500 Jahre Reformation und ein Hauch von Hollywood
Wie viele andere Kirchgemeinden auch feierte die reformierte Kirche Huttwil am Sonntag, 5. Februar, den Kirchensonntag. Dieser von Laien organisierte Gottesdienst fand dieses Jahr unter dem allgegenwärtigen Thema «Reformation gestern und heute» statt. Ein junges, vierköpfiges Team gestaltete eine informative, abwechslungsreiche Feier mit einer Überraschung am Schluss.
«Wo soll ich bloss sitzen?», werden sich die meisten Gottesdienstbesucher am letzten Sonntag gefragt haben, als sie die Kirche betraten. Abgesehen von einigen Tischen und Stühlen, die bereits für das anschliessende Kirchenkaffee bereitstanden, herrschte gähnende Leere im Raum. Jedem Besucher wurde jedoch mit der Aufforderung, sich doch einfach irgendwo hinzusetzen, ein Stuhl übergeben. Wer auf Überraschungen gehofft hatte, wurde enttäuscht. Nach einigem Rutschen und Schieben sah die Sitzordnung aus wie an anderen Gottesdiensten! Kirchgemeinderätin Eva Wegmüller begrüsste die Anwesenden und bedankte sich bei Melissa, Seraina, Danilo und Gian für das Vorbereiten dieses Gottesdienstes. Matjaz Placet mit seinem virtuosen Akkordeonspiel sowie die talentierte Sängerin Tanja Uttiger waren für die musikalische Umrahmung der Feier zuständig.
Reformation früher
In erfrischend jugendlicher Sprache erklärte der Gymnasiast Gian den Gottesdienstbesuchern die Reformation und ihre Bedeutung für die Menschen im Mittelalter. Nach 1000 Jahren römisch-katholischer Kirche, deren Päpste sich wie Kaiser aufführten, sei es Zeit für ein «Update» gewesen. Die ganze Bevölkerung habe jeweils die Gottesdienste besucht, doch niemand hätte die lateinische Sprache verstanden, in der damals gepredigt wurde. Mit Fegefeuer und Ablassbriefen sei Angst bei den Menschen geschürt und gleichzeitig Geld eingetrieben worden. Dank Luthers 95 Thesen sei es möglich gewesen, sich von den Fesseln dieser Kirche zu befreien und eine persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen.
Reformation heute
Vier Besucherinnen und Besucher aus unterschiedlichen Generationen erklärten anschliessend, was ihnen der Begriff Freiheit bedeutet. «Die Reformation vor 500 Jahren hat die Menschen von damals in ihrem Glauben befreit», erklärte Seraina aus dem Organisationsteam. Freiheiten zu haben, heisse aber auch, selber aktiv zu werden. Und eine totale Freiheit führe in eine Orientierungslosigkeit! Sie wies auf die freie Sitzplatzwahl zu Beginn des Gottesdienstes hin. Viele Besucher seien wohl zuerst etwas hilflos gewesen, hätten sich dann aber an Orientierungspunkten – wo sitzt schon jemand, wo sitze ich sonst – festgehalten und so ihren Platz gewählt. Mit der Reformation hätten die Menschen in ihrem Glauben mehr Freiheit erhalten, und damit sie nicht orientierungslos wurden, musste unter anderem die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt werden. So konnte jeder sich an der persönlichen Beziehung zu Gott orientieren.
Videoclip über Kirchgemeinde
Wie eine reformierte Kirchgemeinde heute aussieht und welches Spektrum an Angeboten sie für ihre Mitglieder bietet, hat eine Filmteam zusammen mit Ratsvertretern in einem kurzen Videoclip festgehalten. Während eines Jahres wurde ein Drehbuch entworfen, passende Schauspieler gesucht, Szenen gedreht und geschnitten sowie alles zusammengestellt. Für die Premiere wurden sämtliche Schauspieler eingeladen, welche nun freudig gespannt auf das erlösende «Film ab» warteten. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht! Das sehenswerte Produkt, welches ab sofort unter www.refkirche-huttwil.ch zu sehen ist, präsentiert witzig, kurzweilig und professionell einige Angebote der Kirchgemeinde Huttwil.
Von Gabi Jost