• Naturschützer und Ornithologe Franz Blank war einer der Initianten des «Naturschutzgebietes Schlossweiher». · Bilder: Ueli Duppenthaler

  • Das Schloss Sumiswald spiegelt sich in seinem Weiher wider.

  • Blässhuhn mit Küken.

  • Ein Werk von Franz Blank: Eiserner Vogel.

  • Das Naturparadies umfasst fünf Hektaren.

30.06.2022
Emmental

50 Jahre Naturschutzgebiet Schlossweiher

Dank fünf beherzten Naturfreunden konnte vor 50 Jahren der damalige Spittelweiher gerettet und als «Naturschutzgebiet Schlossweiher» unter den Schutz des Staates gestellt werden. Einer der Initianten war Franz Blank, der im Jubiläumsjahr mit Genugtuung auf sein damaliges Engagement zurückblickt.

Sumiswald · Etwas versteckt hinter dem weither--um sichtbaren Schloss Sumiswald schlummert ein kleines aber sehenswertes Naturparadies vor sich hin. Das Naturschutzgebiet Schlossweiher befindet sich auf dem Grund des Schlossgutes und ist somit im Eigentum der Einwohnergemeinde Sumiswald. Die seit einem halben Jahrhundert geschützte Landschaft mit einer offenen Stillwasserfläche mit Gehölzsaum, einer kleinen Insel und einem naturnah bestockten Bachlauf wird ganzjährig von einigen Wasservögeln bevölkert. Die äussere Zone des Schutzgebietes wird landwirtschaftlich extensiv als Weide genutzt.

Mutige Initianten
Was sich heute dem stillen Betrachter bietet, ist keine Selbstverständlichkeit. In einer Zeit als Natur- und Umweltschutz zwar von vielen bodenständigen Bauern gelebt wurde, aber für die Obrigkeit ein untergeordnetes Thema war, hatten es die Initianten schwer, sich für ihr Anliegen zu exponieren. Denn die jahrhundertelang gepflegte Kulturlandschaft mit der Durchmischung von Äckern und Hochstamm-Obstbäumen, Sträuchern, Hecken und Gräsern veränderte sich ab der Mitte des letzten Jahrhunderts in der Schweiz drastisch: Im Rahmen der von den Bundesbehörden subventionierten Obstbaum-Fällaktion wurden schweizweit über elf Millionen Hochstamm-Obstbäume gefällt. Damit wurden die genetischen Ressourcen alter Obstsorten und die wertvollen Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten vernichtet. Zu Flora und Fauna Sorge tragen lag nicht im Trend und wurde teilweise der wirtschaftlichen Entwicklung geopfert.

Parkplatz für Schiessanlage
Auch die Tage des Spittelweihers, wie der Schlossweiher damals genannt wurde, waren gezählt. Zuvor diente er jahrhundertelang als Wasserspeicher für die längst stillgelegte Ziegelei. Franz Blank, der einzige noch lebende Initiant, erinnert sich: «Im Zuge des Baus der neuen Schiessanlage sollte der Weiher aufgefüllt werden und zukünftig als Parkplatz dienen». Die Sumiswalder Persönlichkeiten Eugen Burkhard, Ernst Kramer, Franz Blank und Fritz Reist wollten mit der Unterstützung des damaligen Naturschutzinspektors Rolf Hauri aus Bern dieses Vorhaben verhindern und gelangten deshalb mit der Bitte an den Berner Regierungsrat, den Spittelweiher unter Naturschutz zu stellen. Die Initianten vertraten ein breites Spektrum der Bevölkerung: Vom Bahnmitarbeiter über den Baumeister und den Dorflehrer war alles vertreten.
Auch der Spittel-Verwalter, wie das Altersasyl im Schloss benannt wurde, war dabei. Schlussendlich fanden die Naturschützer und Ornithologen auch in der Gemeinde Zustimmung und im Jahre 1972 unterzeichnete der damalige Berner Forstdirektor, Regierungs- und Nationalrat Adolf Blaser, die Verfügung zur Errichtung des fünf Hektaren umfassenden «Naturschutzgebietes Schlossweiher Sumiswald». Mit Zustimmung aller Beteiligten konnte sogar eine kleine Insel geschaffen werden.

Vielfältiger Lebensraum
Auf dem Schlossweiher leben ganzjährig Enten. Im und um den Schlossweiher gibt es für die Naturfreunde vieles zu beobachten: Von den einheimischen Amphibien über die ständig hier lebenden Wild- und Stockenten bis zu den regelmässigen oder seltenen Gästen. Gemäss Franz Blank ist das Naturschutzgebiet auch ein beliebter Rastplatz und Aufenthaltsort für verschiedene Zugvögel. Der kundige Beobachter sah dort nebst den heimischen Enten auch schon Knäkenten. Einmalige Besuche von Spiessenten und weiteren Wasservögeln liessen das Herz des Ornithologen im Laufe der letzten 50 Jahre höher schlagen. Auch im Geäst rund um den Weiher herrscht reges Leben und verschiedene Vögel finden hier einen geschützten Brutplatz.

Getrübte Idylle
Die wunderschöne Idylle am Schlossweiher fand im Laufe der Jahre nicht nur Bewunderer. Sie wurde am Palmsonntag 1989 durch eine Ölverschmutzung gefährdet. Von einem in den Weiher geworfenen Militärkanister floss Altöl in das Gewässer. Mit einer Rettungsaktion von Feuerwehr, Polizei und Ornithologen wurde der Schaden in Grenzen gehalten. Die rechtzeitig alarmierten Wehrdienste errichteten eine Ölsperre, womit eine folgenschwere Gewässerverschmutzung verhindert werden konnte. Die Täterschaft wurde jedoch nie gefasst und verurteilt. 1991 konnte vor dem Weiher ein Kiessammler erstellt werden, der den Schlamm und das Gerölle des Steinweidbaches aufhält. Die Finanzierung erfolgte durch die Gemeinde Sumiswald und den Kanton Bern. Das Naturschutzgebiet ist auch ein Jagdbannbezirk. Der zuständige Wildhüter beobachtet und betreut das Gebiet und entscheidet, wann Menschenhand einzugreifen hat, damit der Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt in natürlicher Weise erhalten bleibt. In Abständen von einigen Jahren ist fachkundige Pflege notwendig. Dabei werden Wildhüter und Förster in der Regel von Freiwilligen unterstützt.
Der 78-jährige Franz Blank, der weitherum als Eisenplastiker bekannt ist, hält das Erbe der Initianten hoch. Die 1972 festgelegten Schutzbestimmungen sind ihm ein Anliegen: «Es wäre wünschenswert, wenn diese Regeln gemäss der Verfügung strikter eingehalten würden.» Jubiläumsaktivitäten sind gemäss seiner Aussage keine geplant und es ist den Spaziergängern überlassen, das Jubiläum in aller Stille zu begehen.

Von Ueli Duppenthaler