden. Schäfer betonte, dass er eine tolle Organisation sowie ein kompetentes und motiviertes Kader angetroffen habe. «Dabei durfte ich erfreut zur Kenntnis nehmen, dass wir in allen Diensten über ein hohes Niveau verfügen», stellte er seinem Vorgänger ein gutes Zeugnis aus. Bereits im ersten Jahr habe er sich über viele kleine Highlights freuen dürfen. Ein Projekt habe dennoch herausgeragt, bemerkte Stefan Schäfer und erwähnte den Ausflug mit dem Alterszentrum Lotzwil. Dabei habe der Zivilschutz die Pensionäre begleitet und betreut. Für den Zivilschutz-Kommandanten eine erstklassige, realitätsnahe Übung. «Im Hinblick auf eine mögliche Evakuation eines Altersheimes stellte dieser Ausflug ein erstklassiges Übungsobjekt dar. Bei einem solchen Szenario sind nämlich in erster Linie Feingefühl und Menschlichkeit gefragt. Der Ausflug hat uns Gelegenheit geboten, den Umgang mit alten, betagten Leuten zu üben.»
Für Schäfer ist aber auch klar, dass es in Zukunft gilt, den hohen Standard zu halten und die Organisation weiter zu entwickeln. Man müsse jederzeit funktionstauglich sein. Ein grosses Anliegen ist es ihm, mit dem Zivilschutz sinnvolle Arbeiten zu verrichten. «Ich möchte dabei einen Ausbildungsnutzen sehen», sagt Stefan Schäfer, der bestrebt ist, das «Lebenswerk» von Urs Amman zu pflegen und weiterzuführen.
Nur ein Aufgebot vergessen
Speziellen Applaus gab es anschlies-send für Ruth Blaser, die nach sage und schreibe 449 geleisteten Diensttagen den Zivilschutz Ende November verlassen wird. Die heute 63-jährige Langenthalerin trat 1986 dem Zivilschutz in Langenthal bei, liess sich später zur Schutzraumchefin und zum Fourier ausbilden. Seit vielen Jahren arbeitete sie zudem auf der Geschäftsstelle des Zivilschutzes der Region Langenthal. Als sie angefangen habe, seien sämtliche Aufgebote für Ausbildungen und Kurse noch auf der Schreibmaschine erfasst worden, weil es damals auf der Zivilschutzstelle noch keinen Computer gab, erinnerte sich Ruth Blaser. Gerade diese Tätigkeit, die Organisation des gesamten Kurs- und Ausbildungswesens sowie die Einteilung der einzelnen Zivilschützer, habe ihr stets grossen Spass gemacht, erwähnte sie. Nur ein einziges Mal habe sie vergessen, die Zivilschützer für einen Rapport aufzubieten, weshalb der Kommandant beim Treffpunkt ganz alleine dagestanden habe, gab sie lachend zu verstehen. Speziell in Erinnerung geblieben sind ihr aber auch einige auswärtige Einsätze im Jura, am Brienzersee oder die diversen Nachtübungen. Hier habe man die Zivilschützer richtig kennengelernt und gemerkt, wie der einzelne wirklich «ticke». Gleichzeitig habe man bei diesen Einsätzen immer auch viele lustige Momente erlebt.
Von Walter Ryser