• Der Bahnhofplatz auf der Südseite wird zur verkehrsfreien Zone, und bietet genügend Platz zum Wenden von Gelenkbussen. · Bild: zvg

06.02.2019
Langenthal

70-Millionen-Kredit einstimmig angenommen

Das Bauvorhaben rund um den Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Bahnhof hat die vorletzte Hürde genommen. Bei der vergangenen Stadtratssitzung haben die Parlamentarier dem 70,8 Millionen Franken grossen Kredit für das Vorprojekt zugestimmt und dem Gemeinderat die Zuständigkeit über die Beschlussfassung einzelner Bauprojekte und Objektkredite übertragen. Nun muss sich nur noch der Stimmbürger dafür aussprechen.

Der Langenthaler Bahnhof ist in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Mit dieser Feststellung eröffnete Reto Müller an der Stadtratssitzung die Diskussion um das zweite Traktandum. Aktuell sei der Südplatz mit dem Verkehrsaufkommen überfordert, auch in den künftigen Jahren werden sich die Anzahl Pendler, Busverbindungen sowie die Verkehrsteilnehmer mit Velo und Auto in dieser Zone deutlich vergrössern. «Ausserdem ist der jetzige Bahnhof mit seiner dunklen, engen Unterführung die auf der einen Seite nicht behindertengerecht ist, auch keine gute Visitenkarte für Langenthal», so der Stadtpräsident. Dass der Standort deshalb durch ein entsprechendes Projekt aufgewertet werden kann, sei eine grosse Chance, zumal ein «Ohnehin-Bedarf» vorhanden sei, der rund 15 Millionen Franken kosten würde. Mit der Aufwertung würde insbesondere im Norden das Areal interessanter und diese Quartiere besser erschlossen – all dies seien eindeutige Gründe, das Projekt anzunehmen.
Die kurzen Reden der Fraktionssprecher zeigten dann, dass dafür kaum Gefahr bestand. «Setzen wir für den Stimmbürger ein Zeichen und stimmen einheitlich für diese Vorlage», forderte SVP-Stadtrat Stefan Grossenbacher, Roland Loser von der SP/GL-Fraktion unterstrich, dass dieses Projekt letztlich weit mehr Wertschöpfung bringt, als es kostet und der vergrös-sernde Wert des Standorts die grossen Kosten durchaus rechtfertigen. Weil vor der Sitzung zwei Informationsveranstalungen stattfanden und die Unterlagen schon viele Fragen beantworteten, war in der Folge die Diskussion nur selten gewünscht. In rund anderthalb Stunden war das Traktandum deshalb erledigt, dabei änderten die Parlamentarier nur einzelne Punkte in der Abstimmungsbotschaft ab, ehe sie das Projekt ohne Gegenstimmen und Enthaltungen gutgeheissen haben.

Bis zu 42,2 Millionen Franken
Damit haben die Stadträte einem Vorprojekt zugestimmt, für welches der Gemeinderat 70,8 Millionen Franken und die Zuständigkeit für die Beschlussfassung über einzelne Bauprojekte und Objektkredite beantragt hat. Dieser Rahmenkredit soll neben der Realisierung auch die weiteren Planungsphasen finanzieren. Das Vorprojekt sieht aktuell finanzielle Aufwände in der Höhe von «nur» 55,9 Millionen vor. Weil sich dieses aber weiterentwickelt, sind Kostenveränderungen von plus/minus 20 Prozent im Bereich des Möglichen, weshalb im zu bewilligenden Rahmenkredt das Maximum vorgesehen werden muss. Ausserdem werden sich nach der Bewilligung des Baugesuches auch der Kanton und der Bund mit etwas mehr als 50 Prozent an den Kosten beteiligen. Nach Abzug der Subventionen soll die Stadt für 30,4 bis maximal 42,2 Millionen Franken aufkommen. Daneben wird die SBB im Rahmen der Vorschriften im Behindertengleichstellungsgesetz Massnahmen für rund 30 Millionen Franken treffen, sodass das Gesamtprojekt im teuersten Fall die 100-Millionen-Franken-Grenze überwindet.

Mehr Veloplätze, verkehrsfreie Zone
Dafür wird aber auch einiges verändert. Der Bahnhofplatz Süd vor dem heutigen Restaurant Da Luca wird zur verkehrsfreien Begegnungszone, auf der Gelenkbusse genügend Platz zum Wenden finden. Der Verkehr wird künftig einspurig geführt, von der Firma Ammann werden die Autos vor der Post in die Richtung der Innenstadt gelenkt, die zweite Zufahrt von der Innenstadt auf der anderen Seite der Post führt nachher zum MParc. Das Gebiet Nord soll derweil komplett überarbeitet werden. Kernstück der Veränderungen ist hier der behindertengerechte Abgang in die Unterführung, die Nord und Süd besser verbindet. Auf beiden Seiten sollen die Veloabstellplätze auf über 2000 Plätze verdoppelt werden, in einem späteren Schritt soll auf dem Areal der ehemaligen Firma Geiser agro.com ein unterirdisches Parkhaus für Autos entstehen, darüber dürften die Stimmbürger aber noch in einem späteren Schritt abstimmen. Daneben soll die nun brach liegende Fläche für verdichtetes Bauen genutzt werden.
Vor allem auch mit der Unterführung sollen die beiden Quartiere auch für den Langsamverkehr besser verbunden werden, daneben erhofft sich die Stadt den verkehrstechnisch wichtigen Knotenpunkt zu erhalten und mit diesem Projekt eine neue, positive Visitenkarte zu erschaffen.
Obwohl die Kosten für diese Erneuerung bis zuletzt schwer wiegen könnten, seien deswegen keine Steuererhöhung zu fürchten, auch in Zusammenhang mit Abschreibungen sei das Projekt für die Stadt Langenthal dank des grossen Eigenkapitals tragbar. «Der Bewilligung des Rahmenkredites in der beantragten Höhe steht aus wirtschaftlicher Sicht nichts entgegen», informierte der Gemeinderat, dem folgte schliesslich auch der Stadtrat. Einer Realisierung zwischen 2022 und 2026 steht deshalb nur noch der Souverän im Weg. Dieser wird am 19. Mai darüber abstimmen, ob er das Vorprojekt in der Höhe von 70,8 Millionen Franken gutheissen will. Der Stadtrat tat dies einstimmig.

Von Leroy Ryser