• Vater und Bandleader Peter «Pesche» Herzig (Mitte) mit Sohn Peter «Budi» Herzig (rechts).

  • Peter «Budi» Herzig (links), Gastauftritt mit der Bluesharp. · Bilder: Brigitte Meier

05.04.2019
Langenthal

50 Jahre Oldtime-Jazz mit der Longvalley Jazzband

Ihre Liebe zur Musik, der Swing und der Rhythmus sind die Leidenschaft der Longvalley Jazzband. Heuer feiern die nimmermüden Musiker ihr 50-Jahr-Jubiläum und sind dabei so jung geblieben wie der alte Jazz. Dank ihrer ansteckenden Spielfreude verbreitete sich der Dixie-Virus augenblicklich auf die rund 150 Konzertbesucher im Hotel Bären.

Passend zur stimmungsvollen Am-biance im alten Barocksaal eröffnet die Longvalley Jazzband ihr Jubi-läumskonzert mit «My old Kentucky home». In den antiken Spiegeln reflektiert sich das warme Licht der Kronleuchter und auf der Bühne swingt die siebenköpfige Formation mit Bandleader Peter «Pesche» Herzig (Posaune), Heinz Ruf (Trompete, Flügelhorn), Peter Bäriswyl (Klarinette, Saxofon), Peter Trösch (Piano), Manfred Suter (Banjo, Gitarre) Hans Georg Steiner (Bass) und Marc Eigenheer (Schlagzeug).

«Best of ...»
Energiegeladen und in blendender Spiellaune präsentiert die Band zunächst ein «Best of» aus sieben produzierten Tonträgern.
Auf der ersten Langspielplatte 1976 wurde «At the Jazzband Ball» aufgenommen. Die Mundartnummer «Niene geits so schön u luschtig wie bi üs im Ämmital» ist der wohl meist gespielte Titel und wurde 1999 auf CD verewigt. Er kommt im fäzzigen Dixiestil mit einer Jodeleinlage von Pesche Herzig daher. Gut gelaunt singt das Publikum mit, während Heinz Ruf keck einige Rumbaschritte macht. Schliesslich hat der Trompeter einst mit Posaunist Herzig Tanzmusik gespielt. Er gefällt mit seinem gefühlvollen Solo auf dem Flügelhorn «What a difference a day made». Eine Nummer, die seit Jamie Cullum auch bei der jüngeren Generation ein Begriff ist.
Zwischen den Titeln gibt der Bandleader humorvolle Anekdoten aus vergangenen Zeiten zum Besten. Etwa wie bei einer frühen Aufnahme das Klavier über eine Wendeltreppe in den Keller getragen werden musste. Oder als ein Tontechniker die legendären drei Tenöre in der Frontline als «Räuberchörli» bezeichnete und ihnen verwehrte, im Trio zu singen.

It’s Bluestime
Zu den Favoriten gehört «Yellow Bird», eine Big-Band-Nummer mit karibischen Einflüssen, die auf der Jubiläums-CD «40 Years – Let’s fäzz» eingespielt wurde. Komponiert von Duke Ellington ebenso wie «Creole Love Call», eine seiner schönsten Balladen. Der Auftritt von special guest Peter «Budi» Herzig war eine echte Attraktion. Mit der Mundharmonika sorgte der Sohn von Bandleader Herzig für groovigen Sound und das richtige Bluesfeeling.

50-jährige Erfolgsgeschichte
Mit ausgeliehenen Instrumenten der Wynauer Dorfmusik gründeten die drei Freunde Hene Ruf, Hanspi Bohnenblust und Pesche Herzig «The little Brassband» und später die «Oldtimers». Unter dem Namen «Los Parados» wurde auch Tanzmusik gemacht. Aber ihre Liebe galt schon immer dem alten Jazz. Begeistert hörten sie die ersten Shellackplatten mit Aufnahmen von Chris Barber und der Dutch Swing College Band.
1969 gründeten sie ihre eigene Dixie-Formation und proben seitdem in einem alten Kellergewölbe in Aarwangen. Als Vorläufer der Homepage wurde die «Band-Chronik» in Pesches «Milchbüechli» geführt.
Fein säuberlich sind Fotos, Zeitungsausschnitte und Inserate eingeklebt. Man findet sogar einen Artikel über das erste Konzert im November 1969 «anlässlich einer Matinee im damaligen Restaurant «Süessholzpintli» in Wynau. Seitdem ist ein halbes Jahrhundert vergangen und Peter Herzig und Heinz Ruf sind an über 1000 Konzerten zusammen auf der Bühne gestanden. Nachfolger von Gründungsmitglied Hanspeter Bohnenblust, der während 48 Jahren als Saxofonist und Klarinettist in der Original-Frontline gespielt hat, ist Peter Bäriswyl.
Als langjähriger Pianist sorgt Peter Trösch seit 1980 für virtuose Töne.

Konzertserie im Stadttheater und Benefizauftritte
Nach dem Langeten-Hochwasser konnte ein Konzert im damaligen Restaurant Kreuz nicht stattfinden. Ausnahmsweise erteilte die Theaterkommission die Bewilligung für ein einziges Gastspiel. Jazz im altehrwürdigen Stadttheater galt damals als nicht besonders salonfähig. Das Konzert im ausverkauften Stadttheater wurde zu einem riesigen Erfolg und aus dem einen Auftritt wurde eine traditionelle Serie, die 2007 mit dem 35. Konzert endete. Die Musiker treten nicht nur in Jazzclubs und an Festivals auf. Tradition hat das jährliche Konzert im Schulungs- und Arbeitszentrum für Behinderte in Burgdorf. Spielfreude und Feuer sind bei der Longvalley Jazzband auch nach einem halben Jahrhundert nicht erloschen. Wohl deshalb «schmeckt» Chris Barber’s «Ice Cream» noch genauso erfrischend, auch wenn die Nummer zum x-ten Mal gespielt wird. Ohne Zugaben und dem musikalischen Versprechen «Eh la bas» im nächsten Jahr wieder zu konzertieren, werden die nimmermüden Jazzer vom begeisterten Publikum nicht entlassen.

Von Brigitte Meier