50 Jahre beim selben Arbeitgeber
Am 1. April 1969 nahm der Walterswiler Werner Thomann bei Fritz Käser, Schweinevermarktung und ebenfalls in Walterswil, die Arbeit als Chauffeur auf. Es war kein Aprilscherz – 50 Jahre lang ist Werner Thomann bei seinem Arbeitgeber ein- und ausgegangen, hat meist Vollzeit, zuweilen auch Teilzeit gearbeitet. Bis heute springt er als Aushilfe ein, wenn «Not am Mann» ist, längstens allerdings bei Fritz Käsers Sohn, der Bruno Käser AG.
Walterswil · Rund 800 000 km zeigte der Kilometerzähler des letzten Lastwagens an, den Werner Thomann als «sein» Fahrzeug chauffierte. «Insgesamt müssen es gute drei Millionen Kilometer sein, die ich in den 50 Jahren gefahren bin, eher mehr», sagt er im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Geht man von drei Millionen aus, wäre er vergleichsweise über 68-mal auf dem Äquator um die Welt gefahren. Unfallfrei. Hie und da habe es höchstens ein bisschen Blechschaden gegeben, stellt er fest.
Mit gemästeten Schweinen fuhr er vor allem nach Basel, Balsthal, Sursee, oft auch ins Welschland. Oder dann waren es Ferkel, die er in der Region oder ebenfalls in der Nord- und Westschweiz zu den Kunden führte. Genauso sicher und schlank wie er seine grossen Gefährte über mehr oder weniger befahrene Strassen lenkte, schlug er sich mit bescheidenen Französischkenntnissen auch bei den welschen Kunden durch. «Irgendwie bini gäng düre cho», meint er.
Man hatte ihn überall gern, den «Thome Werner», der immer zu einem Spass bereit war, geduldig mit den Tieren umging, sich mit Freude hinter das Lenkrad setzte. Oft begannen seine Touren dann, wenn andere Leute sich schlafen legten; mitten in der Nacht. Es habe ihm nichts ausgemacht, erzählt er. Mittags war er jeweils wieder zu Hause. Das habe ihm gedient, um «dieses und jenes» im und ums Haus herum zu erledigen. Im Winter war es manchmal hart. Früher noch mehr. Da gab es mehr und länger Schnee, und es wurde oft sehr kalt. Schneeketten montieren, wieder entfernen – kalte, schmerzende Finger inbegriffen. «Wenn es mir verleidete, dachte ich jeweils, der Sommer komme dann schon wieder.» Manchmal war es wegen den verschneiten Wegen unmöglich, zu den Höfen zu gelangen. So wurden die gemästeten Schweine zum Lastwagen oder die Ferkel zu den Ställen getrieben. «Ich fuhr jeweils rückwärts in den Zufahrtsweg soweit es ging. Die Tiere konnten wegen den hohen Schneemauern nicht ausbrechen. So ging das Laden oder Einstallen problemlos.»
Geschäftsgründung mit Pferd und Bockwagen
Am 1. April 1969 nahm Werner Thomann bei Fritz Käser als Chauffeur die Arbeit auf. Fritz Käser hatte seinen Schweinehandel in den 1950er-Jahren mit Pferd und Bockwagen gegründet. Inzwischen wurden die Schweine mit einem Lieferwagen geführt. Anfangs der 1970er-Jahre fragte er den jungen Chauffeur, ob er die Lastwagenprüfung absolvieren wolle. Fritz Käser beabsichtigte, einen solchen anzuschaffen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für Werner Thomann. Damals waren die Wege und Strasse noch weniger gut ausgebaut, allerdings auch viel weniger stark befahren. Die Technik in den schweren Fahrzeugen war weit weniger fortgeschritten und automatisiert als heute. 1982 gab Werner Thomann den Fahrdienst auf, um vermehrt auf dem elterlichen Bauernheimet mithelfen zu können. Aushilfsweise war er trotzdem oft in der Walterswiler «Stampfe», arbeitete in der Mühle, fütterte die Schweine (damals führte Fritz Käser nebst der Schweine-Vermarktung sowohl einen Mühlebetrieb als auch eine Schweinemast).
1994/95, er fütterte damals die Schweine, musste sein Vater die Landwirtschaft aufgeben. Werner Thomann entschied sich, den Kleinbauernbetrieb nicht weiterzuführen und setzte nun wieder voll auf den Fahrdienst. Inzwischen hatte mit Bruno Käser und seiner Frau Christine Käser die zweite Generation den Betrieb übernommen.
Als Werner Thomann pensioniert worden wäre, war dies für ihn kein Grund «aufzuhören». Zuerst noch im Vollpensum fuhr er weiter.
Später teilte er sich mehrere Jahre lang die Chauffeur-Stelle mit einem jungen Walterswiler Bauernsohn. Letzten Herbst gab er die Anstellung auf, füllte aber weiterhin die Lücke, wenn eine Aushilfe nötig war.
Eben erst hat er den Schlüssel abgegeben – für unbestimmte Zeit. «Momou, Ushiuf macheni de scho no», meint er zufrieden. Nicht mit dem neusten, modernen LKW. Mit diesem wollte er sich nicht mehr vertraut machen. Aber mit dem «gewöhnlichen».
Nebenbei bemerkt er, dass sowohl Fritz Käser als später auch Bruno Käser stets darauf geachtet hätten, die Fahrzeuge nicht zu lange zu halten und rechtzeitig wieder gegen modernere einzutauschen, sicherheits- und fortschrittbewusst wie in allen Bereichen des Geschäfts. Die Mitarbeitenden haben es ihnen gedankt: Die meisten sind, wie Werner Thomann, bei ihnen pensioniert worden. Aber 50 Jahre – das hat ausser dem aktuellen «Jubilar» keiner geschafft.
Liselotte Jost-Zürcher